Stefanie Finkler

geb. 20. Jan. 1961 in (Buweiler-)Rathen (heute zum Stadtteil Löstertal der Stadt Wadern), gest. 11. Sept. 2013 in Tholey

Vergleichsweise spärlich und oft nicht genau datierbar sind – nicht zuletzt ihres frühen Todes wegen – die Fakten zu Stefanie Finklers Leben. Ergibt sich so auch kein geschlossenes Bild, lassen sich dennoch wichtige Stationen aufzeigen:

Beschauliche Kindheit und Jugend im Hochwalddörfchen, umso lebhafter der anschließende Berufsweg – und damit auch Lebenslauf – unter dem Leitmotiv steter Suche und Neuorientierung: Erzieherin, Wirtschaftsabitur, Informatik, eigenes Fitness-Studio, Gestalttherapeutin, selbstständige pädagogische Fachkraft. Schließlich Schulsozialarbeiterin in St. Wendel, wo sie engagiert Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung ihrer Probleme sozialpädagogisch unterstützt und, wie es in einem Nachruf heißt, dadurch „viele Spuren der Liebe und Fürsorge hinterlässt.“

Diese Spuren bleiben auch von der Künstlerin Stefanie Finkler, die ihren Lebenssinn nicht in Überbetonung des Intellekts, Hetze und Leistungsdruck finden will. Neben aller Besinnung, Nachdenklichkeit und zuweilen auch Melancholie stehen aber gleichberechtigt Freude, Humor, nicht selten gewürzt mit Ironie, und Lust auch am spielerischen Umgang mit dem, was sie bewegt.

Schon früh macht sie auf sich aufmerksam: Zehnjährig nimmt sie Gitarren-Unterricht und freut sich schon ein halbes Jahr später über einen Sieg beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. Aus Lehrermund barsch beschieden: „Du sollst den Mund halten, du kannst nicht singen!“, bleibt sie zunächst beim privaten Gesang, Vorbilder sucht sie allgemein in der Folk-Musik und z.B. bei der verehrten Joan Baez im Besonderen. Nach und nach findet sie zu ihrem persönlichen Stil, eigenen Melodien und auch eigenen Texten, zunächst nur in Hochdeutsch.

Ernst wird es Mitte der 1990er Jahre mit ersten Auftritten im größeren Rahmen, solo oder mit ihrem ersten Gitarrenpartner Gaetano Carri. Mit ihm wagt sie sich in das Abenteuer der ersten CD „Stefanie Finkler“ mit zehn Titeln, acht von ihr getextet und sieben komponiert.

Um die Jahrtausendwende begegnet sie Walter Krennrich, u.a. Gitarrist der 1976-1993 bestehenden Gruppe Espe und perfektioniert bei ihm ihr Gitarrenspiel. Im ersten gemeinsamen Konzert sind u.a. von Stefanie geschriebene Mundartlieder zuhören, die auch als CD „Vier Johreszeiten off Saarlännisch“ veröffentlicht werden. Wenig später ist das Duo auch ein Ehepaar.

Die Zuwendung, mit der Stefanie Finkler quer durchs Land Menschen begegnet, beeinflusst auch ihre Sprache. Was bei Mundarttexten ein Manko sein könnte, münzt sie mit Charme und Selbstironie um in eine liebenswerte Besonderheit. Augenzwinkernd ernennt sie ihren „rhein-/moselfränkischen Mundartmix“ zum „richtigen Saarländisch“, das es, wie sie durchaus weiß, nach der reinen Lehre nicht gibt. Mag dies Puristen aufschrecken, dem Publikum gefällt’s.

„Voll daneben“ heißt das nächste gemeinsame Vollprogramm, das auf vielen Bühnen auch weit außerhalb des Saarlandes vorgestellt wird. Hochdeutsch und Mundart, Lieder, Instrumentalnummern (sie spielt mittlerweile auch Klarinette), Lesestücke und Spielszenen wechseln sich ab. Ein Teil davon erscheint 2003 als Studio-CD.

Mehr als ein Jahrzehnt ist das Paar danach Gast zahlreicher öffentlicher Veranstaltungen (u.a. auch im Fernsehen), in denen neben Bewährtem immer wieder auch neue Werke vorgestellt werden. Die nächste CD muss wegen beruflicher Belastungen noch warten. Ein Schnellschuss scheidet schon deswegen aus, weil angesichts des erheblich gewachsenen Repertoires „etwas Besonderes“ geplant ist.

Schicksalsschläge machen alle Pläne zunichte. Walter Krennrich stirbt unerwartet 59jährig am 5. Dezember 2012. Ehefrau Stefanie wagt nach einigen Monaten erste Schritte zurück ins Leben. Am 5. Juni gestaltet sie als Schulsozialarbeiterin mit Schülern einen Infostand im Rahmen einer Aktionswoche Alkohol. Der erste Auftritt als Sängerin folgt am 9. Juni bei einem Benefizkonzert für ein Verbrechensopfer. Wenige Tage danach wird sie konfrontiert mit der Diagnose ihrer eigenen schweren Erkrankung. Vergeblich bleibt der Kampf in verschiedenen Kliniken. Am 11. September 2013 stirbt Stefanie Finkler im Alter von 52 Jahren. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof ihres letzten Wohnorts Theley.

Peter Eckert