Karin Peter
geb. 12. Sept. 1942 in Saarlouis
Dass Saarlouis Moselfränkisch spricht, weiß man im Saarland. Wie deutlich sich jedoch Wortschatz und Grammatik der Sprache in der vom Sonnenkönig gegründeten Kernstadt sogar schon von den Mundarten in der nächsten Umgebung unterscheiden, wissen viele nur dank Karin Peters akribischer und liebevoller Beschäftigung mit diesem speziellen Platt.
Geboren und aufgewachsen in Alt-Saarlouis, besucht sie hier die katholische Volksschule, danach 1952 bis 1961das Mädchenrealgymnasium. Dem Abitur folgt das Studium an der Pädagogischen Hochschule des Saarlandes (Peter-Wust-Hochschule). Im Schuldienst ist sie ab 1964 tätig an der Katholischen Volksschule, der späteren Grundschule St. Ludwig, von wo sie 2007 als Rektorin in den Ruhestand tritt. (siehe auch den Hörbeitrag „Kéndhätts-Erénneróngen“)
Auch wenn sie seit 1968 in Wadgassen lebt, bleibt ihr die Sprache ihrer Kindheit ein Herzensanliegen. Sichtbar wird das z. B. in Mundartprojekten, mit denen sie Kinder in Schulen und Kindergärten an diese Sprache heranführt. Einen Höhepunkt erreicht diese Arbeit 2015 mit dem Buch „Ett Greedelchen ónn étt Schängelchen“, eine moselfränkische Nachdichtung von Hänsel und Gretel der Brüder Grimm, bei der sie Schüler des Saarlouiser Stadtgartengymnasiums unterstützt.
Aber auch mit einer Reihe von Buch- und CD-Veröffentlichungen setzt sie ihrer Mundart ein Denkmal. Den Startschuss gibt der Saarländische Mundartwettbewerb, in dem sie 1997 den Goldenen Schnawwel erhält, gefolgt 1998 von einer Ehrenvollen Erwähnung.
Schon ein Jahr später erscheint das erste Buch, das ihren Namen trägt. Gemeinsam mit der Mundartexpertin Dr. Edith Braun veröffentlicht sie das „Saarlouiser Mundartbuch – Wörterbuch, Geschichten, Brauchtum“.
Fast zwingend folgt daraus 2000 und 2001 ihre „moselfränkische“ Beteiligung (mit Edith Braun und dem Rheinfranken Horst Lang) an den beiden ersten saarländischen „Asterix“-Übersetzungen.
Eine weitere Frucht der Zusammenarbeit mit Edith Braun ist eine 2009 erschienene Sammlung von Schimpf- und Kosewörtern in saarländischen Mundarten.
Amüsantes aus Saarlouis und Umgebung erzählt sie 2006 in „Mä jees!“ und 2015 in „Hall dich kurrasch!“.
Konsequent verfolgt sie auch die Übertragung hochdeutscher Texte in ihre Mundart: 2003 den „Struwwelpeter“, 2010 die Weihnachtsgeschichte, 2013 Wilhelm Buschs „Unglücksraben Hans Huckebein“. Noch nicht als Buch erschienen sind z.B. Übertragungen von Märchen Hans Christian Andersens.
Zur Autorengruppe der Mundartkolumne in der „Saarbrücker Zeitung“ gehört Karin Peter von Anfang an, also seit 2005. Obwohl Prosa den Schwerpunkt ihres Schreibens bildet, erreicht sie beim Saarländischen Mundartpreis 2011 den 2. Platz in der Sparte Lyrik. ZITAT
Aus der Vielzahl ihrer Lesungen seien besonders erwähnt ihre regelmäßigen Lesungen mit Ursula Kerber unter dem Titel „Dicht zusammen – jede anders“ und ihre Meditationen zu Orgelmatineen in der Pfarrkirche St. Ludwig Saarlouis.
Ihr bemerkenswertes Wirken in und für Saarlouis wird 2014 mit dem Saarlouiser Kulturpreis gewürdigt. Eine weitere, diesmal humoristische Auszeichnung folgt 2017. Der selbstverständlich stets wahrheitsliebenden Karin Peter verleiht man, u.a. in Anbetracht ihrer Verdienste um die Saarlouiser Altstadt, den Tonton-Preis, benannt nach dem „Erzlügner Michel Tonton“, einer im 19. Jahrhundert in Saarlouis entstandenen literarischen Gestalt aus der entfernten Verwandtschaft des Barons Münchhausen.