Wenige Kilometer westlich von Nonnweiler liegt Bierfeld, das kleinste Dorf der Gemeinde. Es gehörte bis zum Ersten Weltkrieg zu den “Nagelschmieddörfern”, die am Rande der Eisenhütten ihr Dasein fristeten. Wie es sich in dieser “Gottvergessenheit” lebte, schildert Alfred Petto (geb.1962) in seiner Erzählung “Dorf der Mutter”. Er hatte bei der Großmutter seine Schulferien verbracht. ® ZITAT
Dorf der Mutter
Noch heute führt mich mancher Weg und Umweg in das kleine Dorf. Ich sitze in den alten Stuben vor den alten Bildern und Kreuzen, unter der Last der gebräunten niederen, gebrauchten Decke, und ich höre wieder die harten Wäldler Kehllaute, das Rollen in der Sprache […] in den unvergeßlichen Geschichten, Sagen und Schnurren: der blindgewordene Matz, der sein Fuhrwerk über die Wege und die Flur lenkte, so sicher wie ein Sehender; der Elendspeter, der seinen Hof in Brand setzte, der Versicherungssumme wegen, und der dann, im Geist gestraft, in der Nacht mit der Sense hinausging und die jungen grünen Halme niedermähte […] Und die Geschichte vom Dangel-Sepp, der von seiner Mutter ausgesetzt wurde in einem Ziegenstall, höre ich wieder, vom närrischen Hochzeitskittel, dem Hagestolz, der sich im Hochzeitsstaat auf die Haustreppe setzte und wartete, bis sie wiederkam, die ihn am Tage vor der Hochzeit verstoßen hatte, vor dreißig Jahren.
Damals hätte ich alles weggegeben, hätte ich wieder auf der Brücke überm Bach sitzen können und die Beine ins Wasser baumeln lassen, im Backhaus oder auf dem Maßberg, in den Lohhecken oder in einer der ärmlichen Nagelschmieden, in denen ich gestanden und dem Hund zugeschaut hatte, der unermüdlich und mit hechelnder Zunge lief und immer weiter lief in dem schnurrenden Rad.
(Dorf der Mutter. In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 1975/1976)
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(Das Wappen von Sitzerath mit Laufrad und Hund erinnert noch an den ausgestorbenen Beruf. Zudem gibt es April bis einschließlich Oktober jeden vorletzten Sonntag im Monat in der Nagelschmiede eine Nagelschmied-Vorführung.)