Heinrich Böll

geb. 21. Dez. 1917 in Köln, gest. 16. Juli 1985 in Kreuzau-Langenbroich

Den Literaturnobelpreisträger von 1972 hat es als Schüler einmal ins Saarland verschlagen. Darüber berichtet Heinrich Böll in seinem autobiografischen Buch „Was soll aus dem Jungen bloß werden? Oder: Irgendwas mit Büchern“ (1981). Die Episode spielt um das Jahr 1936, die Nazis hatten für die höheren Schulen so genannte Schulungslager verordnet: „Zwei Oberstufenklassen verschiedener Schulen verbrachten drei Wochen miteinander in einer Jugendherberge, um einander, um ‚Land und Leute‘ kennen zu lernen, Vorträge zu hören, zu marschieren, Sport zu treiben.“

Dabei kommt der Kölner Gymnasiast nach „Ludweiler bei Völklingen an der Saar“ und wird in Dudweiler Zuhörer einer zwiespältigen Lesung des saarländischen Schriftstellers Johannes Kirschweng. Außerdem erfährt er in Gesprächen mit Arbeitern in den Kneipen von Dudweiler und Völklingen etwas über saarländische Identitätsprobleme: Sie flüstern ihm zu, dass sie jetzt anstelle von fünf Pfennigen für das französische Zigarettenpapier „Riz-La“ fünfzehn Pfennige für das deutsche „Gizeh“ zahlen müssten – aber natürlich seien sie keine Franzosen, sondern natürlich Deutsche. Bölls Saarlandgefühl: „dumpf und ärmlich und ein ‚verknuvter‘ Katholizismus, über und auf allem.“ Und er glaubt, nach dem Saar-Votum für Deutschland 1935, „eine gewisse Reue zu spüren“, und zwar durchaus nicht nur wegen des Zigarettenpapiers. (RP)