Karl Leibrock
geb. 21. September 1877 in Kirkel-Neuhäusel (Eschweiler Hof), gest. 3. Juni 1823 in Neu-Ulm
Lyrik, Erzählungen, Schauspiele – ein umfangreiches literarisches Werk hinterließ Karl Leibrock, der 1877 in die bäuerliche Welt des damals zu Kirkel-Neuhäusel gehörenden Eschweiler Hof geboren wurde. Im Brotberuf Beamter im Dienst der pfälzischen Eisenbahnen, avancierte er in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg zu einem vielgelesenen Autor auf regionaler Ebene. In seinem bekanntesten Werk, den 1912 in Kaiserslautern erschienenen „Träumereien aus dem Westrich“, stellte er zahlreiche Bezüge zu saarpfälzischen Orten, Bauwerken und Landschaften her: Den Kirkeler Wald, die Burgruine, die Silbersandquelle, die Limbacher Mühle, die Altstadter Bliesbrücke usf. nutzte er als Kulissen für seine Texte. Lokale Sagen, wie etwa jene vom „Teufelsbrunnen“ von Einöd, bearbeitete zu Neufassungen.
In dem heutigen Homburger Stadtteil, hart an der Grenze zu Zweibrücken gelegen, hatte Leibrock 1906 das Amt des Stationsvorstehers angetreten. Dort gründete er nach der Eheschließung mit Beate Goebels (1912) eine Familie. Beflügelt vom Erfolg seines Erstlings, ließ er eine Reihe von Mundart-Lustspielen folgen, in denen der ländliche Alltag saarpfälzischer Dörfer den Hintergrund bildete. Leibrock engagierte sich auch auf archäologischer Ebene; nachdem er auf dem Eschweiler Hof Terra-Sigillata-Scherben aufgelesen hatte, konnte er den Speyerer Konservator Friedrich Sprater zur systematischen Ausgrabung der überregional bedeutsamen römischen Manufaktur für Tafelgeschirr animieren. Leibrock beteiligte sich selbst an der Grabung.
Den größten literarischen Erfolg hatte Karl Leibrock mit dem Einakter „Mei Herzkersch“ (1913), der durch die Pfälzische Heimatbühne Ludwigshafen erstmals inszeniert wurde und dann weitere Aufführungen u.a. in Einöd, Ottweiler, Kaiserslautern und sogar in Berlin erfuhr. Von den Schauspielen Leibrocks scheinen nur zwei in Druck gegangen zu sein, die Manuskripte der anderen gelten als verschollen. Dazu gehört auch das tragische Stück „Marlene“, das vermutlich fiktiv auf die Biographie der Blieskasteler Gräfin Marianne von der Leyen (1745-1804) zurückgeht. Mit dem Drama, zunächst in Kaiserslautern uraufgeführt, wurde auch die Naturbühne Gräfinthal (Bliesmengen-Bolchen) eröffnet. Zwischen 1932 und 1939 wurde „Marlene“ dort häufig gegeben, und mit insgesamt etwa 40.000 Zuschauern hält es bis heute den „Rekord“ des Freilichttheaters.
Als kompliziert erwies sich bisher der Versuch, Leibrocks Werke zu bibliographieren, da sie entweder entlegen publiziert wurden oder sich teilweise nur als Manuskripte im Familienbesitz erhalten haben. Dies gilt insbesondere für seine verstreut immer wieder auftauchenden Mundartgedichte, aus denen die besondere Ausdrucksfähigkeit des Autors in gerade dieser Gattung spricht. ZITAT
Karl Leibrock starb 1923; wegen seiner ungemein feindseligen Haltung gegenüber den politischen Neuordnungen nach dem Versailler Vertrag 1919 und der Gründung des Saargebietes unter Einbeziehung zuvor westpfälzischer Ortschaften wurde er von der Saar-Regierung aus dem Eisenbahndienst entlassen. Nachdem er im April 1922 wieder eingestellt worden war, folgte im Juni 1923 von Kaiserslautern die Ausweisung ins rechtsrheinische Deutschland. In Neu-Ulm trat er eine neue Stelle an, die Zwangsversetzung überlebte er nur um wenige Tage.1 (MB)