Werner Theis

Autor im Garten mit seinem Buchgeb. 28. Juli 1953 in Quierschied, lebt in Illingen

Werner Theis, über drei Jahrzehnte im Dienst der Saarbrücker Stadtverwaltung, hat 2019 eine umfangreiche Autobiographie unter dem Titel „Der Dürrländer“ vorgelegt.

„Das ist kein Saarländer. Das ist ein Dürrländer“, sagt der Arzt, der Werner Theis zur Welt gebracht hat. Schon früh heißt es: „Aus dem wird mal nix. Der ist viel zu spinzig.“ Die zarte körperliche Konstitution, später eine chronische Erkrankung, sein Stottern, seine Herkunft aus einem Arbeiterhaushalt, die fehlende Geborgenheit in der Familie sind Handicaps auf seinem Lebensweg– aber es sind auch Antriebsfedern, es allen zu beweisen.

Die Familie wohnt in Illingen, der Vater ist Bergmann, ein Mann mit Klassenstolz, der es gern sähe, wenn auch sein Sohn Bergmann würde. Werner setzt durch, dass er in Lebach aufs Gymnasium darf, er ist kein Überflieger, aber mit Fleiß und Disziplin schafft der das Abitur. Danach wird er zum Bund eingezogen, gerät ausgerechnet zu den Panzergrenadieren, von denen körperlich sehr viel verlangt wird, übersteht die Grundausbildung mit ihrer sinnlosen Härte und bringt es am Ende – für einen Rekruten sehr beachtlich – zum Panzerkommandanten und Anwärter für die Offizierslaufbahn. Bei der Bundeswehr gewinnt er Selbstbewusstsein. Er schreibt: „Obwohl man mit uns Wehrpflichtigen in den 70er Jahren nicht gerade zimperlich umging, hat mich diese Zeit geprägt wie keine davor und danach in meinem bisherigen Leben.“ Er sei immer Soldat geblieben. Als das Buch erscheint, ist er stellvertretender Landesvorsitzender des Reservistenverbandes Saarland.

Nach dem Bund führt ihn seine „fast übertriebene Heimatverbundenheit“ zurück ins Saarland. Er wohnt wieder im Elternhaus in Illingen und absolviert in Saarbrücken, mit großer Kraftanstrengung, ein Lehramtsstudium. Werner Theis ist von seinen Überzeugungen her eher ein Linker, jedenfalls ein überzeugter Demokrat, aber wegen deren ablehnender Haltung gegenüber der Bundeswehr hat er Probleme mit der Studentenbewegung. Zu den schönsten Stellen im Buch gehört die Passage, wo sein Vater ihn zur Uni begleitet und dort „das Philosophencafé aufmischt“. ZITAT

Als Theis 1984, mittlerweile 31 Jahre alt, fertig ist mit der Ausbildung, sich Assessor nennen darf, gibt es keine Stellen für Lehrer, schon gar nicht mit seiner Fächerkombination Deutsch und Geschichte.

Er ergattert als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) eine Stelle bei der Saarbrücker Stadtverwaltung, nach viermaliger Verlängerung wird er, weil er sich unverzichtbar gemacht hat, in eine Festanstellung übernommen. Zuerst schreibt er für den Oberbürgermeister Grußworte, dann Reden, er managt zahllose Events und wird schließlich Protokollchef.

Werner Theis hat fünf Rathauschefs erlebt: Oskar Lafontaine, Hans-Jürgen Koebnick, Hajo Hoffmann, kommissarisch Kajo Breuer, und Charlotte Britz. Er könnte etwas erzählen über Interna der Kommunalpolitik, aber dieses Buch ist keine Abrechnung, keine Enthüllungsliteratur. Theis hat dafür viel zu viel Respekt davor, „was alle zusammen jeden Tag im Sinne der Bürger leisteten“. Und er hat ein Zugehörigkeitsgefühl entwickelt wie zuvor bei der Bundeswehr. Nur ganz allgemein spricht er von der Verwaltung als einem „Haifischbecken“ und von „Parteiengerangel“.

So schonend der Autor mit anderen Personen umgeht, so schonungslos ist er mit sich selber. Mit großer Offenheit schreibt er von seinen Defiziten und Schwächen. Aber bezüglich seiner Rathauszeit bleibt er beim faktengetränkten, detaillierten Bericht von der Vorbereitung und glücklichen Durchführung von Events durch ihn und seine Kolleginnen und Kollegen. Am Ende spricht er von seiner „zwanghaften Idee“, alles erwähnen zu müssen. Das Buch hat 473 Seiten.

Ein eigenes Kapitel ist der Musik gewidmet. Von klein an war das Musikmachen seine große Freude und auch seine Zuflucht. Autodidaktisch bringt er sich mehrere Instrumente bei, später spielt er jahrzehntelang in Tanz- und Unterhaltungsorchestern. Ein eigenes Kapitel ist auch seinem Haus in Illingen gewidmet, das schon sein Großvater gebaut hat. Als Rentner hat er es liebevoll restauriert, nach Saarbrücken zu ziehen, wäre für ihn nie in Frage gekommen, er ist eben ein „Landei“.

Theis stand nie groß in er Öffentlichkeit, er ist nicht prominent, man muss seinen Namen nicht kennen, er war immer ein Mann im Hintergrund. Seine Autobiographie ist der Versuch, sehr genau das Leben eines ganz normalen Saarländers zu dokumentieren, der sich im Leben mit seinem Fleiß und seiner Einsatzbereitschaft Respekt verschafft hat. (RP)