geb. 21. 12. 1800 auf Schloss Friedenstein bei Gotha, gest. 30. August 1831 in Paris
Bronzestatur der Herzogin Luise auf der Rathaustreppe in St. Wendel.
Einziges Kind des Herzogs August von Sachsen-Gotha-Altenburg. 1817 Heirat mit dem fast 17 Jahre älteren Herzog Ernst von Sachsen Coburg-Saalfeld, zwei Söhne. Wovon der jüngere, Albert, 1840 Prinzgemahl der Königin Viktoria von England wurde, und Herzogin Luise demzufolge die “Stammmutter der Windsors” ist (Albert gab dem englischen Könighaus den Namen Sachsen-Coburg und Gotha, während des Ersten Weltkrieges umbenannt in Haus Windsor).
Seit 1824 in St. Wendel im “Asyl”. 1826 Scheidung und Heirat mit dem Stallmeister Max von Hanstein. .
Das Glück dauerte nur kurz. Nach schwerer Krankheit und Tod in Paris 1831 Bestattung in der evangelischen Kirche von Pfeffelbach (unterhalb Thallichtenberg). 1846 Überführung nach Coburg und Beisetzung in der Fürstengruft, von dort 1860 Umbettung in das neu erbaute Mausoleum am Glockenberg an die Seite ihres geschiedenen Mannes.
2019: Der 200. Geburtstag von Prinz Albert (geb. 26. August 1819) wird gefeiert, das Jahr zum “Prinz-Albert-Jahr” erklärt. Was die Stadt St. Wendel veranlasste, auch seiner Mutter, “Einer (fast) vergessenen Herzogin”, zu gedenken.
Mit der Ausstellung “St. Wendel im Fürstentum Lichtenberg” (16. April bis 9. Juni) gab das Museum St. Wendel einen aufschlussreichen, mit Urkunden versehenen Einblick in die Zeit von der Geburt Herzogs Ernst I. (1784) bis zum Tode Prinz Alberts (1861). Im Mittelpunkt (mit nachgebautem und mit Leihgaben möbliertem Wohn- und Schreibzimmer) Herzogin Luise als “Landesmutter einer Coburger Exklave” (1824-1831).
Gleichzeitig erschien das Buch “Und grüße die Kinder von mir”, Briefe der Herzogin Luise, geschrieben im St. Wendeler Exil, die letzten in Paris. Überliefert sind diese Briefe im Staatsarchiv Coburg, transkribiert und kommentiert wurden sie im Stadtarchiv St. Wendel.
“Sie berichten von Luises Leben in St. Wendel und geben Aufschluss über die gesellschaftlichen Verhältnisse in der Stadt und im Fürstentum Lichtenberg. In den 35 Briefen, die in diese Edition aufgenommen wurden, lassen sich die schwierige Situation der verstoßenen Herzogin, das kurze Lebensglück in ihrer neuen Heimat und schließlich ihr Leiden und Sterben nachvollziehen.” (Magdalene Grothusmann) ZITAT
Zitat
An Ernst. St. Wendel, 22. November 1824
Deinen gütigen Brief mein theurer Freund, erhielt ich sogleich bei meiner Ankunft in deinem Lande durch Schnür. – (A. F. Schnür, Leiter von Ernsts Privatbüro)
Gar freudig war es für mich gleich die Worte des freundlichen Landesherrn bei meinem Eintritte in seinem Gebiet zu empfangen und ich sage dir meinen innigsten Dank für dießen Beweiß deines Andenkens, sowohl als für die hübsche Einrichtung des Hauses, das wir bewohnen. (Heute Rathaus 1) Ich erkenne darin deine mir bekannte Sorgfalt, für alle diejenigen, die dir angehören und dazu zähle ich mich noch, so lange nemlich wie du es willst mein milder Freund u. Landesherr. –
[…]
Ich habe einen amaranthen (leicht bläuliches rot) salon, ein gelbes Vorzimmer, ein blaues Empfangzimmer, ein graues Wohn u. Schreibcabinet, ein rosa Ankleidezimmer u. ein dunkelgrünes Schlafzimmer worin ein Bad sich befindet. Alles ist so gemächlich wie nur möglich und ich wiederhole dir meinen herzlichen Dank, mein Freund. – Alles erinnert mich hier an dich u. freilich komme ich mir dir hier näher vor als im fremden Lande. Die Zimmer, ihre Größe, Eintheilung, erinnern mich an die freundlichen, kleinen von uns zuerst bewohnten Zimmer in deinem Schloße. (Rosenau) Dazumahl war vieles anders, recht glückliche Stunden hatte ich dort dir zu verdanken, lieber Ernst, vergib, wenn sie es nicht so blieben. […]
[…]
Meine ökonomischen Einrichtungen sind nun beendet, hier der ètat zur Einsicht, ich habe den festen Vorsatz ohne Schulden das Jahr zu beschließen, in unserer Einöde fallen manche Ausgaben weg und Eitelkeit ist hier nicht de mode. –
[…]
Für die Sorge um einen protestantischen Geistlichen bin ich dir sehr dankbar, doch ist einer hier der sich vielleicht beleidigt fühlte wenn man ihn verdränge, ein ältlicher Mann. Dieß ist was ich dir von mir u. St: Wendel erzählen kann. Ich werde fortfahren dir ausführliche Nachrichten zu geben so bald ich nur weiß, daß sie dir willkommen sind. –
Du bist nun in Rodach, denke dort an mich, du kannst es freudiger als an irgendeinen andern Ort. Mir bleibt das stille Jagdtschloß immer werth, da die ersten, glücklichen Erinnerungen daran haften, so wie man sich immer gern der Kinderzeit und der ersten Jugendtage erinnert, wo Unschuld, Heiterkeit sie verschönert und das Leben noch ein Ideal von unentweithem Glücke ist. –
[…]
Nun lebe wohl mein theurer Freund! –
St: Wendel den 22. Novbr: LuiseHzS. (Herzogin zu Sachsen)
1824 – Montag
Aus: Und grüße die Kinder von mir. Briefe der Herzogin Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld aus und nach St. Wendel 1824 bis 1831. Hrsg Stadtarchiv St. Wendel, Staatsarchiv Coburg 2019.
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