Marpingen-Alsweiler
„Mitten in Europa liegt ein unbekannter Kontinent, die Welt der Dörfer. Sie kommen in der großen Öffentlichkeit nur selten vor, und doch ist jedes Einzelne von ihnen ein Universum.“
So Klaus Brill in seinem Buch “Deutsche Eiche made in China. Die Globalisierung am Beispiel eines deutschen Dorfes” (erschienen 2009). Gemeint ist das saarländische Alsweiler am Alsbach zwischen Marpingen und Tholey. Hier hat der Autor Kindheit und Jugend verbracht und hierher ist er, der Auslandskorrespondent, immer wieder heimgekehrt, hat alte Kontakte aufrecht erhalten und neue dazu gewonnen. Die Nähe zum Dorf und der Zugang zu den Menschen ist seinen siebenjährigen Recherchen und über 75 Interviews zugute gekommen
In 14 Kapiteln stellt sich der Autor aufgrund seiner Studien die Frage, ob und wie das Dorf in seiner Eigenart unter den Bedingungen der Globalisierung erhalten bleibt. Erörtert werden die Gesetze einer Holzwirtschaft, die sich über alle Kontinente spannt (Deutsche Eiche made in China) – es geht um Entagrarisierung und Vermarktung, um Import und Export, um die Krisen der vom Weltmarkt abhängigen Landwirtschaft – die Entwicklung vom Tante-Emma-Laden zum Supermarkt – um den freien Welthandel und den Warenumschlag – um Migration und um vieles mehr.
Das Kapitel “Das Netz der kurzen Wege” bringt Alternativen zur Globalisierung. Etwa die Wiederbelebung der alten Dorfgemeinschaft im Rahmen des heute Machbaren (als Mitglied des “Geschichtsforum Alsweiler” ist Brill ein starker Befürworter des Vereinslebens). Empfohlen wird innerörtliche Entwicklung zur Eindämmung des Landschaftsverbrauchs (leerstehende Häuser im Ort zu sanieren und zu nutzen, bevor gleichförmige Neubauten immer weiter in die Streuobstwiesen hineinwachsen). Klaus Brill bezieht Stellung. Im Fokus immer das Dorf und seine Bewohner mit ihren Gewohnheiten, “das ewige Neben-, Gegen-, Mit- und Füreinander”.
Letztendlich aber ist das Fazit des Autors eher pessimistisch: „Ich fühlte mich als Dorfschreiber und Protokollant eines epochalen Umbruchs. An einem Mikrokosmos wollte ich mich als ein Historiker der Gegenwart versuchen. […] Alsweiler ist dafür nur ein Beispiel, aber Alsweiler ist überall. […] Gerade das ist ja einer der herausragenden Effekte der Globalisierung: Sie ist die große Gleichschalterin.“(Seite 333)
Das Buch war soweit fertig, und Klaus Brill noch einmal in seinem Dorf, wie anfangs zu Fuß und am Tag so zuletzt (am 14. November 2008) im Auto und des Nachts, unterwegs. Und so endet denn auch das letzte Kapitel wie das erste: „Arg- und reglos lag das Dorf unter dem Novemberfirmament.“