Marianne Haas-Heckel
geb. 16. Dez. 1946 in Saargemünd/Sarreguemines
Marianne Haas-Heckel gehört zur seit anderthalb Jahrhunderten ersten Generation im Département Moselle, die im Lauf ihres Lebens nicht zwangsweise die Staatsangehörigkeit wechselte. Allerdings ist dies auch die erste Gruppe, die nach der gescheiterten Annexion durch das Dritte Reich aufgrund der strikten französischen Sprachenpolitik (wenigstens zunächst) den Kontakt zur überlieferten, aber nun offiziell verpönten Sprache ausschließlich noch im privaten Umfeld hatte. Schien das völlige Verschwinden der rhein- und moselfränkischen Mundarten zunächst nur eine Frage der (kurz bemessenen) Zeit, kam doch auch eine Gegenbewegung auf, die ihre Erhaltung auch als einen Beitrag zur Bewahrung der eigenen Identität begriff und die grenzüberschreitende sprachliche Verflechtung mit den Nachbargebieten nicht als pangermanistische Umtriebe missdeuten lassen wollte.
Erste Zeugnisse schriftstellerischer Arbeiten von Marianne Haas-Heckel finden sich im Jahr 1991. Die erste Buchveröffentlichung (gemeinsam mit Robert Lambert) zum Platt des Saargemünder Landes folgt 1994: „Mir honn so geredd“. Die so eingeschlagene Richtung verfolgt sie auf allen ihr zugänglichen Wegen konsequent weiter. Regelmäßige Rundfunksendungen unter dem Motto „Platt redde isch gesund!“ und Pressebeiträge, sprachkundliche Werke wie z.B. Mundartwörterbücher und neben eigenen literarischen Texten auch Nachdichtungen in Lothringer Platt. ZITAT Nach und nach erweitert sie ihre Tätigkeiten auch auf volkskundliche Arbeiten. Zum 2007 erschienenen Buch „Alltag – Sonntag – Feiertag / Sitten und Bräuche in Saar-Lor-Lux“ (Französische Ausgabe „Vie familiale, dimanches et jours de fêtes“) steuert sie Beiträge über Lothringen bei. Folgerichtig arbeitet sie auch im Vorstand des Vereins Confluence, der das Saargemünder Stadtarchiv unterstützt, und im Verein Les amis des musées et des arts de Sarreguemines. Um überlieferte Märchen und Sagen den Landsleuten zugänglich zu machen, die mit der deutschen Sprache nicht mehr sicher genug vertraut sind, geht sie auch den umgekehrten Weg der Übersetzung ursprünglich schriftdeutscher Texte, auch ins Französische. Die von der Lothringerin Angelika Merkelbach-Pinck (1885-1972) gesammelten Lothringer Märchen und Sagen veröffentlicht sie 2004, 2006 und 2007 in den drei dreisprachigen Büchern „Lothringer erzählen“, 2007 ausgezeichnet mit dem Prix special du Jury Claude Seignolle im Rahmen der Büchermesse Les Imaginales in Epinal. Marianne Haas-Heckel steht dafür ein, dass der einzige Weg zur Rettung des Lothringer Platts (in all seinen Variationen) nur darin bestehen kann, es zu sprechen und sich überhaupt ernsthaft und konsequent damit zu beschäftigen. Diesem Ziel dient auch die von der ehemaligen Vor- und Grundschullehrerin 2007 ins Leben gerufene „Saargeminner Schriebstubb“, in der Interessierte aller Altersklassen aus Lothringen und dem Krummen Elsass mit ihrer Hilfe in ihrem Platt literarisch arbeiten und ihre Texte in einer Zeitschrift veröffentlichen
Die enge Verbindung zur benachbarten saarländischen Mundartregion wird sichtbar in der Auszeichnung durch den Ehrenpreis 2020 des Mundartrings Saar.