Max Ophüls
geb. 6. Mai 1902 in St. Johann (ab 1909 Saarbrücken), gest. 26. März 1957 in Hamburg
Max Ophüls ist ein bedeutender Theater-, Hörspiel- und Filmregisseur („Der Reigen“, „Lola Montez“), der in seinen Lebenserinnerungen die prägenden Jahre in seiner Geburtsstadt Saarbrücken dargestellt hat.
Max Ophüls wird geboren als Sohn des jüdischen Kaufmanns Leopold Oppenheimer und seiner Frau Helene. Die Eltern wohnen bei der Geburt des Sohnes in der Sulzbachstraße, ziehen 1908 um in die Försterstraße und erwerben dort 1917 ein eigenes Haus.1 In den 1920er Jahren, als Max schon nicht mehr bei seinen Eltern wohnt, ziehen sie in ein Landhaus in Scheidt und vermieten das Haus in der Försterstraße.
Max Oppenheimer hat eine jüngere Schwester, Friedl, später verheiratete Heilbronner, geboren 1909, gestorben 1999. Sie ist seit 1981 regelmäßig Gast des nach ihrem Bruder benannten Saarbrücker Filmfestivals und hilft bei der Suche nach Materialien und Dokumenten. Als Anerkennung für ihre Unterstützung schenkt Oberbürgermeister Hajo Hoffmann ihr 1993 ein Siegel der Landeshauptstadt.
Max Oppenheimer besucht die Volksschule Rotenberg von Ostern 1908 bis Ostern 1912, bis 1915 das humanistische Ludwigsgymnasium, 1915 wechselt er zur Königlichen Oberrealschule St. Johann-Saarbrücken. Als Unterprimaner verlässt er im November 1920 die Schule – dies ist dem aufmüpfigen Schüler und „engagierten Marxisten“ (sein Sohn Marcel Ophüls) von der Schulleitung nahegelegt worden, entspricht aber auch seinen eigenen Wünschen, da er nach Erfolgen bei Schüleraufführungen Schauspieler werden will. Er geht nach Stuttgart und wird in der Spielzeit 1920/21 Schauspielschüler am Württembergischen Landestheater Stuttgart. Seitdem führt er den Namen Max Ophüls – nach eigenem Bekunden, weil sein Vater ihm an dem Tag, als er sich entschließt, Schauspieler zu werden, verbietet, weiter seinen Namen zu tragen; Ophüls-Biograph Helmut G. Asper zitiert hingegen Max‘ Schwester mit der Erinnerung, Leopold Oppenheimer sei sehr ungehalten gewesen über die Namensänderung und habe seinem Sohn vorgeworfen, der Name Oppenheimer sei ihm wohl nicht gut genug. Max Ophüls habe ihn überzeugen müssen, dass es für seine Theaterkarriere besser sei, den offensichtlich jüdischen Namen durch ein Pseudonym zu ersetzen. Unter dem neuen Namen macht er dann tatsächlich Karriere, nicht nur im Theater, sondern vor allem beim Film…
Spiel im Dasein
Ende März 1933, unmittelbar nach der Berliner Premiere seines Films „Liebelei“, verlässt Max Ophüls das Deutsche Reich und kehrt nach Saarbrücken zurück, wo er bis zur Saarabstimmung im Januar 1935 seinen Hauptwohnsitz angemeldet hat; aber schon im April 1933 geht er nach Paris ins Exil. Zum 13. Januar 1935 fährt er nach Saarbrücken und nimmt an der Abstimmung teil; mit seinem Votum will er dazu beitragen, dass Hitler die erste außenpolitische Niederlage erleidet. Sein Vater, der in der Familie als „glühender Franzosenfreund“ bekannt ist (Asper), hat sich für den „Status quo“ engagiert. Unmittelbar nach der Abstimmung bringen Max Ophüls und seine Schwester die Eltern nach Metz; diese kehren nicht mehr nach Saarbrücken zurück. Das Geschäft wird weit unter Wert verkauft.
Max Ophüls verfasst seine Erinnerungen „Spiel im Dasein“ 1945 im Exil in Hollywood. Eigentlich sind sie für Publicity-Zwecke bestimmt, und zwar für das Public Relations Office der Studios „California Pictures“, bei dem er als Drehbuchautor und Regisseur angestellt ist. Helmut G. Asper, der alles im Detail nachgeprüft hat, urteilt, dass Ophüls hier „im poetischen Überschwang öfter historische Wahrheit und Dichtung miteinander vermischt“. Den deutschen Text, der erst zwei Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wird, hat Ophüls selbst nie mehr durchgesehen und korrigiert.
Ophüls führt in „Spiel im Dasein“ seine „etwas leichtfertige Einstellung zu nationalen und politischen Problemen“ auf die Herkunft aus Saarbrücken und dem Saarland zurück, die alle paar Generationen zwischen Frankreich und Deutschland hin- und hergeworfen worden seien. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs war für den 12jährigen Schüler ein aufregendes Erlebnis. Die Saarbrücker seien sich wichtig vorgekommen, weil die Stadt im Aufmarsch gegen Frankreich das Hauptquartier der kronprinzlichen Armee gewesen sei. Aber bald wurde es ernst, französische Flugzeuge seien gekommen und hätten die Stadt Tag und Nacht bombardiert. Max Oppenheimer hatte seine erste Begegnung mit dem Tod. Als 1918 die siegreichen Franzosen in der Stadt einzogen, war es für die Schüler wieder ein aufregendes Schauspiel.
A propos Schauspiel: Wenn man Ophüls glauben darf, hat das Saarbrücker Stadttheater bei jedem Anlass Schillers „Wilhelm Tell“ aufgeführt: 1914 beim Aufbruch des Kronprinzen nach Frankreich, 1918 bei der Ausrufung der Republik und 1920 beim Regierungsantritt des Kommissars des Völkerbundes. Für Max Oppenheimer war das Theater wichtiger als alle historischen Ereignisse. Was sich im Saarbrücker Stadttheater seinerzeit abspielte, war ihm noch 1945 bei der Abfassung seiner Erinnerungen „plastisch klar bis ins kleinste Detail“, er sah jeden Schauspieler, jeden Sänger, jeden Choristen, jeden Statisten vor sich, hörte noch ihre Stimmen, konnte sie alle kopieren.2 Er selbst wollte zur Bühne, weil er mit Neid sah, wie die Mädchen verliebte Augen auf die Schauspieler warfen.
Saarbrücken besinnt sich 1980 des großen Sohns der Stadt und gründet den Wettbewerb um den Max-Ophüls-Preis, der sich seitdem als jährliches Festival des deutschsprachigen Nachwuchsfilms fest etabliert hat; Marcel Ophüls protestiert anfangs erfolglos gegen die Verwendung des Namens seines Vaters, zeigt sich später aber versöhnt.3 Die Freiwillige Ganztagsgrundschule Am Homburg ist nach Max Ophüls benannt; es gibt einen Max-Ophüls-Platz mit Erinnerungsstele; am Geburtshaus wird eine Plakette angebracht. (RP)