Ursula Kerber (auch Ursula Angela Kerber)

geb. 16. Mai 1952 in Saarlouis-Roden

Geboren und aufgewachsen ist Ursula Kerber in Saarlouis-Roden. Das dortige Moselfränkisch ihrer Kindheit hat sie bis heute bewahrt. Auch nach Jahrzehnten, die sie in Altforweiler lebt, bevor es sie vor einigen Jahren wieder nach Saarlouis zieht (diesmal in die Innenstadt), spricht und schreibt sie in dieser Mundart. (vgl. Hörbeitrag „Drei Därfer“)

Ihre Berufslaufbahn führt sie zur damaligen Deutschen Bundesbahn; es amüsiert sie, wenn Außenstehende die „trockene“ Bezeichnung Diplom-Verwaltungs-Betriebswirtin kaum je mit musischen Interessen in Verbindung bringen.

„Utrivia“, dieser Begriff kann u.U. das Erste sein, worauf man bei Ursula Kerber stößt; denn so nennt sie ihre Buch-Edition und ihre Internet-Seite. Ableitbar von „Trivia“ auf Basis des lateinischen „trivialis“ meint dies das nicht ganz so wichtige Allgemeinwissen bzw. Wissenswerte. Ursula Kerber beruft sich aber auf den lateinischen Beinamen „Trivia“ der griechischen Göttin Hekate; Göttin der Wegkreuzungen, Weggabelungen, Schwellen und Übergänge, Wächterin der Tore zwischen den Welten.

Mal hüben, mal drüben, nicht selten auf beiden Seiten zugleich, Bodenkontakt sollen ihre Texte halten, aber doch Denken um die Ecke und den Blick zum Himmel zulassen. Hinter scheinbar „Trivialem“ zeigt der zweite Blick Verborgenes: unterschwellig mitgedacht, zwischen den Zeilen verstreut, verdeckt als Hintersinn, mitschwingend als Obertöne.

Lange schon stellten Empfänger ihrer Briefe fest, es sei schade, läse sie nur die eine Zielperson. So vollzieht sie 1999 nach langem Zögern den Schritt zum literarischen Schreiben, zunächst ausschließlich in Hochdeutsch. Schon bald begreift sie: So liegt ein wesentlicher Teil ihrer Möglichkeiten ohne Not brach. Wohl bleibt Hochdeutsch nach wie vor wichtig, aber viele Ideen rufen nach der vertrauten Mundart mit Ausdrucksformen, Nuancen und Schattierungen, die der Standardsprache fremd sind. ZITAT

Zunächst hat sie den Eindruck, auf eher kühle Resonanz zu stoßen. Bald aber wird das Echo so positiv, dass sie keine Gedanken mehr aufs Aufgeben verschwendet. Gleichwohl ist ihr Selbstzufriedenheit fremd, stets bleibt Ursula Kerber bestrebt, Neues zu lernen und sich intensiv mit Gleichgesinnten auszutauschen, z.B. im grenzüberschreitenden Schreibtrio „Wortflechterinnen“, mit dem sie fortan gemeinsame (hochdeutsche) literarische Projekte verwirklicht. Auch außerhalb Gruppe und weit über die Region hinaus sucht sie regelmäßigen Austausch.

Seit 2003 schreibt sie für „Paraple“. Andere Zeitschriften und Anthologien folgen. In die Bosener Gruppe wird sie 2006 berufen, es folgen 2007 das Mundartsymposium Bosener Mühle und 2015 die Mundartwerkstatt in Bockenheim. Viele Jahre gehört sie ab 2005 dem Vorstand von „Gau un Griis“ an. (gaugriis.com)

Hochdeutsch und Mundart, Lyrik und Prosa: Ständig passiert sie die „Tore zwischen den Welten“, entdeckt Poesie im Alltag und trägt Alltag in die Poesie. Gefühlvolle Betrachtungen zum menschlichen Miteinander haben ihren Platz wie Geschichten aus dem scheinbar Üblichen, Todernstes spiegelt sich, auch im Dienst an der Selbsterkenntnis, im oft übersehenen (unfreiwillig) Komischen, wenn nicht gar Absurden unseres Tuns und Lassens.

Wie wenige sonst in diesem Umfeld setzt sie auf optische und akustische Vermittlung ihres Werks: Traditionell mit ihrem Buch „Klänen Moment“ (2007), gemessen am Gesamtwerk freilich nur ein Appetithäppchen.

Ungleich reichhaltiger ist ihre stetig wachsende Internetseite

die ihre Texte präsentiert in glücklicher Verbindung mit zahlreichen ausgesuchten Fotografien ihres (verstorbenen) Ehemannes Klaus Kerber. Zudem sind hier zahlreiche Texte zu hören – von ihr selbst vorgetragen.

Natürlich ist sie auch von Angesicht zu Angesicht zu erleben. Aus der Vielzahl solcher Gelegenheiten besonders erwähnt seien ihre regelmäßigen Lesungen mit Karin Peter unter dem Titel „Dicht zusammen – jede anders“, ihre Meditationen zu Orgelmatineen in der Pfarrkirche St. Ludwig Saarlouis und ihre ökumenischen moselfränkischen Beiträge zu mehreren Mundartgottesdiensten.

Peter Eckert