Mohsen Ramazani-Mogghaddam
geb. 3. Nov. 1950 in Teheran
1973 nach Deutschland, Physik-Studium in Saarbrücken, 1988 Promotion, danach Wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Ramazani-Mogghaddam legt 2014 im Selbstverlag ein Buch vor, in dem er mit ironischer Distanz das Innenleben der Saarbrücker Szene-Kneipe Bingert im Nauwieser Viertel beschreibt.1 Er hat hier als Mitglied des Kneipenkollektivs seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre hinter der Theke gearbeitet, um sein Studium zu finanzieren. Er machte das länger, als er es ursprünglich vorgehabt hatte; denn: „[…] das Bingert war für mich ein Platz mit Menschen, die mir auf den ersten Blick offen gegenübertraten und mir ein wenig Wärme boten, sodass meine Einsamkeit leichter zu ertragen war. Außerdem interessierten sich manche sogar ein bisschen für die politische Situation in meinem Heimatland.“ ZITAT
Beim 2022 vorgelegten Buch „Farid“ kann man davon ausgehen, dass die Titelfigur, von der in der dritten Person erzählt wird, weitgehend mit dem Autor identisch ist. Lebensdaten und sonstige biografische Fakten stimmen mit denen von Mohsen Ramazani-Moghaddam überein. Dem Erzähltext vorangestellt ist die Bemerkung: „Alles hat sich so zugetragen, aber es ist verfremdet.“ Obwohl es mit einer privaten Episode beginnt und endet, ist es in erster Linie ein politisches Buch. Der Autor gibt sich als einer zu erkennen, der in Deutschland die Vorzüge der westlichen Demokratie schätzen gelernt hat und der zum humanistischen Linken geworden ist.
Kapitel 1, das noch im Iran spielt, wurde unter dem Titel „Ein Kind“ schon 2016 in den „Saarbrücker Heften“ veröffentlicht. Die eigentliche Chronologie der Erzählung setzt 1976/77 im Saarland ein. Farid, aus dem Iran stammender Student in Saarbrücken, nimmt an einer Demonstration gegen den Landesparteitag der NPD in Bildstock teil und verliebt sich in Birgit, eine Beziehung bahnt sich an. „In der Zeit nach der 68er-Bewegung zu leben, war jedoch nicht die günstigste Voraussetzung, um feste Beziehungen zu führen.“ Birgit sehnt sich nach mehr Freiheit in ihrer Beziehung, Farid kommt damit nicht klar.
Im August 1979 reist Farid nach Teheran zu seinen Eltern. Er erlebt, wie die nach dem Sturz des Schahs gewonnene Freiheit unter die Räder von Chomeinis totalitärer Islamischer Republik gerät. Der Bericht von Farids Aufenthalt im Iran dient als Rahmen für die tragischen Lebensgeschichten von Opfern der alten Regierung, die nun in Konflikt mit dem neuen Regime geraten. Der saarländische Faden wird am Ende kurz noch einmal aufgegriffen, als Farid schon wieder seit zehn Jahren aus dem Iran zurück ist. (RP)