Saarbücken-Altenkessel
Die ehemalige Lehrerin Gertrud Meyer war 1982/1983 die zweite Saarbrücker Stadtteilautorin, zuständig für Altenkessel. ZITAT
Zitat von Gertrud Meyer
Meine eigene Familie hat ihre Wurzeln im nördlichen Saarland, in Weiskirchen, und auf dem Cochemer Berg über der Mosel. Als Lehrer fand mein Großvater den Weg nach Rockershausen. Von ihm erfuhr ich mancherlei über unsere Nachbarn: „Siehst du“, sagte er, „das Bäbchen kommt auch aus Weiskirchen; sein Mann arbeitet hier auf der Grube. Der Heilgehilfe für die Bergleute von nebenan stammt aus Losheim. Die Eisenbahnerfamilie in eurer Nähe lebte früher im Hochwald; ihr Name verrät noch ihren früheren Beruf auf dem Land!“ – Vieles habe ich so von dem Vater meiner Mutter erfahren. Dann suchte ich selbst weiter. Ich fand: Da gab es bei uns Hüttenarbeiter aus dem Erzgebirge; an ihren gebräunten Gesichtern erkannte ich sie. Glasbläser brachten ihre Kunst aus Schlesien und Edelsteinschleifer (auch Goldarbeiter) aus Idar-Oberstein nach hier. Mit einem fast Hundertjährigen wollte ich sprechen über seine Herkunft von draußen, doch der Tod kam mir zuvor. – Bauhandwerker, Gipser von der unteren Saar fanden in unserer Bergmannssiedlung ein reiches Arbeitsfeld. Schiffer zogen aus Saarburg zu. Auch Bürger, die durch politische Verhältnisse gezwungen ihre Heimat verlassen mussten, konnten sich in Freiheit hier niederlassen. So kamen Holzfachleute aus Polen, Handwerker aus Elsass-Lothringen. Ich weiß, wie freundlich eine Rockershausenerin sich einer „ausgewiesenen“ Familie mit drei Kindern annahm. – Soldaten der Garnisonen an der Saar verheirateten sich mit hiesigen Mädchen. Nach dem 2. Weltkrieg gab es in Altenkessel einen neuen Anfang für Auswanderer und Flüchtlinge aus den Ostgebieten, z.B. aus Thüringen und Schlesien.
Aus: Gertrud Meyer: Altenkessel, Glück auf! Saarbrücken 1984