Die Stadt Bexbach entstand bei der Gebiets- und Verwaltungsreform zum 1. Januar 1974. Sie wurde aus der damals gerade drei Jahre alten Stadt Bexbach sowie den bis dahin selbstständigen Gemeinden Frankenholz, Höchen, Kleinottweiler, Nieder- und Oberbexbach gebildet. Die bis dahin zur Stadt Bexbach gehörende Annexe Ludwigsthal („Plantage“) sowie weitere Gemarkungsteile rechts der Blies wurden abgetrennt und der Stadt Neunkirchen zugewiesen.
Die Kleinstadt am östlichen Rand des Saarlandes wird geprägt durch Relikte des Kohlebergbaus. Weithin sichtbares Zeugnis dafür ist das Steinkohlekraftwerk Bexbach mit einer Leistung von 773 Megawatt, das seit 1983 in Betrieb ist. Es befindet sich am Standort der einstigen bayerischen Staatsgrube Mittelbexbach, eines von einst drei Kohlebergwerken am Höcherberg, der mit 518 Meter Höhe höchsten Erhebung des Saarpfalz-Kreises. ZITAT
Zitat von nk
Das schöne alte Bauerndorf Bexbach ist längst dahin …
Im Kohlengebiet der Saarpfalz
Wir stehen an einem sonnigen Sommertage auf der Höhe von Lautern, da, wo der vordere Rotenberg den Blick bis in den fernsten Westen unserer Heimat schweifen läßt. Dort, wo sich die Berge in grauer Ferne verlieren, steigt einer mächtiger auf als seine Genossen. Es ist der Höcherberg, der Berg, auf dem das Bergmannsdorf Höchen liegt, bei dem der wichtigste Quellfluß des Glanes, die einstige Mohr entspringt. Ein Schornstein steigt hoch in die Luft, und deutlich sehen wir die Rauchfahne, die der Westwind uns gerade zuweht.
Kommen wir dem Höcherberge näher, etwa auf der Landstuhler Höhe, so sehen wir einen breit sich hinlegenden Berg, der fast ganz mit Wald bedeckt ist, in den die alten Zweibrücker und Saarbrücker Bauern eindrangen, um Höfe und Dörfer anzulegen, nachdem ihnen die Klosterbrüder und Klosterbauern von Hornbach, Wörschweiler und Wadgassen, aber auch die Deutschherren von Saarbrücken längst vorgearbeitet hatten. Wir fahren zum vielverzweigten und nie ruhenden Bahnhof in Homburg ein und sind – im Saargebiet. Das alte deutsche Westrich, in dessen Herzen wir nun stehen, ist gewaltsam durchschnitten: Da paßten doch der Biesgau und die aus ihm hervorgegangenen Grafschaften und Herrschaften die wirtschaftlichen, volklichen und geistigen Verbundenheiten der Westricher ganz anders zusammen als dieses Saargebiet von Völkerbunds-Gnaden, das mit Sehnsucht wartet, bis die erlösende Stunde schlägt. […]
In Homburg sind wir dicht am Kohlengebiete, und die Stadt, die sich an die Buntsandsteinplatte der Landstuhler Höhe anlehnt, greift mit ihren Straßen und Schienen, mit ihren weitschichtigen Anlagen der Industrie und des Verkehrs hinein ins Kohlengebiet. Mehr nach Süden geht die Bahn nach Zweibrücken und anschließend nach St. Ingbert, und mit ihr läuft die heute wohlgepflegte Kaiserstraße durchs Westrich ins Saargebiet. Geradeaus auch mitten hinein ins Westrich führt uns die Bahn nach Neunkirchen, nordwestlich durch Wälder und Sandfelder, durch Wiesen und einst bruchiges Gelände. Bald halten wir in dem stattlichen Bergmannsdorf Mittelbexbach. Das alte schöne Bauerndorf ist längst dahin, und wo einst der Pflug Furchen zog, stehen, zerstreut oder festgeschlossen an der Straße die Häuser und Häuschen der Bergleute, die auf den benachbarten Gruben des Staates, namentlich aber droben auf Frankenholz dem Schoß der Erde die schwarzen Diamanten abgewinnen. Wer, wie ich, das Dorf vor 40 Jahren sah, kennt es heute nicht mehr. Er ist fremd geworden, nachdem zu den Einheimischen aus Nah und Fern Hunderte kamen, die hier Brot und Heimat fanden. Der gute August Becker, dem wir alle doch so gern auf seinen Fahrten durch die Pfalz folgen, weiß noch wenig von unserer ganzen Landschaft zu melden, da er noch viel zu sehr unter dem Einflusse unserer Romantiker steht, die lieber zehn mal unter einer Ruine am hellen Tag träumen, als mit aufgeschlossenem Sinn für Natur und Menschenwerk durch diese Gegend zu wandern, in der das Leben von heute redet, das wohl unruhiger, aber großzügiger ist und Menschen ernährt und ihnen die Heimat gibt.
Man könnte einfach Bexbach schreiben, wie das Volk sagt, wenn es an die drei Orte Ober-, Mittel- und Niederbexbach denkt: Mittelbexbach dicht am Bahnhof, Niederbexbach einen guten Kilometer südlich und Oberbexbach dicht nördlich davon. Mittelbexbach hat heute mehr als 5000 Seelen und ist Sitz eines Bergamtes, und wenn wir durch das stattliche Dorf wandern, das vom gemütlichen und idyllischen alten Bexbach gar nichts mehr hat, so staunen wir über die fast städtische Straße, über die quer hoch über uns die Drahtseilbahn läuft, die droben von Frankenholz herunter zur Bahn ununterbrochen Kohlen befördert. Daher hat sich auch das einst bescheidene Dorf Oberbexbach mit seiner Siedlung Frankenholz rasch entwickelt: heute haben beide Orte mehr als 4500 Seelen, während Niederbexbach drunten kaum 800 zählt. So hat die Kohle hier die Menschen zusammengeballt, namentlich aber die private Grube Frankenholz, die heute etwa 1600 Leute beschäftigt und durch ihre großartige Anlage: Maschinenhaus, Förderturm und durch manche Einrichtung helfender Art bekannt ist. Vor dem Krieg gingen allein täglich etwa 1800 Zentner zur Kohlenwäsche und Drahtseilbahn. Die stattliche Anlage bei Mittelbexbach gehörte bis 1919 dem bayerischen Staate, bis das Diktat von Versailles sie den westlichen Nachbarn gab, die ja nur um der Kohle willen die Saarlandschaft und das Gebiet der pfälzischen Kohle an ihr Herz schließen wollten.
Wir stehen also hier am Rande des pfälzischen Kohlengebirges, das sich jenseits der Senke von Homburg, Landstuhl, Kaiserslautern in nordöstlicher Richtung erhebt und durch die höchsten Punkte Höcherberg, Potzberg, Königsberg, Donnersberg bezeichnet wird. In ihm kommt zuerst von Süden her gesehen die rheinische Richtung vollkommen zum Ausdruck, die schon in der Pfälzischen Ludwigsbahn bis Kaiserslautern, in der Kaiserstraße und in der Senke angedeutet, sowie in Glan- und Nahetal zu erkennen ist. Deutlicher zeigen diese Richtung Hunsrück und Taunus, sowie Eifel und Westerwald.
Das Steinkohlenflöz der Saarpfalz ist kaum eine alte Quadratmeile groß. Die übrigen pfälzischen Kohlengruben um Kusel und Lauterecken sind kaum beachtenswert, obwohl hier das Schürfen Jahrhunderte alt ist, wie verlassene Stollen und ersoffene Schachte beweisen. Jüngst erst wurde die Grube Nordfeld bei Waldmohr also unweit Höchen und Frankenholz aufgegeben, nämlich da, wo die untere Saarbrücker Schichte in die obere sogen. Ottweiler übergeht.
Hier wechseln, wie wir von unserem unermüdlichen Heimatforscher Dr. D[aniel] Häberle wissen, zahlreiche Kohlenflöze mit Schichten von grauem Sandstein, Schiefertonen u. a. Die Mächtigkeit soll 4.500 Meter betragen, das Flözgebiet aber gut 10 Stunden lang sein. Die unteren Saarbrücker Kohlenschichten haben Fettkohlen, die in der Saarpfalz bei St. Ingbert und Mittelbexbach erschlossen werden. Die hochgelegene Grube Frankenholz baut dagegen die mittlere Saarbrücker Schichte ab, die Flammkohlen führt. Kleinere Kohlenflöze, die natürlich nicht von Bedeutung sind, werden bei Einschnitten oft an Tag gelegt, wie z. B. im Glantal bei Ulmet. Bei Mittelbexbach dagegen tritt ein kleines Flöz offen zutage. Frankenholz, das wesentlich höher als St. Ingbert und Mittelbexbach liegt, schneidet die unteren Ottweiler Schichten an. Die mittlere Schichte dagegen zieht von da über den Höcherberg nach Dunzweiler.
Die Dörfer Mittelbexbach und das nahe Ludwigsthal, sowie Oberbexbach und Frankenholz haben in dem Hauptlehrer H. Louis einen zuverlässigen Geschichtsschreiber gefunden, dem der Gemeindesekretär Geibert für Oberbexbach und Frankenholz wacker zur Seite stand. Bereits 1448 wird von Kohlengruben geredet; der bayerische Staat aber begann schon ein Jahr nach Besitznahme der Pfalz mit Anlegung der heutigen Staatsgrube (1817), bei zehn abbaufähigen Flözen von zusammen 9 Meter Mächtigkeit in reiner Kohle. Frankenholz fing erst seit 1845 sich zu entwickeln an, nachdem endlich nach 20jährigem Bitten und Betteln von Eigentümern und Unternehmern die Erlaubnis gegeben wurde. Bekannt ist ja, daß diese Schöpfung des Zweibrückers Culmann heute in Händen französischer Geldleute ist. Der Förderbetrieb ist gewaltig gewachsen; denn 1925 wurden 467.000 Tonnen gewonnen, so daß die Geldleute 12 v. H. Gewinn buchen konnten.
Dieser Beitrag stammt aus: „Zeitbilder, Zugleich illustrierte Zeitschrift für den Fremden- und Touristenverkehr in der Pfalz, Sonntagsbeilage zur “Pfälzischen Presse”, Nr. 5, 32. Jahrgang, Kaiserslautern, vom 29. Januar 1928, S. 17/18. Das Kürzel “nk.”, das den Autor angibt, konnte nicht aufgeschlüsselt werden.
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Saarländisches Bergbaumuseum im Hindenburgturm. Foto: Wolfgang Henn
Vor diesem historischen Hintergrund ist die Stadt nicht von ungefähr Standort des „Saarländischen Bergbaumuseums“. 1
Die Ausstellungen im „Hindenburgturm“, einem früheren Wasserhochbehälter, dokumentieren und inszenieren zahlreiche Facetten der einst prägenden Schlüsselindustrie: den Alltag des Bergmanns unter Tage wie im eigenen Heim, die Entwicklung der Technologien, mit denen Kohle abgebaut wurde, Sicherheitsvorkehrungen oder auch Geologie. In einer unterirdischen Schauanlage werden die Arbeitsbedingungen des Bergmannes unter realistischen Verhältnissen nachgestellt.
Eingang Blumengarten und Bergbaumuseum. Foto: Wolfgang Henn
Von der Höhenplattform des „Hindenburgturms“ in 40 Meter Höhe bietet sich ein guter Rundblick über die Höcherbergregion, weite Teile des Saarlandes und die Sickinger Höhe. Turm wie Museum sind Bestandteile des „Blumengartens“, einer Parkanlage, die anlässlich der Ausstellung „Garten und Blumen im sozialen Wohnungsbau“ 1951 geschaffen worden war. 2 Damit verbunden waren die Zielsetzungen, einerseits Muster für die Gestaltung des Gartens am vehement propagierten Eigenheim anzubieten, andererseits dem Industriearbeiter aber auch Möglichkeiten der Erholung und Freizeitgestaltung im unmittelbaren Umfeld zu bieten. Diese ursprünglichen Absichten spielen heute freilich keine Rolle mehr. Seit 2017 befinden sich im Areal des Blumengartens 26 restaurierte Objekte der einstigen „Gulliver-Miniwelt“ aus dem Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken. Größte Attraktion in Bexbach ist die „Campingschau“, die seit 1962 Ende April/Anfang Mai ebenfalls im Blumengarten stattfindet.
Bahnhof. Foto: Wolfgang Henn
In Bexbach befindet sich der älteste erhaltene und zweitälteste Bahnhof des Saarlandes. Er wurde 1849 als Endpunkt der pfälzischen Ludwigsbahn in Betrieb genommen. Der Bexbacher Bahnhof hatte zunächst die Aufgabe, Kohle aus dem preußischen Saarrevier an die „Rheinschanze“, das heutige Ludwigshafen, zu transportieren. Über diesen Bahnhof, der von Freischärlern besetzt war, marschierten am 13. Juni 1849 preußische Militäreinheiten in die Pfalz ein, um die „pfälzische Revolution“ niederzuschlagen.
Ein Bauwerk von besonderem Rang ist die evangelische Kirche in Bexbach, die 1888/89 nach Plänen jüdischen Architekten Ludwig Levy (1854 -1907) errichtet wurde. Insbesondere das Kircheninnere besticht durch eine ausdrucksstarke und gewagte Holzkonstruktion. Ein beliebtes Ausflugsziel stellt der Höcherbergturm im Stadtteil Höchen dar, der seit 1913 auf dem höchsten Punkt des Ostsaarlandes steht. Von ihm aus bietet sich ein prächtiger 360-Grad-Panoramablick auch in Nord- und Westpfalz sowie das nördliche Saarland. In der Ortsmitte von Höchen entspringt der Glan, der mit 68 Kilometer längste Fluss der Pfalz. Die Relikte der einstigen Grube „Consolidirtes Nordfeld“ in Höchen, die als gigantische Fehlspekulation um die Jahrhundertwende 1900 nur kurz Betrieb war, sind ebenso über einen „historischen Grubenwanderweg“ erschlossen wie jene der Grube Frankenholz. Dieses Bergwerk, in geduldiger und jahrzehntelanger Beharrlichkeit 1879 von August Ferdinand Culmann gegründet, war mit zeitweise bis zu 3000 Beschäftigten die größte Privatgrube im deutschen Südwesten.
Für Bexbach, 1219 als Beckensbach belegt, war das lokale, in die Blies mündende Fließgewässer namensgebend. Dessen Bezeichnung ist bisher ungedeutet. Erste Grundherren waren im 13. Jahrhundert die Edelknechte von „Beckensbach“, deren Stammsitz sich nahe der Grenze zu Niederbexbach befand. Zur Unterscheidung der einzelnen Ortschaften ist „Mittelbexbach“ erstmals 1299 erwähnt. Durch Schenkungen gelangten Teile des Dorfes auch an das Kloster Wörschweiler (1223) und 1323 an die Komturei des Deutschen Ordens in Saarbrücken. Im gleichen Jahr wurde der Edelknecht von Bexbach als Vasall der Kirkeler Burgherren bezeichnet. 1410 kam Bexbach mit dem Amt Kirkel an das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. 1576 gab es in Bexbach drei Obrigkeiten: neben Pfalz-Zweibrücken und dem Deutschen Orden das Haus Mauchenheimer / von der Leyen. Deren Lehen fiel 1580 ebenfalls an Zweibrücken, das Bexbach 1603 im „Limbacher Abschied“ an Nassau-Saarbrücken abtrat. Diese Landeshoheit hatte bis zur Französischen Revolution Bestand. 1937 wurden mehrere Ortschaften zur Großgemeinde „Höcherberg“ zusammengefasst; Zusammenschluss und Namensgebung aus der Nazizeit wurde zehn Jahre später wieder aufgehoben.
Ein umfangreiches Werk mit lokalen Bezügen hinterließ Alois Stumpfs, der 1890 in „Mittelbexbach“ geboren ist. Als Kenner der örtlichen wie auch der saarpfälzischen Geschichte verfasste er vielfältigste Abhandlungen über Brauchtum, Kirchengeschichte oder den Bergbau – Erzählungen, Kurzgeschichten und Essays fokussieren sich zumeist auf den Bexbacher Mikrokosmos. Sein Podium waren die seiner Zeit noch häufigen Heimatzeitschriften. Sein einziger als Buch veröffentlichter Roman „Der Rote Henker“ erschien 1926 und spielt vor dem Hintergrund der frühen Reformation im nahen Zweibrücken. Alois Stumpfs starb 1973.
In Bexbach aufgewachsen ist Alf Betz (1933-2004), der sich als Autor insbesondere zu Bildbänden der Saarregion einen Namen gemacht hat. Auch betätigte er sich als Literatur- und Theaterkritiker für Zeitungen und Rundfunk. „Landsässigkeit“ lautet der Titel seines einzigen Lyrikbandes (1981). Das Grab von Alf Betz befindet sich auf dem Bexbacher Friedhof.
Aus Bexbach stammt Gerd Dudenhöffer. 1949 als Sohn eines Zahnarztes in Bexbach geboren, ist er ein deutschlandweit bekannter Kabarettist, Komödiant und Schriftsteller. Sein Alter Ego „Heinz Becker“ mimt unter stets deutlich lokalen Bezugnamen und im erkennbar speziellen Bexbacher Dialekt den biederen Spießbürger, der ungerührt, unüberlegt und ununterbrochen Boshaftigkeiten von sich gibt. Neben zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen hat Gerd Dudenhöffer auch mehrere Bücher produziert, etwa „… alles geschwätzt“ (1986) oder die Erzählung „Die Reise nach Talibu“ (2005). Gerd Dudenhöffer lebt im Bexbacher Stadtteil Kleinottweiler.