Verena Boos
geb. 1977 (genaues Datum nicht zu ermitteln) in Rottweil
Verena Boos ist die erste Autorin, die in den Genuss des Ludwig-Harig-Stipendiums kommt. Ansonsten finden sich weder in ihrer Biografie noch in ihrem Werk Bezüge zum Saarland. Die Fördermaßnahme, gewidmet dem Andenken des saarländischen Schriftstellers Ludwig Harig (1927-2018), wird jährlich vom saarländischen Kultusministerium ausgelobt. Sie ist auf zwei Jahre befristet und mit 10.000,00 Euro dotiert, wovon 3.000 Euro als Publikationszuschuss zu betrachten sind. Bewerben können sich Nachwuchsautor:innen aus der Großregion Saar-Lor-Lux-Elsass-Wallonie-Rheinland-Pfalz oder Autor:innen, die sich thematisch mit dem Saarland oder der Großregion auseinandersetzen.
Lebensdaten: geboren 1977 in Rottweil, wo sie auch aufwuchs und wieder lebt. Längere Aufenthalte in Paris, Bologna, Glasgow, Florenz, Barcelona und London, schließlich in Valencia, München und Frankfurt. Studium der Anglo-Amerikanischen Literatur, Soziologie und Kulturwissenschaften, Promotion in Zeit- und Kulturgeschichte. Seit 2010 freie Autorin.
Als ihr 2019 das Ludwig-Harig-Stipendium zugesprochen wird, hat Verena Boos bereits mehrere andere Stipendien bekommen und im Berliner Aufbau-Verlag zwei Romane veröffentlicht. Ihr Debütroman „Blutorangen“ (2015) ist mehrfach mit Preisen ausgezeichnet worden. Das für das Stipendium eingereichte Romanprojekt „Nonette (Arbeitstitel)“ zeichnet ein deutsch-deutsches Familien-Epos nach, das von Spanien bis nach Schlesien reicht und sich über eineinhalb Jahrhunderte erstreckt. Basierend auf der realen Geschichte einer elsässischen Familie, spannt sich der erzählerische Bogen über die Großregion Saar-Lor-Lux-Elsass-Rheinland-Pfalz. Analog zu Harigs Poetik der Erinnerung soll der Roman nicht nur eine Familiengeschichte vor dem wechselvollen Hintergrund von Krieg und Verfolgung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts darstellen, sondern auch aktuelle Themen wie den Ost-West-Konflikt oder die Arbeitsmigration in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts berühren. Das saarländische Stipendium ermöglicht der Autorin umfangreiche Recherchen zu diesem Thema.
Dass das Material dann aber nicht zu dem geplanten Roman verarbeitet wird, liegt an der 2020 ausgebrochenen Corona-Epidemie, die die Existenzbedingungen der Autorin fundamental in Frage stellt, an einer persönlichen Krise und an einer Intervention ihres Verlegers, der ihr in Nachfolge ihres Debütromans „Blutorangen“ einen weiteren Valencia-Roman vorschlägt.
So entsteht, in Absprache mit dem saarländischen Kultusministerium, zunächst der Roman „Die Taucherin“, den Verena Boos am 9. Mai 2025 im Saarländischen Künstlerhaus vorstellt. Eine junge Frau sucht in Valencia ihre verschwundene Freundin. Miterzählt werden spanische Sozialgeschichte und die deutsch-spanischen Beziehungen. Bei ihrer Lesung sichert die Autorin zu, dass das für das „Nonette“-Projekt recherchierte Material für eine spätere Veröffentlichung verwendet werden soll. (RP)