Theodor de Lasalle von Louisenthal

geb. 1897 in Wadern, gest. 1959 in Merzig

Schloss-erbe mit tragischem Schicksal

Er war der letzte Erbe von Schloss Dagstuhl im gleichnamigen heutigen Stadtteil von Wadern: Theodor Maria Stephan Josef Rudolf Heinrich de Lasalle von Louisenthal. Im Weltkrieg 1914-1918 wurde der Zwanzigjährige einer der ersten deutschen Kampfflieger – im Doppeldecker, ohne Fallschirm.

Im Stadtmuseum Wadern verweist ein Text zu seinem Porträt-Gemälde auf eine Biographie voller Heimsuchungen: “Das Leben des letzten Erben von Schloss Dagstuhl”, so der Begleittext, “wurde stark durch seine traumatischen Erlebnisse als junger Soldat geprägt. Im Ersten Weltkrieg war Freiherr Theodor de Lasalle von Louisenthal Leutnant im Paderborner Husaren-Regiment Nr. 8 und gehörte ab 1917 der 1. Kompanie der Geschwaderschule Paderborn an. Er wurde im Kampfeinsatz in der Luft abgeschossen und litt als Folge zeitlebens immer wieder unter Depressionen und Verwirrtheitszuständen. 1934 wurde er im Rahmen des nationalsozialistischen Programms für ‚Erbgesundheit‘ sterilisiert. Nach mehreren Behandlungen in psychiatrischen Kliniken wegen diagnostizierter Schizophrenie wurde er schließlich entmündigt und verstarb 1959 im Klinikum für Psychiatrie in Merzig.”

Erst der Trierer Historiker und Privatdozent Thomas Schnitzler (geboren 1956) hat die jahrzehntelang verschwiegene Geschichte des Freiherrn öffentlich gemacht. Viele Jahre seines Lebens verbrachte Theodor de Lasalle von Louisenthal in geschlossenen Anstalten, u.a. in Andernach, zuletzt in der damaligen “Landesnervenklinik” in Merzig, wo er starb. Einer derer, an die Erinnerung möglich wäre im Merziger Park der Andersdenkenden. Thomas Schnitzler entdeckte in Archiven zahlreiche, nie veröffentliche Briefe des Freiherrn, in denen er sich mit den psychiatrischen Therapien bei Schizophrenie auseinandersetzte.

Wie seine Großtante, die “Malergräfin” Octavie de Lasalle von Louisenthal, hatte Freiherr Theodor ein uneheliches Kind. Doch weder der Sohn Octavies noch Theodors Tochter sind im Familienstammbaum der Lasalle von Louisenthal, der im Waderner Stadtmuseum ausgestellt ist, eingetragen. Die Tochter kam 1929 zur Welt. Am 1. Januar 1934 trat im Deutschen Reich das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in Kraft, in dessen Vollzug auch der Freiherr von Schloss Dagstuhl sterilisiert wurde. Die Korrespondenz, die Thomas Schnitzler entdeckte, umfasst auch Briefe, in denen Theodor de Lasalle nach dem Ende der NS-Herrschaft darum kämpfte, mit seiner Tochter wieder zusammengeführt zu werden – vergeblich. (IP)