Winfried Anslinger

geb. 11. Aug. 1951 in Ludwigshafen/Pfalz

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Foto: Reiner F. Oettinger, SR

Winfried Anslinger war über Jahrzehnte hinweg protestantischer Pfarrer in Homburg, begann erst spät mit dem Schreiben und findet seine Motive in der regionalen Zeitgeschichte.

Nach dem Studium der Theologie und anderer Fächer (u.a. Psychologie, Philosophie und Volkswirtschaft) in Heidelberg wurde Winfried Anslinger 1981 protestantischer Pfarrer in Homburg. Diese Pfarrstelle behielt er bis zu seiner Pensionierung 2016. War er an der Universität durch die Nachwehen der 68-er Zeit politisiert worden, so prägte ihn erst recht die Umwelt- und Friedensbewegung anfangs der 1980er-Jahre. Schon frühzeitig wurde er bei den „Grünen“ aktiv, „opferte“ sich als völlig aussichtsloser Kandidat bei Bundes- und Landtagswahlen. Seit Jahrzehnten ist Anslinger in der Kommunalpolitik aktiv, gehört dem Homburger Stadtrat an und ist zudem im regionalen Natur- und Umweltschutz engagiert.

Während seine Ehefrau Ursula geb. Pfeiffer von Beginn an zum „Homburger Frauenkabarett“ gehört, wurde das Schreiben für Winfried Anslinger erst spät zur Passion. Nach zwei Bänden mit Erzählungen erschien 2012 sein erster Roman mit dem Titel „Schmidt & Sohn“. Die Handlung spielt in der Zeit zwischen 1933 und 1990, Stoff und Motive stammen aus der jüngsten deutschen Geschichte. Erzählt wird aus der Perspektive der Familie. Fernab von Berlin und Bonn, in der tiefsten pfälzischen Provinz, der auch ein Helmut Kohl entstammte, stehen ein Haus, eine Familie, das Geschäft “Schmidt & Sohn”, Elektrohandlung und Installationsgeschäft in vierter Generation im Zentrum des Geschehens. Wolf, der Sohn, ist der Ich-Erzähler, der eingezwängt ist von einer alles beherrschenden Familientradition, verkörpert durch den übermächtigen Vater. Er stattet uns seinen Lebensbericht ab: subjektiv, distanziert und voll burlesker Situationskomik. Geprägt von Krieg und Nachkriegszeit, wird er Zeuge gegensätzlicher Epochen mit ihren typischen Verwicklungen: Nazitum und Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Wirtschaftskrisen, 1968, Ökowelle und am Ende dann die Wiedervereinigung. Diese Phasen der Zeitgeschichte, die auch Anslingers Biographie bestimmen, sind auch immer wieder Thema seiner Geschichten. (MB)