Sibylle Knauss

geb. 5. Juli 1944 in Unna, lebt in Ramseck bei Stuttgart

Foto: Manuela Meyer

Sybille Knauss ist eine Schriftstellerin, die in ihren Romanen historische Fakten mit fesselnder Fiktion kombiniert.

„Unterhaltsam zu sein ist die anspruchsvollste Herausforderung für Schriftsteller“, unterstrich Sibylle Knauss im Juli 1998 in einem Interview mit dem Magazin „Der Spiegel“. Diese Maxime, die jeweiligen Stoffe und Motive in der literarischen Bearbeitung kurzweilig, spannend oder fesselnd zu formulieren, verfolgt die Autorin insbesondere bei ihren historischen Romanen stringent und konsequent. „Ich liebe ‚große‘ Stoffe und mute meinen Figuren gern extreme Erfahrungen und Grenzüberschreitungen zu. Oft finde ich solche Stoffe in der historischen Vergangenheit und fürchte mich dann auch nicht vor den Recherchen, die nötig sind. Das gilt für Drehbücher wie auch für meine Romane“, skizziert sie ihre akribische Methodik, möglichst authentische Handlungsrahmen zu konstruieren.

Knauss studierte in München und Heidelberg Germanistik, Anglistik und Theologie, wobei sie nach ihren eigenen Worten der 1968er-Studentenbewegung eher reserviert und ablehnend gegenüberstand. Von 1970 an war sie Gymnasiallehrerin, ehe sie 1981 als freie Schriftstellerin arbeitete. Über zwei Jahrzehnte hinweg, von 1972 bis 1993, lebte sie in St. Ingbert, wo sie „heiratsbedingt hingeraten“ war. Zeitweise fungierte sie auch als Sprecherin des St. Ingberter Literaturforums (ILF).

War schon ihr Erstling „Ach Elise oder Lieben ist ein einsames Geschäft“ 1982 mit dem Preis der „Neuen Literarischen Gesellschaft“ in Hamburg gewürdigt worden, so wurde Sibylle Knauss im Juli 2006 der „Kunstpreis des Saarlandes“ in der Kategorie Literatur verliehen. Die Jury begründete ihre Auswahl mit der „klaren Komposition ihrer Romane. Ihre großen Themen sind vorzüglich recherchiert, man muss Sibylle Knauss eine hervorragende literarische Bearbeitung ihrer Stoffe attestieren. Sie wählt für ihre Romane konsequent überwiegend historische Frauenfiguren, deren Lebenswege sie in besonderer Weise beschreibt. Dabei ist die Sprache Sibylle Knauss’ frei von ideologischem Ballast, ihre Romane lesen sich mit Genuss“. Der damalige saarländische Kultusminister Jürgen Schreier bezeichnete Knauss als „eine hervorragende literarische Botschafterin unseres Landes“ – und dies, obwohl ihre literarischen Arbeiten keine Bezüge zur Region aufweisen. Allein in ihrer Dankesrede für besagte Auszeichnung nahm sie selbstironisch-humorvoll Bezug auf ihre saarländische Zeit.

Historische Figuren, die sie zu den Protagonistinnen von biographischen Romanen machte, sind zum Beispiel Charlotte Corday (Mörderin des Revolutionärs Marat 1783), Renée Pélagie de Montreuil (Ehefrau des Marquis de Sade) oder die Abenteurerin Mary Leakey. Ihr Roman „Evas Cousine“ über die Verwandte von Hitlers Geliebter Eva Braun ist ein in 8 Sprachen übersetzter Bestseller und wird 2002 von der „New York Times“ unter die “Notable Books of the Year” gewählt.

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet Sibylle Knauss seit 1992 als Professorin an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg, wo sie Text und Dramaturgie lehrt. In dieser Funktion hat sie unter dem Titel „Schule des Erzählens“ auch einen „Leitfaden für Film- und Buchautoren“ verfasst, der 1995 erstmals erschienen ist und 2006 neu aufgelegt wurde.

Dass sie sich dem Saarland weiterhin verbunden fühlt, zeigt ihre Übernahme der Aufgabe als sog. Saarland-Botschafterin. (Zur Funktion der Saarland-Botschafter siehe www.saarlandbotschafter.de) (MB)

Am 13. April 2018 hielt die Schriftstellerin bei der Gedenkveranstaltung des verstorbenen Dichter Arnfrid Astel  eine Trauerrede im Konferenzgebäude des Saarländischen Rundfunks.