Theodor Fontane

geb. 30. Dez. 1819 in Neuruppin, gest. 20. Sept. 1898 in Berlin

Der Autor der „Effi Briest“ (Buchausgabe 1886) und anderer bedeutender Romane verbringt nicht einmal einen ganzen Tag in der Doppelstadt St. Johann-Saarbrücken – aber es genügte für ein vernichtendes Urteil.

Im September 1870 reist Fontane nach Frankreich, um Material für ein Buch über den Deutsch-Französischen Krieg zu sammeln. Als er leichtsinnig das von deutschen Truppen besetzte Gebiet verlässt, wird er im Domremy vor der Statue der Jeanne d’Arc von den Franzosen als Spion verhaftet, erst nach fast zweimonatigen Bemühungen aus Deutschland gelingt es, ihn freizubekommen.  Dieser ganzen abenteuerlichen Geschichte haben Gabriele Radecke und Robert Rauh eine detaillierte Darstellung gewidmet, die 2020 erschienen ist (Fontanes Kriegsgefangenschaft. Wie der Dichter in Frankreich dem Tod entging. Be.bra Verlag Berlin).

Vom 9. April bis 16. Mai unternimmt er eine zweite Recherche-Reise zu den Kriegsschauplätzen in Frankreich. Bis Saarbrücken ist er seinerzeit nicht gekommen, das holt er jetzt, mit dem Zug von Metz anreisend, nach. Sobald er Mitte Mai wieder zu Hause in Berlin ist, beginnt er mit der Arbeit an dem Buch „Aus den Tagen der Occupation. Eine Osterreise nach Nordfrankreich und Elsaß-Lothringen“.

Fontane trifft am 9. Mai in Saarbrücken ein und beginnt mit einer Besichtigung des Schlachtfelds auf der Spicherer Höhe. Dann gewinnt er erste Eindrücke der Doppelstadt aus St. Johann und Saarbrücken:  Im Vergleich mit Metz habe sie „etwas Ödes und Tristes“. Der Schlossplatz, die Straßen, die ganze Anlage der Stadt erinnert ihn, und das ist nicht schmeichelhaft, an seine Geburtsstadt Neu-Ruppin. „Das Beste sind die Brücken und das Bahnhofsgebäude […]“ Im Gasthaus zur Post, in dem er übernachtet, missfällt ihm das Mobiliar, beim Mittagessen am nächsten Tag empfindet er „horrible Langeweile“, das Gespräch mit der Kellnerin in einer Gartenwirtschaft deprimiert ihn, um vier Uhr am Nachmittag reist er wieder ab und findet, er sei „offenbar zu lange“ hier gewesen.

Indirekt besteht auch eine Verbindung von Fontane zu Saarlouis: Der aus Saarlouis stammende Marschall Ney, erzählt er, sei ein Abgott seines Vaters gewesen. In Paris hat Theodor Fontane dann das Standbild des Marschalls gesehen, der „treulos aus Treue“ gewesen sei. (RP)

siehe auch Saarlouis, Exkurs „Michel Ney in der Literatur“