Als „Bickwilre“ („Weiler am Berg“) erstmals 1149 erwähnt, ist aus dieser Zeit die Dreikonchenkirche in der Böckweiler Ortsmitte erhalten. Sie entstand aus dem Umbau einer frühromanischen Kirche aus dem 11. Jahrhundert, deren Entstehung wiederum auf eine karolingische Basilika aus dem 9. Jahrhundert zurückreicht. Ab 1333 befand sich der Ort im Besitz der Grafen von Zweibrücken. Von Anfang an hatte Böckweiler seinen Dorfbann gemeinsam mit Altheim, was häufig zu Schwierigkeiten führte, vor allem, seit Altheim zu Lothringen gehörte. 1617 wurde ein Teil des Ortes selbst lothringisch. Der „Dorfetter“ (Gemarkung) von Böckweiler war zeitweise komplett umschlossen von anderen Herrschaftsgebieten.
Den Ort und seine Umgebung hat des öfteren Oskar Denger (1916-2013) zum Schauplatz seiner Erzählungen gemacht. Kindheitsaufenthalte beim „Pat“ in Böckweiler hatten ihm zu bester Ortskenntnis verholfen. So schildert er ganz unprätentiös seine persönlichen Erinnerungen im Zusammenhang mit dem Alexanderturm auf dem Kahlenberg. ZITAT
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Die Jahre gehen dahin, unmerklich fast, und wenn ich in den Sommerferien für ein paar Wochen nach Böckweiler komme, suche ich von der Plattform des Turmes in der verdämmernden Ferne andere Ziele: Dort drüben müßte man den Rheinstrom sehen, dahinter den Schwarzwald und dort die Kämme der Vogesen. Wendet man sich ein wenig, so erkennt man ganz deutlich den Pirmasenser Wasserturm am Rande der weit gedehnten welligen Fläche des Pfälzer Waldes. Der Pat ist jetzt sehr alt. Er sitzt hinterm Haus und schaut mir nach, wenn ich durch die Bergwiesen hinaufschlendere zum Turm.
Einmal, gerade noch sichtbar im flimmernden Dunst des südlichen Horizontes entdecke ich etwas wie eine schlanke Spitze – es schwebt über der Niederung, verändert dann und wann seine Konturen, dann, allmählich, wird es eins mit dem Glast und verschwindet ganz. Ich merke mir die Richtung, sehe auf der Landkarte nach, berichte dem Pat davon. Er steht auf, geht ein paar Schritte im Hof hin und her, schaut zum Wald hinauf und bleibt vor mir stehen: „Du hast Glück gehabt! Du hast etwas Großartiges gesehen: das Straßburger Münster! Nur einmal habe ich dieses Glück gehabt – an einem Herbsttag, ich weiß es noch wie heute. Der Münsterturm hat sich ganz klar vor dem Himmel abgezeichnet […]
Und weiter und weiter geht die Zeit voran. Ich brauche auf dem Turm keinen Kompaß mehr. Längst habe ich mir mit einem spitzen Stein Richtungspfeile eingeritzt – Pfeile, die mir nicht nur Namen und Orte, sondern auch Rufe des Herzens, Antworten des Schicksals bedeuten … Doch dann, eines Tages, vom Militärdienst auf Urlaub gekommen, stehe ich auf dem kleinen Dorfkirchhof an einem Grab. Erschüttert starre ich auf das hölzerne Kreuz. Einer der liebsten Menschen ist von uns gegangen – er, der mir diese Welt erschlossen hat, die Hügel, Wälder, Dörfer, Gehöfte, die Bachläufe, Gärten, Gewanne, die Straßen, die Gäßchen und Pfade, diese kleine überschaubare und doch für ein Kind unermeßliche, nicht auszulotende Welt auf der fruchtbaren Hochfläche zwischen Blies und Bickenalb, dieses Land, zu welchem die Lothringer Hügel herüberwallen — Der Pat ist tot. Es ist ein Tag im späten Herbst. Ich gehe durch die Gräberreihen, lese die vertrauten Namen und ziehe die Kirchhofspforte hinter mir zu. Und nun hinauf zum Turm über Stoppelfelder und Wiesen, an bunt gefärbten Heckenwällen vorbei – der Weg führt gemächlich bergan. Ein Gedicht von Mörike fällt mir ein, als ich droben stehe und den verhangenen Horizont absuche nach den Bildern der früheren Jahre: „Bald siehst du, wenn der Schleier fällt, / Herbstkräftig die gedämpfte Welt / In warmem Golde fließen …“. Lange sinne ich den Versen nach, nicht ahnend, daß ich zum letzten Mal hier oben stehe.
(Aus: Kindheiten, Pfälzische Schriftsteller erinnern sich, Landau 1987)
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