Peter Gehl

geb. 16. Okt. 1898 in Bisten, gest. 17. April 1972 ebenda

Der Heimatdichter Peter Gehl stammt aus dem seinerzeit noch selbständigen Dorf Bisten bei Saarlouis, heute kleinster Ortsteil von Überherrn. Von der einklassigen örtlichen Volksschule (ab 1904) führt ihn der Wunsch, Lehrer zu werden, über die Präparandenanstalt Merzig (1913) kurzfristig zum Lehrerseminar Merzig (1916). Schon 1917 wird er Soldat an der Westfront (Champagne und Flandern), danach kurz als Freiwilliger beim Grenzschutz in Oberschlesien, wo er seine spätere Frau kennenlernt.

Nach der Heimkehr (1919) setzt er die Ausbildung am Lehrerseminar für Kriegsteilnehmer in Saarbrücken fort und besteht im März 1920 die erste Prüfung.

Die schlechte Wirtschaftslage verhindert den bleibenden Eintritt in den Schuldienst, so dass er nach kurzer Lehrertätigkeit (Überherrn, Felsberg, Neunkirchen, Körprich) übergangsweise u.a. auch mehrere Jahre Bergmann auf der Grube Hostenbach wird.

Das Jahr 1924 bringt eine Wende, privat die Ehe mit der Oberschlesierin Martha Zimmermann, beruflich den endgültigen Eintritt in Schuldienst des Saargebietes, bis 1935 in der Volksschule Körprich, danach als Hauptlehrer im benachbarten Piesbach und ab 1939 als Rektor in Siersburg.

Politisch belastet

Schon 1934 tritt er in die NSDAP ein, bringt es dabei in den 1940er Jahren zum „Gauredner“ mit dem Schwerpunkt „Deutschtum der Lothringer“. Soldat wird er 1944 und kommt 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Zwar kehrt er 1946 zurück, wird aber als politisch Belasteter nicht in den Schuldienst übernommen und arbeitet daher in einer Baufirma.

„Wegen Gefährdung der Besatzungstruppen und der öffentlichen Ordnung” wird er von der französischen Militärregierung 1947 mit seiner Familie aus dem Saarland ausgewiesen und kommt nach einer Zwischenstation im pfälzischen Hochspeyer nach Wolfegg (Südwürttemberg). Dort arbeitet er in der Landwirtschaft, später im Sägewerk.

Die dort angebotene Rückkehr in den Schuldienst scheitert an der verweigerten Freigabe durch die Saarregierung, die ihn 1949 in Abwesenheit pensionieren lässt. Daran ändert auch 1950 die Einstufung als „minderbelastet“ durch die Spruchkammer Tübingen nichts mehr. Allerdings folgt darauf die Aufhebung der Ausweisung und schließlich die Rückkehr ins von ihm wiederaufgebaute Elternhaus in Bisten.

Unmittelbar vor Erreichen der Altersgrenze 1963 wird er von der Heimhilfsschule In Wallerfangen angestellt.

Gehl übernimmt mehrere Ehrenämter, er ist Mitglied des Gemeinderates, Schöffe, und arbeitet im Vorstand der Fördergemeinschaft Teufelsburg.

Zerstreuter Nachlass

Heimatkundliche Jahrbuch des Landkreises Saarlouis 1975 widmet dem Autor einen umfangreichen Nachruf. Darin heißt es:

„So hat uns Peter Gehl ein beachtliches literarisches Werk hinterlassen. Er hat seine Heimat nicht nur geliebt, sondern sie und die Menschen darin lebendig geschildert, er hat sich um seine Heimat verdient gemacht. Es wäre daher angebracht, wenn die Heimat ihm das danken würde. Und wie könnte sie es besser tun, als daß sie alle seine Erzählungen, Essays und Gedichte, die in mehreren Zeitungen und Zeitschriften zerstreut erschienen, zum Teil noch unveröffentlicht geblieben sind, sammelt und geschlossen herausgibt. Die Freunde Peter Gehls und auch seine Leser werden das ihre dazu beitragen.“

Dem Vernehmen nach verfasst er schon in den frühen 1920ern als Junglehrer kleine Geschichten für Kinderbeilagen von Tageszeitungen und Wochenschriften. Was er in dieser Zeit für Erwachsene schreibt, bezieht sich oft auf seine Kriegserlebnisse als 18jähriger.

Nach der Rückkehr aus der „Verbannung“ durch die französischen Militärregierung 1950 findet er seine Stoffe in der dörflichen Welt seiner Kinder- und Jugendjahre. Gedichte gelten Jahres- und Tageszeiten, dem Lauf des Lebens, z.B. im Zyklus „Lieder eines Einsamen”.

All diese Texte ruhen in Archiven, z.T. werden sie auch als unveröffentlicht von der Familie aufbewahrt. Im Freundes- und Leserkreis fand sich offenbar niemand, der diese Schriften zusammentragen konnte und wollte; tatsächlich blieb es beim Wunsch, es existiert keine solche Sammlung.

Ohne aufwendige Recherchen ist daher wenig mehr als eine Handvoll Texte zugänglich.

Zum einen sind es acht Gedichte, eines davon in Schriftdeutsch, alle anderen in der moselfränkischen Mundart seines Heimatortes, abgedruckt im erwähnten Jahrbuch und in der Anthologie „Mei Geheichnis“ (1964).

Im einzigen Buch „Hüben und drüben – Eine Grenzlandgeschichte“ (1969) wird am Beispiel einer zu beiden Seite der Grenze lebenden Sippe der Bogen geschlagen von der Zeit des Krieges 1870/71 zur Endphase des Zweiten Weltkrieges, in der zwei Cousins als feindliche Soldaten einander den Tod bringen. Gehl erklärt im Nachwort u.a.:

„Not und Qual sind wie Stacheln, die im Fleische sitzen, und falscher Nationalismus wird zum geistigen Widerhaken. Ihn lösen zu helfen durch Einsicht und Verständnis, das ist die Absicht dieser ‚Grenzlandgeschichte‘“.

Der Gedanke liegt nahe, dass er damit Stationen seines bisherigen Lebens, insbesondere seiner Irrwege, verarbeitet.
Peter Eckert