Mathilde Mathis

geb. 16. Juni 1887 in Quierschied, gest. 14. Nov. 1951 im St.-Josefs-Krankenhaus in Dudweiler

Foto: Stadtarchiv Sulzbach

Katholische Heimatdichterin des Köllertals

Mathilde Mathis ist das erste Kind eines Königlich-Preußischen Maschinensteigers. Sie schreibt: „In der Grenzmark an der Saar, wo ich als Tochter eines Grubenbeamten geboren bin, hat meine Großmutter mir am Spinnrad die lieben, alten Sagen der Heimat ins Herz gesungen. Dort schrieb ich mit zehn Jahren das erste Gedicht auf meine Schiefertafel.“

1899 bis 1904 Pensionat der Ursulinen in Saarbrücken. Bis 1907 in Trier Vorbereitung auf den Lehrerberuf. Lehrerin in Kölln, heute Püttlingen. 1913 Versetzung nach Hühnerfeld, „wo im Grün der Saarwälder, unter den Männern der Arbeit, meine ganze Kraft neben der Schule noch frohem und ernstem Schaffen gewidmet ist – für Gott und Heimat“. 1948 Ruhestand. Unverheiratet, noch in den Todesanzeigen wird sie als „Frl.“ apostrophiert (wobei „Fräulein“ seinerzeit quasi die Berufsbezeichnung für katholische Lehrerinnen ist). Stirbt im Alter von 64 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.

In Hühnerfeld kümmert sie sich um die zahlreichen Kinder ihrer Schwester, gründet die Pfarrbücherei, ist als Organistin und Chorleiterin tätig, beteiligt sich am Aufbau eines Theatervereins. In einem Nachruf heißt es, sie habe unter den von überall hergezogenen Familien in Hühnerfeld das Heimatbewusstsein geweckt und eine Dorfgemeinschaft geschaffen.

Laut Angaben von Rainer W. Müller im Quierschieder Gemeindebuch von 1998 entstehen um 1908 die ersten Gedichte. 1919 und 1926 veröffentlicht sie zwei Theaterstücke, 1930 eine Sammlung von „Märchen aus dem Blumenleben“.

1928 erscheinen unter dem Titel „Saarvöglein singe“ drei „Erzählungen von der Seele der Heimat“. Sie enthalten viel Heimatkolorit und Frömmigkeit, erinnern an vergangenes Brauchtum, zitieren alte Verse und Mundartausdrücke, beziehen regionale Sagenstoffe ein und erzählen anrührende Köllertaler Geschichten aus der Keltenzeit, der Zeit der Kreuzzüge und der Fürstenzeit. Zitat: „Oben auf der Höhe hatte der Wald seine Vorhänge zurückgezogen, und da lag das ganze Köllertal mit seinen gesegneten Fluren und seinen friedlichen Hüttchen vor den beiden einsamen Kirchgängerinnen.“

In einem „Lebensbild“ nennt Mathilde Mathis‘ Neffe Maxrudolf Helfgen sie „Vermittlerin zwischen Gott, Heimat und Menschen“. Ihre spätere „Abgeklärtheit“, so deutet er an, war das Ergebnis einer tiefen Krise mit allen Anzeichen von Enttäuschung, Zweifel und Verbitterung. Den Höhepunkt ihres dichterischen Schaffens sieht er in den 20er- und 30er-Jahren. Im Ruhestand habe sie sich ganz dem Schreiben widmen wollen, „aber das von nun an Geschaffene zeugt von der großen Müdigkeit, die sie plötzlich überfallen haben muss“.

In Hühnerfeld wird das Gedächtnis an die Dichterin bis in die Gegenwart hochgehalten. Eine Straße ist nach ihr benannt, 2016, anlässlich des 65. Todesjahres, wurde ein Gedenkstein eingeweiht. Im gleichen Jahr hat die Stadt Sulzbach, zu der Hühnerfeld gehört, eine Auswahl von Erzählungen, Märchen und Gedichten von Mathilde Mathis herausgegeben, darunter das Gedicht „Nach dem Kriege“, dessen erste Strophe lautet: „Immer schon fanden in festlicher Runde, / heimatverbunden in Glück und Gefahr, / wir uns zusammen, wenn Tag uns und Stunde / schicksalbedeutend für Hühnerfeld war.“ (RP)