geb. 22. Febr. 1890 in Mittelbexbach, gest. 1. Dezember 1973 in Bexbach
Alois Stumpfs bereitete die örtliche Geschichte für das breite Publikum auf und bearbeitete diese auch literarisch.
Ältestes von sieben Kindern in einem Bergmannshaushalt, trat Alois Stumpfs zunächst in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters: Zwei Jahrzehnte lang arbeitete er „auf der Grube“, wobei er sich schon früh in bergmännisch-katholischen Jugendorganisationen wie der „St. Barbara-Bruderschaft“, später bei der Kolping-Familie sowie im Arbeiterverein seines Heimatortes Mittelbexbach einbrachte. Gleichermaßen frühzeitig fing Stumpfs mit dem Schreiben an, und nachdem er aus einem literarischen Wettbewerb in Speyer als Sieger hervorgegangen war, fokussierte er sich immer stärker auf Schriftstellerei bzw. die journalistische Arbeit. Auf eine entsprechende Ausbildung in St. Wendel trat er 1926 eine hauptberufliche Stelle als Berichterstatter bei der in Homburg erscheinenden „Saarpfalz“ an. Aus diesem Jahr stammt auch sein einziger als Buch veröffentlichter Roman mit dem Titel „Der Rote Henker“, der nicht ohne Spannungsmomente, aber durchaus mit belehrendem Charakter die „Zweibrücker Reformationszeit“ um die Mitte des 16. Jahrhunderts zur zeitlichen Kulisse hat. ZITAT
Zitate von Alois Stumpfs
Um dieselbe Stunde hatten sich auch Oßwills Augen in der Burg Kirkel noch nicht zum Schlaf geschlossen. Ungeduldig blickte er bei jedem Geräusch gegen die Tür seines Zimmers. Endlich trat ein Diener, den er erwartet zu haben schien, zu ihm ein. „Endlich bist du wieder zurück, Sandor,“ sprach der Schloßobrist. „Du hast meine Geduld gar sehr auf die Probe gestellt.“ „Ich glaube gerne Ihren Worten. Ich bin spät gekommen. Ist doch auch meine Botschaft eine doppelt schlechte,“ sagte Sandor. „Herr Obrist, Ihre Bitte ward verlacht, verachtet und nicht erfüllt.“ Die Miene des Obristen verfinsterte sich bei dieser Botschaft. „Herzog Wolfgang hat meine Bitte verworfen?“„Herr Obrist,“ begann der Diener, „schon als ich dem Herzog Ihre Bitte vortrug, war er wütend geworden. Er sagte beim Namen Jadwigo, nie werde er einem aus diesem Hause seine Gunst erzeigen. Weiter sagte der Herzog noch, daß Ihr ohne seine Erlaubnis keinen Fußbreit über das Gebiet dieser Burg treten dürftet, am wenigsten aber morgen, da Ihre Schwester Klarissa das Gewand der Reuerinnen empfängt.“ Der Obrist war nachdenklich geworden, da er hören mußte, daß sein einstiger Freund, Herzog Wolfgang, sein Feind geworden war. „Ist deine Botschaft zu Ende, Sandor?“ fragte der Obrist nach kurzer Unterbrechung.
„Was Ihren vereitelten Besuch bei Ihrer Schwester am morgigen Tage betrifft, bin ich zu Ende mit meinem Berichte,“ antwortete Sandor, „aber ich habe noch eine zweite, gar bittere Kunde für Euch erlauscht, Herr Obrist. Sind wir gesichert vor Zuhörern? Was ich erlauscht, könnte mich schon morgen an den Zweibrücker Stadtgalgen bringen.“
„Sei unbesorgt, Sandor“, sagte der Obrist, „außer uns beiden weilt niemand in diesem Burgflügel. Robian und Helmhold bringen noch in der Kammer die Waffen in Ordnung. Eben erst kam ich von dort. Die anderen aber liegen längst im Schlafe; sie sind zu träge zum Lauschen. Betrifft deine Kunde den Herzog
Wolfgang selbst?“
„Ja,“ erwiderte der Bote.
„Nun und dann Sandor?“ redete der Obrist wieder weiter, „hat nicht erst gestern Robian, an dem das Gesinde der Burg mit Liebe hängt, des Herzogs Hundepeitsche auf den Wangen verspüren müssen, da er seinem Pferd feuchtes Gerstenstroh vorlegte. Um so weniger ist Gefahr für uns, belauscht zu werden.“ „Als ich den Herzog verließ,“ redetet der Diener leise weiter, „traten eben der Kanzler sowie Herr von Salm zu dem Herzog ein. Der Herzog und die beiden nannten, als ich gerade das Zimmer verlassen hatte, einigemale Ihren Namen. Ich blieb stehen und tat, als bewunderte ich die Gemälde an der Wand im Vorsaale. So erfuhr ich denn, daß morgen der Herzog in seinem Lande die neue Lehre Luthers gewaltsam einführen wird. Die Kirchen und Klöster müßten frei sein von der päpstlichen Fessel und der neuen Lehre übergeben werden. Das ist die bitterste meiner Kunden, Herr Obrist.“
„Den letzten Rest unseres Rechtes will man uns entreißen und das an dem Tage, da meine liebe Schwester das Ordenskleid erhalten soll?“ rief der Obrist. „Ich breche die Fesseln, die mich an den Herzog banden.“ Zornig riß er das Würdezeichen seines Amtes von seiner Brust und schleuderte es auf den Boden
Aus Alois Stumpfs: Der Rote Henker. Homburg 1926, S. 43f.
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Alois Stumpfs wechselte alsbald zur „Pfälzischen Presse“ nach Kaiserslautern, ehe er ab 1942 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand schließlich bei der Gemeindeverwaltung „Höcherberg“ (unter dieser Bezeichnung waren in der Nazi-Zeit verschiedene Ortschaften zusammengefasst worden) bzw. später in Bexbach tätig war.
Unermüdlich und zeitlebens war Alois Stumpfs im kulturellen Leben seiner Geburtsstadt engagiert, und auch auf humoristische Manier setzte er alles daran, seinen Zeitgenossen Geschichtsbewusstsein wie lokale Identitäten nahe zu bringen. Sein umfangreiches Schaffen bezog sich vornehmlich auf heimatkundliche Arbeiten, die mitunter auch literarischen Anspruch haben. Als Experte für die regionale wie insbesondere die Bexbacher Historie schrieb er zahllose Artikel über Geschichte und Brauchtum, Bergbau, Volkskundliches und religiöse Sujets in Tageszeitungen, aber auch für Periodika wie „Die Brücke“, „Höcherberg-Nachrichten“, „Bauernkalender“. „Pilger“, „Nach der Schicht“ etc. Außerdem schrieb er Fortsetzungsromane, Kurzgeschichten, Erzählungen oder Essays, die in der Regel an das allgemeine Publikum adressiert waren. (MB)