Friedrich Hussong

geb. 15. Mai 1878 in Webenheim (heute Blieskastel), gest. 19. März 1943 in Berlin

Friedrich Hussong schrieb mit Hass und Häme gegen die Demokratie und galt als „publizistischer Lehrmeister“ von Goebbels.

Der Sohn des Webenheimer Lehrers und Gemeindeschreibers Jakob Hussong wurde nach dem Abitur in München 22-jährig Redakteur der in Berlin erscheinenden „Täglichen Rundschau“ (TR), die nationalliberal ausgerichtet war. Bald nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, zu Beginn 1919, bekam er eine Stelle im Scherl-Verlag von Alfred Hugenberg. Nach einem kurzen Intermezzo 1921/22 bei der TR, diesmal als Chefredakteur, kehrte er zu Scherl zurück und stellte er seine Arbeit ganz in den Dienst der zunächst nationalistisch-revanchistischen, dann auch völkischen Propaganda. Insbesondere seine antidemokratische Gesinnung und die daraus resultierende Ablehnung der Weimarer Republik waren die Markenzeichen seiner publizistischen Tiraden. Vom Leitartikel über Reiseberichte bis hin zu heimatkundlichen Betrachtungen zieht sich die Hetze gegen jedwede Form der Demokratie wie ein roter Faden.

Die Konstruktion des „Saargebietes“ infolge des Versailler Vertrages („Notzüchtigung der Nation“), das zu einem guten Fünftel aus einem Teil der pfälzischen Heimat des Autors entstanden war, stieß bei ihm auf Proteste und war wohl mithin Ursache für die Häme und die Hassartikel. Seine außerordentlichen Bemühungen in dieser Hinsicht brachten ihm den Ruf ein, als „publizistischer Lehrmeister“ Goebbels Pate gestanden zu haben –  so der Publizist Peter de Mendelssohn (1908-1982) . Dieser bezeichnete ihn als „rabiatesten journalistischen Demagogen, den die Zeitungsstadt Berlin je erlebt hat“. Nachdem das symbiotische Verhältnis zwischen Hussong und Hugenberg nach dessen Ausscheiden aus dem ersten Kabinett Hitler und der Gleichschaltung der Presse zu Ende war, büßte er drastisch an Bedeutung ein.

Den Verlust seiner tragenden Rolle für die nationalliberale Außenwirkung verdaute er nicht. Versuche Hussongs, sich auch bei den Nazis anzudienen, blieben wirkungslos, zumal seine Darstellung Hitlers bei dessen Putsch 1923 als „Wildwestpolitiker“ nicht vergessen war. Es nutzte ihm auch nichts, die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 zum „Akt symbolischer Befreiung vom Ungeist der Zersetzung“ zu preisen. Fortan blieben seine Schriften ohne größere Beachtung, die Nazis stellten den in Ungnade gefallenen Journalisten regelrecht kalt. Erst nach seinem Tod erinnerten sie sich seiner: Obwohl er weder der NSDAP noch einer ihrer Gruppierungen angehört hatte, wurde er von ihnen propagandistisch ausgeschlachtet. So hielt der stellvertretende NS-Pressechef Helmut Sündermann bei der Trauerfeier eine Ansprache und legte im Auftrag des „Führers“ einen Kranz nieder.

Recht interessante Einblicke in das alltägliche Leben seiner Heimat im Bliestal gewähren indes die Erzählungen, die er retrospektiv und romantisierend verfasst hat. So schildert Hussong etwa saarpfälzisches Brauchtum und alltägliches Leben aus der Zeit vor 1900. Befreit man diese Texte, die unter anderem in seinem Buch „Hirsewenzel“ enthalten sind, vom völkisch-rassistischen Ballast und nationalistischer wie chauvinistischer Überfrachtung, so lassen sich volkskundlich durchaus relevante Schlüsse ziehen. Pfingstquak, der „Rummelbooz“ („Rübenlicht“) oder der ländliche Schlachttag sind, so betrachtet, durchaus regionalhistorische Momentaufnahmen. (MB)  ZITAT