Peter Eckert
geb. 21. Nov. 1946 in Niederbexbach
Peter Eckert ist als Verfasser vor allem von Mundarttexten in den unterschiedlichen Medien präsent wie kaum ein zweiter Autor im Saarland. Er ist Preisträger aller großen Mundartwettbewerbe der Region und aktiv in den Vereinigungen von Mundartautoren.
Eckert hat (Stand Februar 2021) rund 20 Bücher veröffentlicht, oft im Eigenverlag. Er hat seit 2005 eine Mundartkolumne in der „Saarbrücker Zeitung“, hat „Asterix“ in saarländische Mundart übersetzt, ist in zahlreichen Lesungen aufgetreten, von denen viele vom Rundfunk übertragen wurden. Seit 1995 hat er rund 400 (schriftdeutsche) evangelische Morgenansprachen im Saarländischen Rundfunk („Glauben heute“, „Zwischenruf“, „Innehalten“) und im Rheinland-Pfalz-Radio („Angedacht“) gehalten, ferner ab 2012 bis zum gesundheitsbedingten Ausscheiden 2017 kirchliche Kommentare „Aus christlicher Sicht“ im SR-Fernsehen gesprochen. Nach 2-jähriger Ausbildung wird er 1998 ordiniert als Prädikant (Laienprediger) und gestaltet seither über 300 Gottesdienste, rund 40 Gottesdienste in Mundart. Das bedeutet: Liturgie sowie Lieder und Predigt aus eigenen, teils auch übertragenen Mundarttexten.
Der Autor ist Mitgründer der Bosener Gruppe, der größten Vereinigung anerkannter MundartautorInnen im rhein-/moselfränkischen Raum, und gemeinsam mit Karin Klee seit 2005 deren Sprecher. Zusammen mit Edith Braun ist er Initiator/Gründer des Mundartrings Saar e.V., dort Gründungsvorstand und war 2010 bis 2016 wieder Vorstandssprecher.
Alltagsphilosophische Spaziergänge
Dass er im heutigen Saar-Pfalz-Kreis geboren ist, war „kriegsbedingt“, wie Peter Eckert immer betont, aufgewachsen ist er in Saarbrücken-Burbach, also im rheinfränkischen Dialektraum (Saarbrücker Platt). 1972 heiratet er und zieht ins moselfränkische Wadgassen-Differten. Er ist gelernter Bankkaufmann, seit September 2010 in Rente. Als er zu schreiben beginnt, schreibt er zunächst fast nur in Hochdeutsch. Seit er in Mundart schreibt, schreibt er rheinfränkisch.
Nach zahlreichen öffentlichen Auftritten erfolgt 1995 mit „Was wääs dann isch…?!“ seine erste Buchveröffentlichung. Die Teilnahme am (vierten) Mundartsymposion Bosener Mühle 1996 eröffnet ihm den Weg in die Mundartszene. Der Erinnerung an diese für ihn so wichtige Veranstaltung hat er später eine umfangreiche Dokumentation gewidmet („Mühlzeit“). Seine literarischen Texte, ob in Hochdeutsch oder Mundart, begreift er als „alltagsphilosophische Spaziergänge des gesunden Menschenverstandes“.
Eckert findet, dass es in der Kirche – insoweit ein getreues Spiegelbild der Gesellschaft – zu wenig Humor gibt. Seine Mundartgottesdienste sind allerdings nicht als Spaßveranstaltungen angelegt. Aber in dem Band „Engel mid unn ohne B“ (2012) präsentiert Peter Eckert gereimte Schmunzelgeschichten aus dem evangelischen und katholischen Milieu. Zitat: „Má saad, de Mensch wär Goddes Ebenbild. / Das kam’ma glawe, kann’s ach bleiwe lasse. / Má kann die Mensche gäär hann odder hasse, / Nur: Engel sinn, der Wunsch bleibd unerfilld.“ (siehe Audio-Datei in der rechten Randspalte)
Seine nachdenklich-besinnliche Seite zeigt Eckert beispielsweise in dem Band „De Herbschd is mein!“ (2018) mit Prosa und Gedichten in Mundart und in Schriftdeutsch. Das Mundartgedicht „Was Zeid bedeid forr Leid“ (Was Zeit bedeutet für Leute) ist auch ein formales Experiment, denn es gelingt dem Autor, zwölf Mal auf die gleiche Silbe zu reimen. ZITAT
Heiles Haus Heimat?
Eckerts Humor ist nicht verletzend, sondern versöhnlich, der Grundton ist menschenfreundlich. Das bedeutet aber nicht, dass alles harmlos ist oder verklärend. Er beobachtet mit wachem Verstand das Zeitgeschehen und wird manchmal auch sehr deutlich, nicht nur bei seinen kirchlichen Interventionen, sondern auch in seinen Mundartgedichten. Ein Beispiel ist das Gedicht „Schnurstraggs“, von der Bosener Gruppe ausgewählt zum Mundarttext des Monats im April 2016, indem er sich vehement gegen das Aufleben rechtsradikaler Tendenzen wendet (abgedruckt in dem Band „Die Zeit wird anders mit der Zeit“).
Seinem Verständnis von Heimat hat Eckert ein eigenes Buch gewidmet, „Heiles Haus Heimat?“ (2020). Dabei zeigt sich, dass er Heimat nicht als verklärende, überhebliche oder gar aggressive Abgrenzung von anderen Regionen begreift; Eckerts „Saaland“-Hymne kommt nicht ohne Selbstironie aus. ZITAT
Gelegentlich betreibt Peter Eckert ein literarisches Maskenspiel. 2005 (wieder aufgelegt 2017) schiebt er eigene computergenerierte abstrakte Gemälde einem von ihm erfundenen, mit fiktiver Biographie ausgestatteten Maler Sigi Stein-Scheer unter und kommentiert sie unter seinem eigenen Namen Peter Eckert. 2021 widmet er eine Publikation der ebenfalls fiktiven saarländischen Autorin Hanni Naschacker. Das mehr als 500-seitige Werk ist gespickt mit erfundenen Namen, Buchtiteln, gefakten Fotos von Personen, Orten, Buchtiteln, zusätzlich aber mit viel solidem Bildungsgut und Schlaglichtern auf die saarländische Zeitgeschichte. Und natürlich stammen die Gedichte und alle sonstigen Naschackerschen Leseproben aus der Feder von Peter Eckert, der den nicht durchweg satirischen Ansatz nutzt, unter dem fremden Namen eigene Anliegen zu thematisieren, etwa die Geringschätzung der Mundart im Literaturbetrieb. (RP)