Friedrich Ebert
geb. 3. März 1933 in Püttlingen
Friedrich Ebert ist ein saarländischer Autor, der der Mundartdichtung einen besonderen Ernst verleiht.
Ebert, in Püttlingen geboren und aufgewachsen, macht nach der Volksschule eine Ausbildung als Chemielaborant. In diesem Beruf arbeitet er in Völklingen, Nürnberg und Frankfurt. 1959 macht er den Mittleren Bildungsabschluss und erhält nach einer Sonderprüfung die Zulassung zum Studium für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen. Er studiert von 1960 bis 1963 am Pädagogischen Institut Darmstadt und an der Pädagogischen Hochschule Berlin. Danach arbeitet er als Lehrer zunächst in Frankfurt a.M., von 1974 bis 1993 an der Hauptschule im saarländischen Wadern.
Seit 1979 veröffentlich Friedrich Ebert Mundartgedichte im Püttlinger Dialekt, zu dem er anmerkt: „heute nur noch von 75 an aufwärts gesprochen“. Und zum Dialekt in seinen Gedichten: „Sprachlich mitten auf einer Grenzlinie zwischen dem mosel- und rheinfränkischen Raum, über das Elsass deutliche alemannische Sprachspuren“. Der Anstoß zum Schreiben im Dialekt kommt durch den seinerzeit von Saarländischem Rundfunk und Saarbank ausgeschriebenen Mundartwettbewerb. Bei der ersten Teilnahme bekommt Ebert einen 3. Preis, später erringt er weitere Preise.
Schon bei Eberts erster Buchveröffentlichung, „Is et nit so?“ (1983), fällt auf, dass hier jemand einen ganz besonderen Ton anschlägt innerhalb der Mundartdichtung. Er zielt nicht auf den schnellen Wiedererkennungseffekt, die Themen sind nicht „platt“, die Grundstimmung ist mehr pessimistisch als heiter. Es geht nicht um die kleinen Dinge des Alltags, sondern um Großes: den Frieden, die Wachstums-Ideologie, das Waldsterben. Aber auch Ängste und Alpträume werden thematisiert bis hin zu geradezu apokalyptischen Visionen. Ein Gedicht über die von einem Chef ausgeübte Gewalt endet mit dem Verweis aufs Jüngste Gericht: „Dònn seet uus en Ònnȧrȧ: / ICH hònn de Gewalt.“ (Dann sagt und ein Anderer: / ICH hab die Gewalt) Und ein Text über das beliebte Mundart-Thema des Heimgehens verweist auf die andere Bedeutung des Wortes, das Sterben: „Hemmgehn / daß et Wehdien / en Enn hat“ (Heimgehn / daß das Wehtun / ein Ende hat). Dies alles aber nicht vorgetragen im Gestus eines Besserwissers, sondern sich selbst darstellend, manchmal auch entlarvend im Medium der Mundart.
Die Gedichte in Friedrich Eberts Büchern zeigen nur einen Teil seiner literarischen Produktion. Manche Texte werden in der Mundartzeitschrift „Parablé“ abgedruckt, viele sind bislang unveröffentlicht. Ein ganzes Buch ist den Bäumen gewidmet. Auch in seinen späteren Texten greift Friedrich Ebert Themen auf, die – zumindest im Saarland – für die Mundartdichtung ungewöhnlich sind. So vollzieht er beispielsweise sprachlich nach, wie zwei Menschen sich auseinanderleben. Oder es geht um das angebliche Nichtwissen um die Konzentrationslager im Dritten Reich. ZITAT
Eberts Neigung zu religiösen Themen zeigt sich in seiner Mundartfassung der Weihnachtsgeschichte, inspiriert durch Ludwig Thoma’s Erzählgedicht „Die Heilige Nacht“ (1915) in Dachauer Mundart. Eberts Gedicht, als eigenständige Buchfassung erschienen, ist Bestandteil seiner Weihnachtskantate „Pittlinger Chrischtsaachsgesòng“, die 1989 vom SR mit Musik von Herry Schmitt produziert wird. Der Text beginnt mit den Worten: „Jetz hallen gutt Ruh, / leen änn de Hänn auer Gesicht, / unn heeren die schdäänalt / ewich nau HȦȦLICH GESCHICHT“ (Jetzt haltet gut Ruhe, / legt in die Hände euer Gesicht / und hört die steinalte / ewig neue Heilige Geschicht‘).
1999 wird Eberts moselfränkische Weihnachtskantate „En Schdern fellt vom Himmel“, vertont von Domkapellmeister Leo Krämer, in Püttlingen und in Speyer aufgeführt. (RP)