geb. 13. Juni 1888 in Lissabon, dort gest.30. November 1935
Gilt als der bedeutendste moderne Dichter Portugals.
Fährt im Alter von acht Jahren mit Mutter und Stiefvater nach Durban in Südafrika, kehrt nach neun Jahren zurück und beginnt Literaturwissenschaft zu studieren. Um der Schriftstellerei willen verzichtet Pessoa auf berufliche Karriere und wird Fremdsprachenkorrespondent für verschiedene Handelshäuser in Lissabons Unterstadt. Die bleibt ihm “Heimstatt” bis zu seinem Tod.
Eine Eigenart des Autors ist, dass er sein Werk verschiedenen fiktiven Autoren unterschiebt, seinen imaginären Freunden.
An seinem Hauptwerk, dem “Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares”, schrieb Pessoa von 1913 bis 1934. Erst 47 Jahre nach seinem Tod, 1982 wurden die hand- und maschinenschriftlichen Texte, Meditationen und Bekenntnisse veröffentlicht; drei Jahre später ins Deutsche übertragen und herausgegeben von Georg Rudolf Lind im Schweizer Ammann Verlag. Eine Renaissance als “Jahrhundertbuch” erfuhr “Das Buch der Unruhe” in der neuen Originalausgabe von Richard Zenith, deutsch von Inés Kobel, 2003. ZITAT
Zitat von Fernando Pessoa
Meine Manie, mir eine falsche Welt zu erschaffen, begleitet mich noch immer und wird mich erst verlassen, wenn ich sterbe. Heute reihe ich in meine Schublade weder Zwirnrollen noch Schachfiguren […] statt dessen aber reihe ich in meiner Phantasie, wohlig wie einer, der sich im Winter am Herdfeuer wärmt, jene verläßlichen, lebendigen Gestalten, die mein Innenleben bevölkern. Ich habe eine Welt von Freunden in mir, mit eigenen, wirklichen, vorbestimmten und noch offenen Lebensläufen.
Einige kämpfen mit Schwierigkeiten, andere führen ein bescheidenes, buntes Bohemeleben. Wieder andere sind Handelsreisende […] , oder aber sie leben in Dörfern und Marktflecken eines ländlichen Portugals in mir, kommen in die Stadt, wo ich ihnen zufällig begegne, sie wiedererkenne und gerührt in die Arme schließe … Und wenn ich dies, in meinem Zimmer auf und ab gehend, laut redend und gestikulierend, träume … wenn ich dies träume und ausmale, wie ich ihnen begegne, werde ich heiter, werde ich, hüpfe umher, meine Augen glänzen, ich öffne die Arme und spüre ein gewaltiges, unvergleichliches Glücksgefühl…
Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares. Fischer Taschenbuch Frankfurt a. M., 6. Auflage 2015. Seite 103/104
Schließen