geb. 1973 in Homburg, aufgewachsen in Limbach (heute Gemeinde Kirkel), wo sie auch lebt
Sabine Müller war von klein auf begeistert von der Homburger Hohenburg und hat zwei historische Romane darüber verfasst.
Homburg im hohen Mittelalter: Ritter Walther von der Merburg verliert durch ein Feuer sein ganzes Hab und Gut, er selbst wird zum Krüppel. Seinem Vetter Simon, Sohn des Grafen Philipp von Homburg, neidet er dessen absehbar reiches Erbe. Um selbst in den Besitz der Hohenburg zu gelangen, inszeniert Walther im Verlauf einer Jagd den Unfall, bei dem sein Vetter getötet wird. Die Pläne des Merburger Ritters gehen freilich nicht auf. Graf Philipp und seine Gemahlin Margareta brechen zu einer abenteuerlichen Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela auf. Am Grab des Apostels Jakobus wollen sie um ein neues Kind bitten und beten: Das ist die Ausgangslage, mit der Sabine Müller in ihrem ersten historischen und voluminösen Roman „Das Mal der Burgherrin“ beginnt. Auf der Basis historisch nachgewiesener, literarisch allerdings variabel verwendeter Fakten entwickelt sie eine rein fiktive Handlung, die durch die Auswahl der regionalen Schauplätze besticht. Die Hohenburg, die Keimzelle der Stadt Homburg, die Merburg in Kirrberg, die Kirkeler Burg, das Kloster Wörschweiler und die umliegenden Ortschaften machen die erzählte Geschichte topographisch gut nachvollziehbar. Sabine Müller, die in Kirrberg selbstständig eine Apotheke führt, kam nach eigenen Angaben erst spät zum Schreiben: 2010 begann sie mit ihrem ersten Roman. „Schon in meiner Kindheit war ich von der Ruine der Hohenburg, wie sie heute genannt wird, fasziniert. … Nach über fünfundzwanzig Jahren hatte ich mich dazu entschlossen, der alten Burg in einem Roman neues Leben einzuhauchen, und so erzählte ich die Geschichte der Grafen von Homburg, die im Übrigen frei erfunden ist“, kommentiert sie im Nachwort des ersten Romans Motivation und Methodik. Der Folgeband „Das Erbe der Burgherrin“ setzt im gleichen Duktus drei Jahrzehnte später das Geschehen fort. (MB) ZITAT
Zitate von Sabine Müller
Endlich war es so weit! Der erste Reisetag war gekommen. Man hatte die restlichen Dinge auf dem überdachten Wagen verstaut und sich von allen verabschiedet. Der Zug der Gaukler und Pilger bewegte sich den Bergrücken hinunter und durch das Dorf. Das Wetter war auf ihrer Seite. Obwohl die Sonne gerade erst aufgegangen war, waren am blauen Himmel nur ein paar vereinzelte weiße Wolken zu sehen.
Margareta musste blinzeln, als sie aus dem Wagen heraus sah. Trotz der Frühe standen schon einige Bewohner auf den Straßen und winkten dem Grafen und der Gräfin zum Abschied zu. Margareta winkte glücklich zurück. Sie war so froh, dass sie endlich unterwegs waren. Bald würde sich alles zum Guten wenden!
Auch die anderen freuten sich über die guten Wünsche der Dorfbewohner.
„Ob sie uns wirklich vermissen werden?“
„Ich denke schon, dass sie froh sein werden, wenn der Graf, der ihnen Schutz und Recht gewährt, wieder da sein wird.“
Kurz nach dem Dorf trennte sich der Weg der Pilger und der Gaukler. Die Gaukler zogen weiter über Kirkel gen Saarbrücken.
Die Pilger hingegen zogen südsüdwestlich durch das Beedener Woog, bis sie den seichten Lambsbach durchqueren mussten, was weder für die Pferde, noch für den Wagen ein Problem darstellte. Dann ging es westlich über eine Brücke über den Erbach. Der Erbach plätscherte munter dahin, bis er unmittelbar nach der Brücke in die Blies mündete. Kurz darauf erreichten sie den Klosterberg.
Die Männer zügelten die Pferde und Margareta und Philipp stiegen gemeinsam den steilen Fußweg zum Kloster hinauf.
„Gott zum Gruße, Pilger!“, begrüßte sie der Abt an der Pforte. „Nun geht es also los. Ich wünsche Euch alles Gute und gebe Euch meinen Segen mit auf die Reise.“
„Vielen Dank, Abt Stephanus. Wir wollen noch von Simon Abschied nehmen, wenn Ihr uns zur Klosterkirche begleiten wollt.“
„Das ist doch selbstverständlich. In spätestens zwei Wochen werdet Ihr zu einer Zisterzienserabtei namens Fontenay gelangen. Bestellt dem Abt viele Grüße von mir, er ist ein alter Freund. Ihr werdet dort eine gute Unterkunft vorfinden. Hier habt Ihr noch einen Geleitbrief vom Kloster, der Euch als Pilger ausweist. Dann müsst Ihr keine Zölle bezahlen und man gewährt Euch in den Klöstern freie Unterkunft.“
In der Kirche kniete Margareta vor Simons Grab und Philipp legte tröstend die rechte Hand auf ihre linke Schulter. Sie sprachen ein stummes Gebet für ihren geliebten Sohn und nahmen Abschied.
„Ach, wäre Simon doch bloß noch am Leben“, klagte Margareta.
„Da hast du recht. Dann müssten wir diese Strapazen nicht auf uns nehmen.“
„Wohl wahr.“
Schweigend stiegen sie den Berg hinunter. Margareta nahm wieder auf dem Wagen Platz und Philipp stieg auf sein Pferd.
Sie ritten weiter durch die Auen und durchquerten den Ort Bierbach, wo ihnen ein paar Mägde neugierig nachblickten. Es ging weiter nach Süden durch ein schmales Tal, welches links und rechts von Bäumen gesäumt wurde. In der Bliesaue lag die kleine Siedlung Webenheim, nach der sie sich westlich hielten, bis sie zu einer Brücke kamen, wo sie von einem Zöllner angehalten wurden.
„Seid gegrüßt! Wenn ihr diese Brücke überqueren wollt, müsst ihr den Brückenzoll entrichten!“
Als Philipp auf den Zöllner zuritt, erkannte dieser den Grafen.
„Oh, Herr Graf! Ihr dürft selbstverständlich passieren. Ich habe gehört, dass Ihr eine Pilgerreise macht. Ich wünsche Euch alles Gute auf Eurer Reise.“
Der Zöllner verneigte sich kurz vor dem Grafen und trat zur Seite, sodass der Zug die Brücke überqueren konnte. Sie ritten an Blieskastel, Alschbach und Biesingen vorbei und rasteten am Fuße des Hölschbergs, wo ein kleiner Fluss, der Mandelbach entsprang.
Die Männer stiegen von den Pferden und ließen diese trinken und weiden. Die Frauen kletterten aus dem Wagen und vertraten sich die Beine.
„Wie schön es hier ist!“, seufzte Margareta. Sie trat durch das grüne Moos und ging zu der Quelle, um die sich ein paar Bäume gruppierten. Margareta kniete nieder, streifte ihre Ärmel hoch, tauchte ihre Hände und Arme in das kalte, klare Wasser und wusch sich das Gesicht.
„Ach, tut das gut! Kommt rüber und erfrischt euch!“, rief sie den anderen zu. Diese folgten ihrem Beispiel.
„Hier ist wirklich ein schöner Flecken“, sagte Eleonore.
Sie setzte sich zusammen mit Margareta auf einen Baumstumpf und schloss die Augen.
„Los, wir machen einen kleinen Spaziergang!“
Margareta erhob sich. Zusammen mit Eleonore ging sie ein paar Schritte auf den Berg zu.
„Siehst du die schönen Blumen, die hier blühen? Wenn ich zu Hause wäre, würde ich einen Strauß pflücken und sie in eine Vase stellen.“
Die beiden bewunderten Gänseblümchen, Löwenzahn und Wiesenschaumkraut. Als sie wieder bei den anderen ankamen, hatten Elvira und Grete bereits eine Vesper vorbereitet. Es gab Brot, Schinken und gefärbte Eier. Sie ließen es sich schmecken und tranken reichlich Wasser aus der Quelle, welches sie mit hölzernen Krügen herausgeschöpft hatten.
Nach der Mahlzeit ruhten sie sich in der Sonne aus. Dann spannten sie die Pferde wieder ein und brachen auf.
Eleonore lehnte sich zurück.
Bis jetzt gefällt mir unsere Pilgerreise. Dabei hatte ich solche Angst davor.“
„So wunderschön wie heute wird es aber leider nicht jeden Tag sein.“
„Da habt Ihr wohl Recht.“
Die Reise ging weiter gen Süden direkt durch das malerische Tal des kleinen Mandelbachs. Das Flüsschen plätscherte dahin durch die grünen Wiesen, die mit Frühlingsblumen übersät waren. Schilf und kleine Büsche säumten seinen Weg.
Sie durchquerten Erfweiler, Wittersheim, Bebelsheim, Habkirchen und Mandelbach, wo der Mandelbach schließlich in die Blies mündete.
„Nun sind wir wieder an unserer Blies“, bemerkte Philipp.
„Jetzt müssen wir den Fluss wohl überqueren“, sagte Ritter Thomas.
„Dort hinten ist eine Brücke.“
Sie passierten die Brücke und Philipp zeigte auf eine Burg auf einer Anhöhe.
„Seht ihr diese Burg dort oben? Es ist die Burg Frauenberg. Von dort kann man sehr gut den Wasserweg kontrollieren.“
„Das ist wirklich ein guter Standpunkt. Kennt Ihr den Burgherren?“
„Nein, ich glaube aber, dass er mit den Bliesgaugrafen verwandt ist.“
Der Weg ging weiter nach Südwesten und die Pferde wurden allmählich müde.
„Wie lange werden wir heute noch reisen, Herr?“, fragte Fuhrmann Berthold den Grafen.
„Gleich kommen wir nach Gemünd, wo die Blies in die Saar mündet. Dort werden wir übernachten.“
Schließlich erblickten die Pilger das Städtchen, welches von einer Schutzmauer umrahmt wurde. Auf einer Anhöhe überragte das Schloss, das im Besitz der Herzöge von Lothringen war, das Saartal.
(aus Sabine Müller: Das Mal der Burgherrin, mit freundlicher Genehmigung der Autorin)
Schließen