Hanns Glückstein

geb. 10. Mai 1888 in Völklingen,  gest. 19. Mai 1931 in Ludwigshafen am Rhein

Die ersten Jahre seiner Familie sind geprägt von Arbeitssuche und deshalb häufigem Wohnungswechsel. Der Vater, ein Holzhändler, verlässt aus familiären Gründen schon 17jährig seine Heimat Oberfranken, kommt wohl zunächst in die Westpfalz, heiratet dort die Mutter, eine Halbwaise; gemeinsam geht es nach Völklingen, wo Hanns Glückstein geboren wird, dann wieder in die Westpfalz, wo Hanns die ersten Kindheitsjahre verbringt, und 1895 schließlich nach Mannheim. Hier findet sich dauerhaft Arbeit und Wohnung bei einem jüdischen Holzhändler und Fabrikanten, der sich auch des kleinen Hanns annimmt und ihn fördert und ihm so den Wechsel von der Kleinstadt in die Großstadt erleichtert.

Allein diese Vorgeschichte zeigt ihm früh, dass Bewusstsein für Heimat nur bedingt an den Geburtsort gebunden sein muss, sondern Heimat ebenso in der Muttersprache oder geliebten Menschen zu finden ist.

Schon früh kommt Hanns in Berührung mit Altmeistern der Pfälzer Mundartdichtung wie Karl August Woll und Karl Gottfried Nadler. Da auch er von der Mutter ein poetisches Talent geerbt hat, beginnt er schon mit zwölf Jahren, selbst Gereimtes auf Pfälzisch zu verfassen. Sein erstes Buch folgt bereits 1906, in dichten Abständen folgen weitere. Bereits 1910 gehört er zum Kreis anerkannter Mundartautoren und gilt schon wenig später als der Kurpfälzer Mundartdichter, der das Lebensgefühl der gesamten Landschaft in Worte zu fassen vermag. ZITAT

Gleichwohl verfolgt er auch konsequent seine Berufslaufbahn in einem Bankhaus, in dem er bis zum Abteilungsdirektor aufsteigt

Im Zentrum seines dichterischen Werkes geht es um eine andere Welt, die zuweilen, durchaus gewollt, auch biedermeierliche Züge annimmt. Aus seiner zumeist, wenn auch nicht ausschließlich heiteren Dichtung klingen neben gestalterischer Freude Lebenserfahrung und Lebensfreude in Verbindung zur ganzen Vielfalt menschlichen Lebens: der Alltag in der Familie, Liebe, Kinder, Beruf, Brauchtum, Jahreslauf, Feste, in einer Weinlandschaft selbstverständlich auch dieses Thema. Dass dabei auch Ironie und freundlicher Spott ihren Platz finden, scheint selbstverständlich, doch ist daraus oft das Bekenntnis zu wirklichen Werten herauszuhören. Überwiegend entstehen Gedichte, von denen nicht wenige vertont werden, aber auch Prosa und Theaterstücke; zur Präsentation nutzt er auch das junge Medium Radio.

Hanns Glückstein verstirbt jung, 1931 reißt ihn ein schweres Herzleiden aus dem Leben.

Der menschenfreundliche Charakter von Mensch und Werk und die Verbindung zu jüdischen Mitbürgern bringen ihn bei NS-Parteibonzen in Misskredit; seiner Popularität fügt das keinen nachhaltigen Schaden zu.

In Anerkennung seiner Verdienste und seiner kulturhistorischen Bedeutung sowie zur Wahrung des kulturellen Erbes der Stadt hat man sein Grab in Mannheim zum Ehrengrab erklärt. Schon wesentlich länger sind hier eine Straße, ein Platz, ein Park und das „Glückstein-Quartier“ nach ihm benannt.

In seiner saarländischen Geburtsstadt Völklingen kennt ihn wahrscheinlich niemand.

Peter Eckert