Eugen Motsch

geb. 13. August 1932 in St. Ingbert, gest. 12. März 2003 in St. Ingbert

Eugen Motsch war ein heimatverbundener Mundartdichter mit zutiefst sozialer, pazifistischer und prinzipiell philantropischer Einstellung.

Als Sohn eines Bauarbeiters in St. Ingbert geboren, konnte er wegen des Zweiten Weltkrieges nur eine eingeschränkte Schulbildung genießen. Obwohl ihm gehöriges Schreibtalent schon früh attestiert worden war, musste er der Zeitumstände wegen Brotberufen nachgehen – so auf der St. Ingberter Grube oder in Brauereien. Erst nachdem Eugen Motsch eine Fernausbildung zur Festigung seiner Fähigkeiten absolviert hatte, begann er, sich verstärkt der Schriftstellerei zu widmen – zunächst in Hochsprache, später in Mundart. Vor allem Gedichte entstanden von seiner Feder, in der von den staatlichen Saarbergwerken herausgegeben Zeitschrift „Schacht und Heim“ hatte er 1966 seine erste Veröffentlichung. Es erschienen weitere Arbeiten von ihm in verschiedenen Zeitschriften und auch Anthologien, ehe er seine Lyrik schließlich in eigenen Bänden und im Eigenverlag publizierte.

Inhaltlich konzentrieren sich seine Texte um die harte Arbeit unter Tage, um Alltäglichkeiten und auch um Begebenheiten aus der örtlichen Historie – der Autor war selbst bei den „Heimatfreunden“ seines Wohnortes Rohrbach aktiv. Freilich handelt es sich nicht um heimatselige, pseudo-humoreske Reime, die er verfasste. Vielmehr lag Eugen Motsch daran, nahezu sämtliche Themen in einen globalen gesellschaftskritischen Kontext zu stellen und stets die sozialen Aspekte zu betonen. „[…] mangelnde Hilfsbereitschaft, Diskriminierung von Außenseitern, soziale Ungerechtigkeiten, Militarismus … fehlende Zivilcourage“ (so Bernhard Becker im Vorwort zu dem Gedichtband „Engebroggeldes“) bilden den roten Faden seiner durchaus zeit- und gesellschaftskritischen, ergo nicht unpolitischen Lyrik. Menschliches Dasein im unauflösbaren Netz großer Politik, wirtschaftlicher Zwänge und vermeintlich unangreifbarer Hierarchien sind sein Thema, wobei er diese äußeren Zwänge differenziert und nicht ohne Humor oder bewusst betonte Lebensfreude darstellt. Zudem lässt er keinen Zweifel daran, dass er, auch aufgrund seiner eigenen Lebenserfahrung, kompromissloser Pazifist ist und eine zutiefst soziale Gesinnung hat, die auch um die kleinen menschlichen Schwächen weiß. ZITAT

Eugen Motsch war mit der Mundartexpertin Edith Braun und dem Sprachwissenschaftler Max Mangold Mitautor des „St. Ingberter Wörterbuchs“ (1997), das mit über 12.000 Einträgen das Idiotikon der saarpfälzischen Stadt darstellt. Neben der umfassenden Katalogisierung des lokalen Dialekts sind darin auch spezielle Terminologien wie jene des Bergmanns enthalten, aber auch örtliche Redensarten und Sprüche, Kinderverse, U- und Necknamen sowie nicht zuletzt grammatische Eigenheiten der speziellen St. Ingberter Mundart.

Das Grab von Eugen Motsch befindet sich auf dem Friedhof von Rohrbach. (MB)