Nikolaus Warken

geb. 26. Dezember 1851 in Tholey-Hasborn-Dautweiler, gest. am 24. August 1920

Schwarz weiß PortraitfotoDer erste Saarbergmann, der aus der Anonymität hervortrat, der namentliche Spuren in der Geschichte unseres Landes hinterließ (Klaus-Michal Mallmann).

Das erste von acht Kindern eines Ackerers. Mit sechzehn Jahren fuhr Warken auf dem Hellenenschacht an, dem ersten Tiefbauschacht der Grube Friedrichsthal, arbeitete als Schlepper, dann als Hauer. Er war einer der “Haardfieser” (Hartfüßler), die an den Wochenenden nach Hause marschierten, werktags übernachtete er in der Bergmannssiedlung Bildstock. Wo er im April 1891 mit Frau und Kindern ein Haus beziehen konnte.

Was Warken über die Saar hinaus bekannt und vielfach zu einem Idol der Bergarbeiter gemacht hat – Der Warken ist ein Ehrenmann/Er thut für uns, was er nur kann …– ist die große Streikzeit zwischen 1889 und 1893.

Blick auf die Hausfront von der Straße aus die Einfahrt hoch

Geburtshaus, Foto: Martin Oberhauser

Die wichtigsten Daten: Am 23.Mai 1889 traten unter Warkens Führung 11500 Bergarbeiter der Gruben Sulzbach, Altenwald, Maybach, Friedrichsthal Heinitz, Dechen, Reden und Itzenplitz in den Ausstand. Es war der erste Massenstreik im Saarrevier. Vorausgegangen war das am Hoferkopf verabschiedete “Bildstocker Protokoll”. In einem 13 Punkte umfassenden Beschwerde- und Forderungskatalog wurden u.a. eine 8-stündige Arbeitszeit, ein Mindestverdienst von 4 Mark pro Tag, Wegfall der “Einsperrungsthüren” an den Stollenausgängen, Milderung der Strafen verlangt. Die preußische Bergfiskus in Saarbrücken erfüllte die Forderungen nur zum Teil.

Warken und sein Streikkomitee gaben nicht auf. Noch im Sommer des gleichen Jahres konstituierte sich in Bildstock unter der Führung Warkens der “Rechtsschutzverein für die bergmännische Bevölkerung des Oberbergamtsbezirks Bonn”. Am 1. August 1891 zählte der Verein 20139 Mitglieder. Die Gewerkschaft brauchte auch ein Gewerkschaftshaus, den “Rechtsschutzsaal“. Es steht in Bildstock, versehen mit einer Gedenktafel. (Man kann dort einkehren.)

Sin schmales denkmal aus schwarzem Granit mit einer dreidimensionalen Gravur aus Naturstein

Warkens Gedenkstätte in Hasborn-Dautweiler

Die größte Streikwelle war nur von kurzer Dauer: von Ende Dezember 1892 bis Mitte Januar 1893. Die Folgen bekundet die Neufassung des Streikliedes aus dem Ruhrgebiet “Glück auf, Kameraden, durch Nacht zum Licht”. Sie erschien am 21. Januar im Organ des Rechtsschutzvereins mit dem (geänderten) Titel “Lied der Gemaßregelten”. Die 2. Strophe lautet:

Man hat uns verordnet die Hungerkur/Bei Drossel und Nachtigallflöten,/Es soll die neue moderne Tortur/Den Widerstand bei uns ertöten./Im Lande der Deutschen, wir sagen es frei,/Verfällt man der krassen Barbarei.

Ein halbes Jahr später brach die erste Gewerkschaftsbewegung an der Saar zusammen. Wie es so “schön” heißt: Die Zeit war dafür noch nicht reif.

Dazu Warken 1914 aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums des Maistreiks von 1889:

Trotz mancher Enttäuschung, die ich erlebt habe, und der einseitigen Kritik, die man an den Führern der 1889er Bewegung auch sogar noch in den letzten Wochen in einigen Zeitungen zu üben beliebte, erkläre ich, daß es mich heute in meinen alten Tagen mit besonders großer Freude erfüllt, meine ganze Kraft in den Dienst der damaligen Bewegung gestellt zu haben. Und haben wir auch für uns nicht das erreicht, was wir hofften, so haben wir doch ehrlich und mit aller Kraft für unsere Nachkommen gekämpft, also unsere Pflicht getan. (GO)