Sankt Wendel-Urweiler

 

Das “Orwilre” des 13. Jahrhunderts am Fuße des Bosenberges zwischen Todbach und Steinigte Bach ist längst mit der Kreisstadt zusammengewachsen.

Straßendorf langgezogene Kurven/die sich ähnlich sehen/da ist das Dorf noch nicht zuende/die Kirche der Vollmann die Milchrampe/die Volksbank der Metzger die Kreis-/Sparkassenfiliale das Telefonhäuschen/der Bildzeitungsladen/die Wirtschaft zum Fils/daneben der moderne Friseursalon
vom schmalen Gehsteig kann ich/in die Zimmer gucken
Zigarettenautomat Parkplatz Wandzeitung
die Hauptstraße von Urweiler/ist eine Bühne ..
(Felicitas Frischmuth: Aus dem Viereck greife ich heraus, An den Rand des Bekannten. Saarbrücken 1980)

Eine biographische Notiz von Ludwig Harig:
“1968 – 1972 Sommerhaus in Urweiler im St. Wendeler Land. Beginn der Freundschaft mit Leo Kornbrust und Felicitas Frischmuth, mit Fred und Gabi Oberhauser. Spaziergänge über das Skulpturenfeld von St. Wendel. Die ‘Sprechstunden für die deutsch-französische Verständigung’ entstehen und werden bei Hanser publiziert. Michael Krüger kommt nach Urweiler. Unsere Freundschaft beginnt.”

foto des handschriftlichen Manuskriptes

In seinem Sommerhaus, weitab von der “Bühne“ des Getriebes, mit den Siebenschläfern unterm Dach, schreibt Ludwig die “Urweiler Elegie”. “Eine Elegie”, so der Autor, “die nicht zu Tränen rührt”, sondern als zeitgenössische Topographie des Saarlandes so genau wie vertrackt zu Buche steht. ZITAT

Das Urweile Haus war Ludwigs und Brigittes Sommerresidenz, in den Birken und Loheichen lädt es zur Erquickung ein, die Einschüchterung durch Klassizität, die Brecht zur Klage veranlaßt hat, weicht einer Zustimmung zu heilsamer Vergeßlichkeit.

Dazu ein Text von Freund Eugen Helmlé über den vergeblichen Versuch einer Einladung seiner Freunde zu folgen. Abgeschickt am 18. Juni 1968 an Georges Perec, “im Stil von Harig gehalten und natürlich ohne ‘e’”. ZITAT