Karl Aulenbach

geb. 6. Aug. 1813 in Homburg, gest. 25. Sept. 1881 in Asherville / Indiana

Karl Aulenbach dichtete für Demokratie und Freiheit und war zudem ultrakonservativer lutherischer Geistlicher.

Obwohl sein Name stets mit dem Unterfangen in Verbindung gebracht wird, Johann Georg August Wirth beim Gefangenentransport von Zweibrücken nach Kaiserslautern zu befreien, ist Karl Aulenbach zumindest im engeren Kreis der „Attentäter“ nicht nachweisbar. Jene elf jungen Männer, die in der Nacht vom 22. auf den 23. April 1834 die eskortierte Kutsche überfielen, um den vormaligen Redakteur der „Deutschen Tribüne“ vor dem Gefängnis zu bewahren, mussten nach dem Scheitern ihres Versuchs sämtlich ins Ausland fliehen. Möglicherweise war der Homburger Pfarrerssohn aber in die Pläne involviert.

Der Bewegung im Vorfeld des Hambacher Festes brachte er auf jeden Fall schon früh Sympathien entgegen: So war er, gerade 18-jährig, dem „Preßverein“ beigetreten. Der jüngere Bruder des in der Pfalz später sehr populären Dichters Friedrich Aulenbach hatte bereits zu seiner Zweibrücker Gymnasialzeit Bekanntschaft mit Justiz und Zensur gemacht. Wegen eines Artikels im „Rheinbayerischen Anzeiger“, in dem er verbal gegen die Regierung und deren Hofkommissar Fürst von Wrede Front gemacht hatte, war er zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Um der Familientradition zu entsprechen, studierte er zunächst Theologie in Erlangen, musste aber die Universität wegen seiner politischen Aktivitäten verlassen. Sein Studium setzte er in Göttingen fort, wo er Freundschaft mit Daniel Schenkel schloss, der als fundamentalistischer Anhänger eines erzreaktionären Protestantismus gilt. Persona non grata in der Pfalz, erhielt Aulenbach auf Schenkels Vermittlung seine erste Pfarrstelle im badischen Schmieheim (Ortenau). Erst 1846 wurde ihm die Rückkehr in die Pfalz ermöglicht; in Grünstadt übernahm er ein Vikariat.

Als 1849 die „Pfälzische Revolution“ scheiterte und Demokratie in Deutschland durch preußisches Militär verhindert wurde, gehörte Karl Aulenbach zu jenem Viertel der pfälzischen Bevölkerung, das sein Heil in Amerika suchte und emigrierte. Dort wurde er zunächst Pfarrer im von deutschen Auswanderern geprägten Tuscarawas County. Danach hatte er 14 Jahre lang die Pfarrstelle in Zanesville (ebenfalls Ohio), die er 1878 aufgab, weil er die von seiner Gemeinde geforderten innerkirchlichen Neuerungen kategorisch ablehnte.

Karl Aulenbachs Lyrik steht quasi exemplarisch für die Vormärz-Dichtung schlechthin: Die Demokratie-Bewegung und ihr Scheitern, Freiheit, ein deutscher Einheitsstaat sind seine Themen. Aber auch die Schönheiten seiner pfälzischen Heimat beschäftigen ihn. Vornehmlich verfasste der Pfarrer freilich religiöse Lehrgedichte, die seine orthodox-lutherische Gesinnung offenbaren. Die „Union“ des Jahres 1818, bei der reformierte und lutherische Glaubensrichtungen in der Pfalz zusammengeschlossen worden waren, war ihm zeitlebens verhasst, und auch deren Bestätigung 1848 stand er ablehnend gegenüber. ZITAT

Der Treppenwitz der Geschichte als Fußnote: Karl Aulenbach war mütterlicherseits Cousin zweiten Grades von Julia Hauke (1825 – 1895), die als Stammmutter der Adelsfamilien Battenberg / Mounbatten gilt und die Urgroßmutter von Prinz Philipp, Gemahl der englischen Königin Elisabeth II., ist. Eine Begegnung im Homburger Pfarrhaus 1831/32, die auf Veranlassung von Friedrich Schüler, u.a. Vorsitzender des „Preßvereins“, zustande gekommen war, hat Friedrich Aulenbach beschrieben. Der radikale Homburger Demokrat und das englische Königshaus haben also ein- und dieselben familiären Wurzeln. (MB)