Margot Greff

geb. 20. Febr. 1951 in Wahlschied

Porträ Margot Greff

Foto: Privat

Im Alter von 71 Jahren veröffentlicht Margot Greff ihr erstes Buch, „Mein Wahlschied“.

Margot Greff geb. Braun stammt aus Wahlschied und lebt bis heute in dem Ort, der seit 1974 Ortsteil der Gemeinde Heusweiler ist, ihre Buchveröffentlichung ist Wahlschied gewidmet. Sie hatte vier Geschwister, ist verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkel. Von Beruf ist sie examinierte Altenpflegerin, als sie ihr Buch schreibt, ist sie Rentnerin.

Das Buch „Mein Wahlschied“, 2022 in Erwin Stegentritts AQ-Verlag veröffentlicht, ist in seinem ersten Teil eine genaue Bestandsaufnahme und als solche ein Protokoll der Verluste, die der Ort erlitten hat, seit Margot Greff dort in den 1950er Jahren aufgewachsen ist. Diese Bestandsaufnahme zeigt exemplarisch die Veränderungen, wie sie in den vergangenen Jahren nicht nur in Wahlschied und nicht nur im Saarland Platz gegriffen haben. Von der Form her erinnert dieser erste Teil des Buches an die sog. Kahlschlagliteratur, in der deutsche Autorinnen und Autoren in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Sicht der „kleinen Leute“ nüchtern und genau Bilanz zu ziehen versuchten (Beispiel: das Gedicht „Inventur“ von Günter Eich).

Zum Motiv ihres Schreibens erklärt die Autorin: „Heute beginne ich zu schreiben für meine Enkel und Urenkel, wie es bei uns dahemm war. Das soll nicht verloren gehen, weil das alles geschehen ist, so wie ich es beschreibe ist es die Wahrheit.“

Margot Greff als Kind

Margot Greff als Kind

Was bei Margot Greff als bloße Aufzählung und als ausführlichere Beschreibung daherkommt, entwickelt seine eigene Aussagekraft, etwa im Kapitel über die Geschäfte und Gewerke. In Margot Greffs Kindheit gab es im kleinen Bergmannsdorf Wahlschied u.a. 2 Friseure, 2 Blumengeschäfte, 3 Bäckereien, 2 Metzgereien, 1 Konsumladen, 1 Obst- und Gemüseladen, 2 Lebensmittelgeschäfte, 1 Milchgeschäft, 2 Haushaltswarengeschäfte, 2 Tankstellen, 1 Post; es gab Fliesenleger, Maler und Anstreicher, Schneider, Schuhmacher, Klempner, Gärtner, Schreiner. Besonders heftig ist der Verlust bei den für das soziale Leben so wichtigen Gaststätten: Heute existiert noch eine, seinerzeit waren es acht.

Der zweite Teil des Buches mit 29 kleinen Erzählungen von Selbsterlebtem gibt eine plastische Vorstellung von dieser untergegangenen Lebenswelt. Die Überschriften lauten beispielsweise: „Wo wir Kinder spielten“, „Fasenacht im Dorf“ oder „Das große Laxem kochen bei Nachse Kathche im Ecke“.

Margot Greff macht keinen Hehl daraus, dass sie den alten Zeiten nachtrauert. Es sind nicht nur die Hausmacher Würste, „so gute wie damals gibt es heute keine mehr“. Es war die ganze Lebensweise: „Ich vermisse heute diese Zeit so sehr, wir waren eigentlich arm und hatten doch so viel.“ (RP)