Bexbach

 

Die Stadt Bexbach entstand bei der Gebiets- und Verwaltungsreform zum 1. Januar 1974. Sie wurde aus der damals gerade drei Jahre alten Stadt Bexbach sowie den bis dahin selbstständigen Gemeinden Frankenholz, Höchen, Kleinottweiler, Nieder- und Oberbexbach gebildet. Die bis dahin zur Stadt Bexbach gehörende Annexe Ludwigsthal („Plantage“) sowie weitere Gemarkungsteile rechts der Blies wurden abgetrennt und der Stadt Neunkirchen zugewiesen.

Die Kleinstadt am östlichen Rand des Saarlandes wird geprägt durch Relikte des Kohlebergbaus. Weithin sichtbares Zeugnis dafür ist das Steinkohlekraftwerk Bexbach mit einer Leistung von 773 Megawatt, das seit 1983 in Betrieb ist. Es befindet sich am Standort der einstigen bayerischen Staatsgrube Mittelbexbach, eines von einst drei Kohlebergwerken am Höcherberg, der mit 518 Meter Höhe höchsten Erhebung des Saarpfalz-Kreises. ZITAT

Ausrüstung der damaligen Arbeiter

Saarländisches Bergbaumuseum im Hindenburgturm. Foto: Wolfgang Henn

Vor diesem historischen Hintergrund ist die Stadt nicht von ungefähr Standort des „Saarländischen Bergbaumuseums“.
Die Ausstellungen im „Hindenburgturm“, einem früheren Wasserhochbehälter, dokumentieren und inszenieren zahlreiche Facetten der einst prägenden Schlüsselindustrie: den Alltag des Bergmanns unter Tage wie im eigenen Heim, die Entwicklung der Technologien, mit denen Kohle abgebaut wurde, Sicherheitsvorkehrungen oder auch Geologie. In einer unterirdischen Schauanlage werden die Arbeitsbedingungen des Bergmannes unter realistischen Verhältnissen nachgestellt.

Außenansicht Hindenburgturm

Eingang Blumengarten und Bergbaumuseum. Foto: Wolfgang Henn

Von der Höhenplattform des „Hindenburgturms“ in 40 Meter Höhe bietet sich ein guter Rundblick über die Höcherbergregion, weite Teile des Saarlandes und die Sickinger Höhe. Turm wie Museum sind Bestandteile des „Blumengartens“, einer Parkanlage, die anlässlich der Ausstellung „Garten und Blumen im sozialen Wohnungsbau“ 1951 geschaffen worden war. Damit verbunden waren die Zielsetzungen, einerseits Muster für die Gestaltung des Gartens am vehement propagierten Eigenheim anzubieten, andererseits dem Industriearbeiter aber auch Möglichkeiten der Erholung und Freizeitgestaltung im unmittelbaren Umfeld zu bieten. Diese ursprünglichen Absichten spielen heute freilich keine Rolle mehr. Seit 2017 befinden sich im Areal des Blumengartens 26 restaurierte Objekte der einstigen „Gulliver-Miniwelt“ aus dem Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken. Größte Attraktion in Bexbach ist die „Campingschau“, die seit 1962 Ende April/Anfang Mai ebenfalls im Blumengarten stattfindet.

Bahnhof Bexbach

Bahnhof. Foto: Wolfgang Henn

In Bexbach befindet sich der älteste erhaltene und zweitälteste Bahnhof des Saarlandes. Er wurde 1849 als Endpunkt der pfälzischen Ludwigsbahn in Betrieb genommen. Der Bexbacher Bahnhof hatte zunächst die Aufgabe, Kohle aus dem preußischen Saarrevier an die „Rheinschanze“, das heutige Ludwigshafen, zu transportieren. Über diesen Bahnhof, der von Freischärlern besetzt war, marschierten am 13. Juni 1849 preußische Militäreinheiten in die Pfalz ein, um die „pfälzische Revolution“ niederzuschlagen.

Ein Bauwerk von besonderem Rang ist die evangelische Kirche in Bexbach, die 1888/89 nach Plänen jüdischen Architekten Ludwig Levy (1854 -1907) errichtet wurde. Insbesondere das Kircheninnere besticht durch eine ausdrucksstarke und gewagte Holzkonstruktion. Ein beliebtes Ausflugsziel stellt der Höcherbergturm im Stadtteil Höchen dar, der seit 1913 auf dem höchsten Punkt des Ostsaarlandes steht. Von ihm aus bietet sich ein prächtiger 360-Grad-Panoramablick auch in Nord- und Westpfalz sowie das nördliche Saarland. In der Ortsmitte von Höchen entspringt der Glan, der mit 68 Kilometer längste Fluss der Pfalz. Die Relikte der einstigen Grube „Consolidirtes Nordfeld“ in Höchen, die als gigantische Fehlspekulation um die Jahrhundertwende 1900 nur kurz Betrieb war, sind ebenso über einen „historischen Grubenwanderweg“ erschlossen wie jene der Grube Frankenholz. Dieses Bergwerk, in geduldiger und jahrzehntelanger Beharrlichkeit 1879 von August Ferdinand Culmann gegründet, war mit zeitweise bis zu 3000 Beschäftigten die größte Privatgrube im deutschen Südwesten.

Für Bexbach, 1219 als Beckensbach belegt, war das lokale, in die Blies mündende Fließgewässer namensgebend. Dessen Bezeichnung ist bisher ungedeutet. Erste Grundherren waren im 13. Jahrhundert die Edelknechte von „Beckensbach“, deren Stammsitz sich nahe der Grenze zu Niederbexbach befand. Zur Unterscheidung der einzelnen Ortschaften ist „Mittelbexbach“ erstmals 1299 erwähnt. Durch Schenkungen gelangten Teile des Dorfes auch an das Kloster Wörschweiler (1223) und 1323 an die Komturei des Deutschen Ordens in Saarbrücken. Im gleichen Jahr wurde der Edelknecht von Bexbach als Vasall der Kirkeler Burgherren bezeichnet. 1410 kam Bexbach mit dem Amt Kirkel an das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. 1576 gab es in Bexbach drei Obrigkeiten: neben Pfalz-Zweibrücken und dem Deutschen Orden das Haus Mauchenheimer / von der Leyen. Deren Lehen fiel 1580 ebenfalls an Zweibrücken, das Bexbach 1603 im „Limbacher Abschied“ an Nassau-Saarbrücken abtrat. Diese Landeshoheit hatte bis zur Französischen Revolution Bestand. 1937 wurden mehrere Ortschaften zur Großgemeinde „Höcherberg“ zusammengefasst; Zusammenschluss und Namensgebung aus der Nazizeit wurde zehn Jahre später wieder aufgehoben.

Ein umfangreiches Werk mit lokalen Bezügen hinterließ Alois Stumpfs, der 1890 in „Mittelbexbach“ geboren ist. Als Kenner der örtlichen wie auch der saarpfälzischen Geschichte verfasste er vielfältigste Abhandlungen über Brauchtum, Kirchengeschichte oder den Bergbau – Erzählungen, Kurzgeschichten und Essays fokussieren sich zumeist auf den Bexbacher Mikrokosmos. Sein Podium waren die seiner Zeit noch häufigen Heimatzeitschriften. Sein einziger als Buch veröffentlichter Roman „Der Rote Henker“ erschien 1926 und spielt vor dem Hintergrund der frühen Reformation im nahen Zweibrücken. Alois Stumpfs starb 1973.

In Bexbach aufgewachsen ist Alf Betz (1933-2004), der sich als Autor insbesondere zu Bildbänden der Saarregion einen Namen gemacht hat. Auch betätigte er sich als Literatur- und Theaterkritiker für Zeitungen und Rundfunk. „Landsässigkeit“ lautet der Titel seines einzigen Lyrikbandes (1981). Das Grab von Alf Betz befindet sich auf dem Bexbacher Friedhof.

Aus Bexbach stammt Gerd Dudenhöffer. 1949 als Sohn eines Zahnarztes in Bexbach geboren, ist er ein deutschlandweit bekannter Kabarettist, Komödiant und Schriftsteller. Sein Alter Ego „Heinz Becker“ mimt unter stets deutlich lokalen Bezugnamen und im erkennbar speziellen Bexbacher Dialekt den biederen Spießbürger, der ungerührt, unüberlegt und ununterbrochen Boshaftigkeiten von sich gibt. Neben zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen hat Gerd Dudenhöffer auch mehrere Bücher produziert, etwa „… alles geschwätzt“ (1986) oder die Erzählung „Die Reise nach Talibu“ (2005). Gerd Dudenhöffer lebt im Bexbacher Stadtteil Kleinottweiler.