Gustav Bruch

geb. 12. Jan. 1822 in St. Johann (heute Saarbrücken), gest. 7. Juli 1899 ebendort

Ölgemälde

Porträt in der Ehrenbürger-Galerie des Saarbrücker Rathauses

Bierbrauer, Gutsbesitzer, Politiker und Poet

Das Dichten war unter den mehrfachen Begabungen von Gustav Bruch vielleicht nicht die ausgeprägteste – ein dichtender Unternehmer und Kommunalpolitiker ist für Saarbrücken in jedem Fall etwas Besonderes. Aber obwohl er „einen hohen Anteil an der Stadtgeschichte Saarbrückens genommen“ hat, waren Wirken und Biografie von Gustav Bruch „weitgehend unbekannt“, bis Eva Kell in der Ausgabe 2002/2003 der Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend eine entsprechende Untersuchung veröffentlicht hat. Unsere Darstellung fußt auf dem Aufsatz der Historikerin.

Der Name wird in der Ehrenbürgergalerie des Saarbrücker Rathauses als Gustav Samuel Daniel Bruch angegeben, bei Eva Kell als Gustav Samuel Bruch, auf dem Familiengrab auf dem Friedhof St. Johann als Gustav Bruch.
Gustav Bruch, einer der Ahnen einer bis heute aktiven Brauerdynastie in Saarbrücken, ist ein unternehmerisches Talent. Er überführt den Braubetrieb, der von der Familie in dritter Generation betrieben wird, von der traditionellen Hausbrauerei im „Stiefel“ am St. Johanner Markt in eine moderne Brauerei in der Fürstenstraße und sichert damit in der Phase der Industrialisierung des Brauereigewerbes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Überleben des Unternehmens. Im hohen Alter plant er die Verlegung der Brauerei in die Scheidter Straße, wo sie noch heute ansässig ist.

Grab der Familie Bruch auf dem Friedhof St. Johann

Bemerkenswert auch sein politisches Engagement. Von Jugend an betätigt er sich als kompromissloser Liberaler, gegen den preußischen Neoabsolutismus. 1948 wird er Mitbegründer des St. Johanner Bürgervereins. Höhepunkt dieser Phase seines politischen Wirkens ist eine flammende Freiheitsrede mit einem Bekenntnis zur Paulskirchen-Verfassung, die er am 18. Mai 1849 vor mehr als tausend Zuhörern hält – „ein tapferes Statement für Freiheit und Einheit mit dem Rücken zur Wand angesichts der Bedrohung durch politische Verfolgung“ (Eva Kell). Da ihm daraufhin die Verhaftung droht, muss er für eine Zeitlang ins bayerische Exil gehen – nach Ensheim, das damals zum Königreich Bayern gehört; hier baut er später das Hofgut Eschringer Hof auf.

Nach seiner Rückkehr ins preußische St. Johann engagiert Bruch sich im Rahmen der Kommunalpolitik, nahezu vierzig Jahre lang ist er Mitglied des Kreistags und von 1857 bis 1870 Mitglied des St. Johanner Stadtrats, um dann von 1871 bis 1887 das Ehrenamt des Zweiten Beigeordneten der Stadt auszuüben. Seine Vorstellung von Politik bleibt immer noch von den Idealen der Paulskirche geprägt. Zu seinen bemerkenswertesten Aktionen dieser Phase gehört sein – letzten Endes vergeblicher – Widerstand gegen den Verkauf des Halbergs an den Neunkircher Industriellen Stumm 1875/76. Im Jahr 1897 erhält er anlässlich der Grundsteinlegung des Rathauses (heute Rathaus der Stadt Saarbrücken) die Ehrenbürgerwürde der Stadt St. Johann. Sein Porträt, gemalt von seiner Schwester Berta, hing im Vorraum des Rathausfestsaals, bis es in der Gegenwart abhandenkam. Inzwischen wurde es durch eine Kopie ersetzt.

Als Eva Kell anlässlich des 300jährigen Jubiläums der Bruch-Brauerei im Jahr 2002 Einblick in die privaten Unterlagen von Gustav Bruch erhält, sichtet sie auch über 100 Seiten Manuskripte mit Gedichten, Satiren, Aphorismen sowie politischen und philosophischen Aufzeichnungen gesichtet. Öffentlich bekannt ist seitdem nur, was Eva Kell als Zitat in ihren Aufsatz in der Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend eingebaut hat, teils als Auszug, teils als vollständiger Text. Sie vermerkt: „Er war sich der Grenzen seines Talentes bewusst, dessen Pflege angesichts seiner großen Beanspruchung […] den wenigen Mußestunden vorbehalten war. Dennoch ist sein Oeuvre in seiner Kontinuität und Schlüssigkeit bemerkenswert.“

Im Einzelnen werden zitiert ein Gedicht über das Brauerhandwerk („Sinnend starrt ein alter Brauer / in die Flut des Kessels hin…“), über die Hoffnung auf ein erfolgreiches Leben, über den Mittelstand („Und glaub er nur mein lieber Herr / wir werden uns erkriegen / dann wird einmal von ungefähr / all Herrentum erliegen.“), ein Spottgedicht auf profilierungssüchtige Politiker, ein Gedicht über seine eigene am Gemeinwohl orientierte politische Ethik, eine Satire auf das Geklüngel im Stadtrat, ein Freiheitsgedicht von 1850; summarisch genannt werden darüber hinaus zahlreiche Freiheitsgedichte. (RP) ZITAT