7. Ehemaliges Heilig-Geist-Krankenhaus, St. Arnual, Virchowstraße 7
Während des Krieges war das Heilig-Geist-Krankenhaus in Saarbrücken Reservelazarett. Hier tat ein Freund Willi Grafs aus ND-Zeiten, Wilhelm Bollinger (1920 – 1975), als Sanitätssoldat Dienst. Im Geschäftszimmer des Lazaretts bringt er den Koffer unter, den Willi Graf ihm am 22. Januar 1943 übergeben hat: darin Exemplare des fünften Flugblattes der Weißen Rose und ein zerlegbares Vervielfältigungsgerät. Wilhelm Bollinger berichtete nach dem Krieg über die Begegnung mit Willi Graf an diesem Tag: „Wir kamen schon nach wenigen Worten auf die Sinnlosigkeit von Stalingrad – in deren Bann wir gerade standen – und fragten uns, wie lange man alles noch treiben lassen könne. Wie lange noch sollte ungestraft die Menschenwürde in den Schmutz getreten werden dürfen? Willi berichtete über die Ziele der Münchener Widerstandsgruppe. Er übergab mir ein Abziehgerät, mit welchem ich Flugblätter vervielfältigte und an mir bekannte Persönlichkeiten in Saarbrücken schickte. Ich zeigte diese Flugblätter ebenfalls verschiedenen Sanitätsoffizieren des Reservelazarettes Saarbrücken. Es war bezeichnend für die Haltung des von mir angesprochenen Personenkreises, daß kein einziges dieser Flugblätter die Gestapo erreichte.“ [1] Heinz, der andere Bollinger-Bruder, berichtete nach dem Krieg, Wilhelm habe im Reservelazarett für Willi Graf Urlaubsscheine und Militärfahrscheine gefälscht und sogar Waffen – „Offiziers- und Maschinenpistolen“ – besorgt.[2]
[1] Bericht Wilhelm Bollinger, zit. nach Vielhaber/Hanisch/Knoop-Graf, Gewalt und Gewissen, Freiburg 1964, S. 98)
[2] Bericht Heinz Bollinger, zit. nach ebd., S. 29)