Nonnweiler

 

„Dort, wo das Saarland grün ist“

St. Hubertuskirche Nonnweiler

Nonnweiler liegt an der Eichenlaubstraße und ist das „Tor zum Hunsrück“. Das Land dahinter gehört bereits zum Schwarzwälder Hochwald, dem südwestlichen Höhenzug des Hunsrück: ein “walfischartiger Rücken”, der über dem buckeligen Vorland bis zu 695 Meter Höhe ansteigt. Auf dem Amtswappen von 1958 ist denn auch in Gold ein roter Hirsch auf schwarzem Dreiberg (Dollberg, Peterberg und Benkelberg) abgebildet. Außerdem in Rot eine goldenen Zange mit einer goldenen Gießpfanne gekreuzt; in Schwarz drei goldene Ähren: Hinweise auf Felderwirtschaft, Hammerwerke und Schmelzhütten am Rande des Hochwalds. Das heißt, dass in der Region über lange Zeit reges Leben war. Wofür auch die Wallfahrten zum Hl. Hubertus, dem “Apostel des Ardenner Waldes“, sprechen, der hier zum “Patron des Hochwalds” avancierte und in Nonnweiler 1902 eine neue Kirche, den “Hochwalddom”, bekam.

Nachdem die einheimische Eisenindustrie und wenig später die Wallfahrten ein Ende genommen hatten, galt die Gegend als weltabgeschieden, Nonnweiler und Otzenhausen als “zwei herzlich unbedeutende, aber schön gelegene Flecken unterhalb des siebenhundert Meter hohen Dollberges” (Rudolf Pörtner, 1961).

Das änderte sich ab Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts rapid. Nonnweiler bekam 1969 das Prädikat “Heilklimatischer Kurort”, 1981 war das Autobahndreieck Nonnweiler endgültig fertiggestellt, ein Jahr darauf kam der Primstalstausee, das größte Wasserreservoir im südwestdeutschen Raum, in Betrieb.

Der Hochwald ist Teil des „stillen, kühlen Hunsrück“ geblieben, „über dessen Höhenzüge man wandern kann, ohne aus dem Wald herauszukommen“ (Manfred Pfeiffer: Nonnweiler Impressionen, 1982). “Man wundert sich, wie ruhig und abgeschieden das Land sein kann” (Fred Oberhauser, 1992).

Wie ein Wunschtraum hört sich Johannes Kühns (im Konjunktiv verfasstes) Hunsrück-Gedicht an: “gesagt, nach Norden sehend”, von der Treppe seines Wohnhauses in Hasborn aus. ® ZITAT

1931 in Nonnweiler geboren ist der Mundartautor Hans Josef Barth. Auch als Heimatkundler und Brauchtumsforscher ist er hervorgetreten mit Beiträgen zur Ortsgeschichte von Nonnweiler und Umgebung, zur Geschichte der katholischen Pfarrei St. Hubertus Nonnweiler (in deren Pfarrgemeinderat er mitarbeitet) oder Berichten aus den Kriegsjahren im Hochwald.

„Ein Ort, zu dem zurückzukehren man sich lebenslang sehnt“

Gerd Fuchs, 1932 in Nonnweiler geboren, schreibt dies zu Beginn seines 2010 erschienenen Buches “Heimwege”. Eine Autobiographie eigener Art: Rückblenden in Form von Episoden, die in das persönlich Erlebte das Zeitgeschehen einbringen. Obgleich mit Überschriften versehen, legt der Verfasser keinen Wert auf eine chronologische Abfolge der 21 “Kapitel”. Oft erweckt ein Gedankenblitz, ein Zufallsfund die dann sehr detailliert aufgezeichneten Erinnerungen. Ihr Leitmotiv ist der Schnee verflossener Jahre, der “Schnee meiner Jugend”. Das Buch umfasst denn auch vor allem die Jugendzeit des Autors, in der Gerd Fuchs als Student und freiberuflicher Publizist “durch verschiedene möblierte Zimmer, Apartments und Wohngemeinschaften” vagabundiert.

Weil die Familie Fuchs bald nach Gerds Geburt in das nur sechs Kilometer entfernte Hermeskeil gezogen ist, sind der Erinnerungen an Nonnweiler sehr wenige. Ihre fragmentarischen Aufzeichnungen haben aber für “Heimwege”, den Titel des Buches, wohl den Ausschlag gegeben:

Mein Tal
Wieder einmal zurückdenkend, kam mir ein Gedanke, der mich völlig verblüffte: dass ich einmal glücklich gewesen war. Zwar habe ich keine Erinnerung mehr an dieses Glück, doch kann ich darauf schließen, und zwar an der Art und Weise, wie mir das Dorf N. erscheint und immer schon erschienen war: überglänzt von Schönheit und Glück. Die Menschen freundlich und ohne Arg; Tal, Bach, Mühle und Weiler der Inbegriff von Heimat, ein Ort, zu dem zurückzukehren man sich lebenslang sehnt, und das obwohl ich dort niemanden kannte und später dort auch kaum gewesen bin. Und doch hat mich dann wie ein seliger Blitz der Gedanke getroffen, dass dies alles ein Widerschein war.

Mein Tal bleibt Mein Tal allen Unbilden zum Trotz, entgegen jeglicher Realität.

Ein Tag nach Weihnachen 1944 (die Familie wohnte längst in Hermeskeil) war die Mutter mit Sohn (Gerd zählte gerade 12 Jahre) und Töchterchen mit dem Zug nach N. gefahren „und zwar über jene hohe, schön geschwungene Brücke hinweg, der der Angriff tags zuvor gegolten hatte. Sie hatte ihn unversehrt überstanden, nicht jedoch das Tal…“ ®  ZITAT

Eisenbahnbrücke. Foto: Edgar Schwer

Die Brücke war 1897 mit der Eisenbahnstrecke Türkismühle-Nonnweiler eröffnet worden. Im Zweiten Weltkrieg stellte die über Hermeskeil bis Trier ausgebaute Bahnlinie die Hauptverbindung zur Westfront her, was den verheerenden Bombenangriff an Weihnachten 1944 zur Folge hatte. Wobei die strategisch wichtige Brücke verfehlt, das Wiesental der Prims aber von Bomben zerwühlt wurde. Die 1972 für den Personenverkehr eingestellte Eisenbahnlinie ist zur Zeit “außer Betrieb“. Die “hohe, schön geschwungene Brücke” aber überbrückt als Nonnweiler Viadukt weiterhin die Prims und die Straße nach Primstal, und die führte meist entlang des Flusses.