Weiskirchen

 

Für den Heimathistoriker Franz Bierbrauer ist es „Des Saarlands Hoher Norden“: Weiskirchen im Nordwesten des Kreises Merzig-Wadern. Vereint mit den ehemals selbständigen Dörfern Konfeld, Rappweiler-Zwalbach, Thailen und Weierweiler ist es seit 1974 Großgemeinde, mit einer Postleitzahl und vier Telefon-Vorwahlnummern im Festnetz.

In Weiskirchen leben etwas mehr als 6300 Menschen. Das Namen gebende Dorf ist, von der ersten Nennung von „Wizo“ in einer Urkunde im Jahre 1037 gerechnet, fast tausend Jahre alt. Doch schon in der Steinzeit siedelten Menschen in der Gegend. Aus der vorrömischen Eisenzeit (La-Tène-Zeit) sind drei Hügelgräber überliefert, die wahrscheinlich zu einem keltischen Fürstenhof gehörten.

Hinter Weiskirchen hört das Saarland auf; mitten im tiefen Schwarzwälder Hochwald beginnt Rheinland-Pfalz. Mit diesem müssen Weiskirchen und der Kreis Merzig-Wadern den zweithöchsten Berg des Saarlands, den Schimmelkopf (abgerundet 694 Meter), teilen, ebenso wie der Landkreis St. Wendel den höchsten (Dollberg, abgerundet 695 Meter hoch). Beide Erhebungen liegen auf der Grenze zwischen den beiden Bundesländern.

Kurort der Premium Class

Den Schimmelkopf, der auch Weiskircher Höhe heißt, krönt eine Windkraftanlage. Ansonsten ist die Gegend ländlich; Land- und Forstwirtschaft herrschen vor. Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sind aber auch seit langem die Gesundheit und der Tourismus. Bei so viel Landschaft und frischer Luft kein Wunder. 1963 wurde die Gemeinde Luftkurort, 1969 Heilklimatischer Kurort und 1998 Kneipp-Kurort. Heute führt sie stolz die Bezeichnung Heilklimatischer Kurort der Premium Class – Kneipp-Kurort. Zentrum des Wohlergehens und der Rehabilitation sind die Hochwald-Kliniken mit Schwerpunkt Orthopädie, Sport – und Innere Medizin.

Die zahlreichen Wanderwege im Netz des Saarland-Rundwanderweges und des Saar-Hunsrück-Steiges führen auch zum Wild-und Wanderpark Weiskirchen-Rappweiler, der 1966 als Wildfreigehege Rappweiler startete. Nur noch als Spuren im Gelände zu erahnen ist die Burg Rappweiler (auch: Finkenburg oder Hungerburg). Die im 11. Jahrhundert erbaute Turmhügelburg (Motte) der Ritter von Rappweiler wurde um 1350 zerstört.

Keine Spuren im Gelände hinterließ in Weiskirchen und seinen Ortsteilen bisher die Literatur. Als Wirkungsstätte von Literaten und Literatinnen oder als Schauplatz ihrer Werke hat die Gemeinde bisher nicht von sich reden gemacht. Da sich aber die Waldleute, die Bauern, die Berg- und Hüttenarbeiter hier in Zeiten ohne Radio, Kino und Fernsehen in ihren Stuben oder im Wirtshaus gerne Sagen, Legenden und Geschichten erzählten, fehlte es auch in Weiskirchen und Umgebung nicht an heimatkundlich Bewanderten, die diese Sagen und Geschichten schriftlich festhielten. Damit machten sich in den 1950er Jahren die Volksschullehrerin Maria Lillig aus Rappweiler und ihr Weiskircher Kollege Karl May (nicht zu verwechseln mit dem Erfinder von Winnetou) einen Namen.

Zuletzt hat der 1981 in Weiskirchen geborene und heute in Bodenheim in Rheinhessen lebende Pädagoge und Fotograf Stefan Haas begonnen, die Geschichte seiner Heimatgemeinde zu erzählen. Band 1 einer geplanten Trilogie erschien 2018. Unterstützt hat ihn dabei der Weiskircher Verein für Heimatgeschichte und Denkmalpflege e.V. Zuvor hatte Haas bereits im Netz mit der Webseite „Blitzlichtkabinett“ auf sich aufmerksam gemacht. Ein anderer Weiskircher versuchte sich als Lyriker: Karlheinz Richter brachte von 1999 bis 2006 dreizehn Gedichtpublikationen im Selbstverlag „Mundwerk Buch-Bild-Ton-Verlag“ in Weiskirchen heraus. Die Themen: Gedichte „über das Leben, über die zauberhaften Augenblicke des Lebens, das Auf und Ab unseres Lebens“, über „die unendlichen Weiten des Alls“, über die Welt „und ihre systematische Zerstörung“, ja sogar über die „Entstehung des Backens“. Als vorläufig letzter Titel von Karlheinz Richter erschien 2006 „Morgen war Krieg: Gedichte über eine unendliche Menschheitsgeschichte“.  Danach scheint der Dichter nur noch als Natur- und Landschaftsführer in Weiskirchen in Erscheinung getreten zu sein. Wie zum Trost schreibt Stefan Haas im Über-Titel seiner Weiskircher Heimatgeschichte: „Niemand fällt ins Nirgendwo. Und nichts fällt aus der Welt.“