Ein Ausflug an die Untere Saar

Gabriele Oberhauser

Die „Untere Saar“ beginnt ab Merzig, bildet zwischen Besseringen und Mettlach ihre „große Schleife“, verlässt nach Saarhölzbach das Saarland und fließt dann noch 31 km durch Rheinland-Pfalz bis zur Einmündung in die Mosel in Konz, wenige Kilometer vor Trier. Es ist ein Land zwischen Hunsrück und Saargau. Mitte und Mittelpunkt zwischen der Landesgrenze und Konz ist Saarburg, bis 1969 Kreisstadt, dann, mit dem Landkreis Trier vereinigt, Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Saarburg. HINWEIS

Unser Ausflug gilt vor allem Serrig, der Klause bei Kastel-Staadt, und dem Dorf Kastel-Staadt.

Als ihr Nebenfluss stand die Saar lange im Schatten der Mosel. In den Reisebeschreibungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts wird sie nur als „Anhang“ der „in den Rheinstrom einfallenden Flüsse“ (u. a. Mosel, Lahn, Nahe) bedacht. Das hat sich geändert, spätestens seit die Saar 1975 bis 1986 von ihrer Mündung bis Saarbrücken für die Großschifffahrt ausgebaut und zur „europäischen Wasserstraße“ geworden ist. Seither mäandriert die in ein Betonbett gezwängte Untere Saar nicht mehr, ihre Schleifen wurden abgerundet.
Damit hat auch die Flussromantik ein Ende gefunden. „Ich kann mir kaum etwas Anziehenderes denken, als die Wasserfahrt von Merzig nach Saarburg. Das Schaukeln des leichten Kahnes, das immerwährende Plätschern und Rauschen des ziemlich reißenden Stromes zwischen den steilen Bergen mit ihren dunklen Wäldern, die sich hoch und dicht bis an die Wellen herabdrängen, das stete Durcheinanderklingen der Vogelstimmen, in die kein Menschenlaut sich mischt …“ (so der Jurist und Kunstschriftsteller August Reichensperger 1832), das lässt sich auf den Decks der modernen Fahrgastschiffe zwischen Trier und Mettlach nicht erleben.
Im Zuge der Kanalisierung wurde auch die B 51 Mettlach-Trier, die größtenteils an der Saar entlang führt, ausgebaut.

Für eine nachhaltige Industrialisierung erwies sich das Untere Saartal jedoch als ungünstig. Keine Hütten, keine Gruben, keine Industrieansiedlungen. So blieb die Landschaft weitgehend erhalten. Das gilt vor allem für die Engtäler und steilen Felswände des schluchtartig in den Taunusquarzit eingetieften Flusses vor und nach Saarhölzbach. Über den 430 m hohen Vogelfelsen rechts der Saar führt der Saarlandrundwanderweg vom Schwarzwälder Hochwald zur Saarschleife und in den Saargau. Die Felsen lehren einen das Fürchten: im Rauchfang des Teufelsschornstein habe ein Schmied den Leibhaftigen beschworen.
Flussabwärts ändert sich das Land. Ab Ende der „kleinen Saarschleife“ bei Hamm begleiten auf den Steil- und Gleithängen des Hunsrückschiefers Obstwiesen und Weinberge den Fluss. Knapp 800 Hektar beträgt die Rebfläche. Schon die Römer nutzten die Lage(n) unterhalb ihrer Residenzstadt Trier.

Für die Menschen aus dem Industrierevier der mittleren Saar war dieUntere Saar zum Erholungsraum geworden. „Wer dem unruhigen und düsteren Reich der Steinkohle und der Hochöfen des Saarbeckens im Schnellzuge enteilt und Trier zusteuert, der durchfährt in der letzten Stunde ein anmutiges Tal.“ (Schreibt Richard Wirtz in seinem 1920 erschienenen „Heimatbuch“ „Das Moselland“.) 1907 wurde in Dillingen der Saarwaldverein gegründet, die Flusslandschaft für das Wandern entdeckt, und die Eisenbahnlinie zur „Bahn-Wanderstrecke“.

1980, sechs Jahre nach Beginn der Kanalisierung, wird der Naturpark „Saar-Hunsrück“ eröffnet, die Landschaft der Unteren Saar für den „sanften Tourismus“ neu erschlossen. Beim Naherholungsgebiet blieb es nicht. Die „Saar-Obermosel-Touristik“, mit Sitz in Saarburg und in Konz, wirbt für die Untere Saar als Urlaubsregion. Da genügt nicht eine „Vielfalt an Rad- und Wanderwegen“, es muss dann schon ein „Wandern auf höchstem Niveau“, ein „Grenzenloses Radfahren“ sein, die Freizeitangebote werden zu „Outdoor- Aktivitäten“ und die Saarschleifen zu „Traumschleifen“. Was Saarburg jährlich rund 200.000 Tagegäste und 300.000 Übernachtungen beschert. Und der schönen Stadt an der Mündung des Leukbachs in die Saar, mit Wasserfall und Burgruine, Fachwerkbauten und stattlichen Bürgerhäusern in der Oberstadt, mit Fischer- und Schifferwohnungen am Staden, nicht immer gut bekommt.

„Wie damals sind es immer wieder die zahlreichen Kultur- und Naturdenkmäler, die sich mit der Flusslandschaft verbinden und den Besucher von Nah und Fern in ihren Bann ziehen“. Michael Jung („Vom Flußbad zum ‚sanften Tourismus‘ “) zählt sie auf. Und nennt für den Unterlauf der Saar „die Cloef bei Orscholz mit Blick auf die Saarschleife und die Burgruine Montclair; das Wellesbachtal mit seiner schluchtwaldartigen Vegetation; die Hammer Saarschleife; der Altfels bei Kastel; die Kasteler Klause mit der Grabkapelle des Königs von Böhmen, die Klause bei Serrig und nicht zuletzt auch die Burgruine von Saarburg.“

Literatur: Die Saar. Geschichte eines Flusses. Hrsg. Richard van Dülmen, Eva Labouvie. St. Ingbert, Röhrig Verlag, 1992.

Unser Ausflug in „Dichters Lande“ führt von Saarhölzbach die B51 saarabwärts nach Serrig am rechten Saarufer. Von dort weiter und über die Brücke (B407) ans linke Flussufer nach Saarburg. Hier geht es sogleich nach Krutweiler und saaraufwärts bis Staadt. Dann die Serpentinen hoch nach Kastel-Staadt am Rande des Saargaus und zur Klause in der Felswand, Serrig gegenüber. (Vor der Kanalisierung gab es eine Fähre zwischen Serrig und Staadt.)