Völklingen-Ludweiler
Ludweiler ist eine Hugenottensiedlung im Warndt. Am 8. Juni 1604 erlaubte Graf Ludwig (daher der Ortsname) zu Nassau-Saarbrücken einer Gruppe von 12 Hugenottenfamilien, deren Sprecher die Glasedelleute (gentilshommes verriers) Daniel und Osias de Condé waren, die Ortsgründung. Sie siedelten damit Jahrzehnte vor dem großen Exodus der Hugenotten aus dem katholischen Frankreich nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 aus dem Herzogtum Lothringen über, das in Sachen Religionsfreiheit noch rigider war als das Königreich Frankreich. Der Graf von Saarbrücken-Nassau, seinerseits strenger Lutheraner, zeigte sich wohl nicht zuletzt aus merkantilem Interesse tolerant. Durch die Zuwanderer wurde Ludweiler zur Wiege der saarländischen Glasindustrie.
Die Ludweiler Hugenottenkirche in der Völklinger Straße hat eine wechselvolle Geschichte: 1604 Neubau, 1618-48 Zerstörung, 1660 zweiter Neubau durch Flüchtlinge aus Metz, 1685 Zerstörung auf Befehl des französischen Königs, 1720 Neubau, nach wenigen Jahrzehnten Abriss wegen Baufälligkeit, 1796 Neubau der noch heute bestehenden barocken Saalkirche.
Im ehemalige Bürgermeisteramt von Ludweiler ist das Glas- und Heimatmuseum Warndt beheimatet, das Einblicke in die Erzeugnisse der Glashütten aus der Saarregion und deren kulturelles Erbe bietet.
Archäologische Karriere hat der „Ludweiler Faustkeil“ gemacht. Das 200.000 bis 300.000 Jahre alte Steinwerkzeug wurde 1940 von Wehrmachtsangehörigen auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei gefunden. Heute wird der Faustkeil im Saarbrücker Museum für Vor- und Frühgeschichte als ältestes Zeugnis für die Anwesenheit des vorgeschichtlichen Menschen im Saarland aufbewahrt.
Der spätere Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll (1917-1985) kommt als Schüler 1936 nach Ludweiler in ein so genanntes Schulungslager und erfährt in Kneipengesprächen mit Arbeitern etwas über die nationalen Identitätsprobleme der Saarländer.