Alf Betz

geb. 10. Febr. 1933 in Saarbrücken, gest. 12. Sept. 2004 in Kleinblittersdorf

schwaru weiß PortraitAlf Betz war ein saarländischer Journalist, der sich in feuilletonistischen Texten und in seiner Lyrik kritisch auch mit seiner Heimat auseinandersetzte.
Sohn eines Tierarztes; die Mutter stammt aus Lothringen. Vorname: Adolf Henri Louis, Rufname: Alf. In Bexbach aufgewachsen, Besuch des Realgymnasiums in Neunkirchen, Studium in Homburg und Saarbrücken, zunächst Medizin, dann Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie. Mitarbeit bei der „Saarbrücker Zeitung“ während des Studiums (wird als Volontariat angerechnet).1962 bis 1963 Nachrichtenredakteur und Gestalter der Seite 3 („Zeitgeschehen“). 1962 Heirat und Umzug nach Saarbrücken. Ab 1964, als das SR-Fernsehen aufgebaut wird, Redakteur beim Fernsehen des Saarländischen Rundfunks, anfangs beim „Aktuellen Bericht“, dort auch als Moderator; zuletzt Abteilungsleiter Regionale Kultur (Magazin „Kulturspiegel“, Saar-Lor-Lux-Kulturmagazin, Features) bis zur Pensionierung 1998. Wohnt 1977 bis 97 in St. Ingbert, letzter Wohnort Sitterswald, Gemeinde Kleinblittersdorf.

Alf Betz wirkt als Textautor an Publikationen des Saarbrücker Malers Fritz Ludwig Schmidt und des aus St. Ingbert stammenden Fotografen Peter Baus zur saarländischen Landschaft mit. Seine Prosa ist fein ziseliert, auch in diesen ihrem Zweck nach eher die Heimat feiernden als sie kritisierenden Werken lässt er eine gewisse ironische Distanz erkennen und zeigt sich, wo nötig, durchaus kritisch, etwa wenn er in dem Band „Am Lauf der Saar“ von dem „Flussbett als Brauchwasserbecken“ spricht oder davon, in der kanalisierten Saar sei „ausgebaggert aller Anschein von Idyll“. Gelegentlich zieht er Parallelen zwischen der Landschaft und der Mentalität seiner Landsleute: An der Cloef bewunderten viele Saarländer „wie ihr Heimatfluss einen großen Bogen um etwas macht“.

Viel deutlicher wird Alf Betz an anderer Stelle. Fast gleichzeitig mit Ludwig Harigs viel harmloserer „Saarländischer Freude“ veröffentlicht er im Almanach 1976/77 des saarländischen Schriftstellerverbands einen wortspielerisch-satirischen Text über die Saar und die saarländische Mentalität. Alf Betz über den Saarländer: „Er macht mit an der Saar. Macht viel mit. Macht fast alles mit. Lässt fast alles mit sich machen. […] Der Saarländer hockt an der Saar auf seinem Land und beschmutzt kein Nest. Sichergehend hockt er da an der Saar, oft sein Leben lang, und meint nur. Vor allem wenn er meint, es gehe um ihn. Das meint er oft und hofft, dass es ihn nicht direkt etwas angeht.“

schwarz weis Portrai des jungen Journalisten

Alf Betz 1965

Als Lyriker publiziert Alf Betz nur einen einzigen Band. Reiner Marx spricht in seinem „Saarpfälzischen Autorenlexikon“ von Betz‘ „ambitioniert modernen, schwierigen Texten“, aber sie sind nicht so verschlüsselt, dass die kritische Tendenz nicht deutlich würde. Der Titel „Landsässigkeit“ spielt an auf die sich als Heimatverbundenheit verstehende saarländische Unbeweglichkeit. Der von Ellen Diesel gestaltete Buchumschlag zeigt einen Stuhl, einsam auf einem weiten Feld. In den Gedichten finden sich nicht nur Ansätze von Selbstporträts („mehr kann einer nicht / als Verwundbarkeit verbergen“), sie handeln ganz allgemein von der Ohnmacht des Individuums in einer Gesellschaft, die zur Gleichmacherei tendiert, von latenter Gewalt, dem Fremdsein im eigenen Land. ZITAT

Im Gespräch mit Arnfrid Astel (SR-Sendung „Auskünfte“ vom 10. Juni 1978) beklagt Betz das „Absterben der Phantasie […] und daraus folgend eine Art Desinteresse oder flachgelegtes Interesse“, das durch die Zwänge der Industriegesellschaft bewirkt werde. Astel bescheinigt Betz eine besondere Form von nicht kämpferischem Engagement: „das heißt, Sie denunzieren Stadien der Resignation und der Beeinträchtigung, indem Sie es präzise vorzeigen“. (Verschriftung des Interviews im Anhang zu „Landsässigkeit“). (RP)