Ein traditionsreicher Landkreis, mit relativ „neuem“ Namen – in puncto Fläche der kleinste im Saarland mit rund 250 m². Dafür relativ dicht besiedelt mit rund 133.000 Einwohnern (über 500 je km²).
In seiner Vorläuferform 1814 „gezimmert“ von der (österreich-bayerischen) „Landes-Administrations-Kommission“, als das Ende der „Franzosenzeit“ und des napoleonischen Kaiserreichs sich abzeichnete. Anfangs auf der Basis von sechs französischen Kantonen (inkl. Blieskastel und St. Wendel!), dann verkleinert und wiederum neu gefasst. Dem Konstrukt verlieh man den Namen „Kreis Ottweiler“; der 1. Juli 1816 war also sein Geburtstag. Zu diesem Zeitpunkt besaß nur Ottweiler Stadtrechte. Vor allem zwei Herrschaften waren in dem nunmehr preußischen Landkreis aufgegangen: die „Grafschaft Ottweiler“ (Teilherrschaft des Fürstentums Nassau-Saarbrücken) und die altehrwürdige Reichsherrschaft Illingen (derer von Kerpen).
Das 19. Jahrhundert veränderte auch hier wirtschaftliche und soziale Strukturen sehr nachhaltig. Im südlichen Teil des Landkreises schritt die Industrialisierung massiv fort. Das ehemalige Dorf Neunkirchen entwickelte sich zu einer Stadt, fortan geprägt von Kohle und Eisen. Dieser Wandel – gewissermaßen zu einem „Ruhrpott en miniature“ – manifestierte sich auch sehr anschaulich im Titel eines Buches, das 1964 anlässlich der 150-Jahrfeier des Kreises herausgegeben wurde: „Land der Gruben und Wälder“.
Die malerische Kreisstadt Ottweiler geriet zunehmend ins Hintertreffen. Das 1922 zur Stadt erhobene Neunkirchen hatte ihr längst den Rang abgelaufen. Was Wunder, dass im Rahmen der saarländischen Verwaltungs- und Gebietsreform der Landkreis neu definiert und letztlich umbenannt wurde: Seit 1974 heißt er „Landkreis Neunkirchen“, obwohl sich der Abstieg Neunkirchens als Hüttenstadt damals bereits abzeichnete.
Dank über 20.000 Rosenstöcken in sechs Rosengärten darf der Landkreis sich seit 1985 – nach der Auszeichnung durch den „Verein der Rosenfreunde Deutschlands e.V.“ – auch „Rosenkreis“ nennen, was von den Einheimischen bisweilen gerne auch als Synonym verwandt wird.
Im Landkreis sind in jüngerer Zeit zahlreiche kulturelle Institutionen entstanden, nicht nur in der Kreisstadt Neunkirchen, sondern auch in kleineren Gemeinden. So hat sich Eppelborn mit dem big Eppel eine moderne Halle für (auch) Kulturveranstaltungen und Illingen mit der Illipse ein Kulturforum zugelegt. Eppelborn besitzt als weitere Attraktion ein Museum mit Werken des vor allem für seine Teppiche berühmten französischen Künstlers Jean Lurçat. In Ottweiler trägt die Akademie für musisch-kulturelle Bildung zur Weiterbildung der im Saarland besonders reichen Szene der Amateurmusiker bei, und mit dem Saarländischen Schulmuseum wird ein Ausstellungsort von landesweitem Anspruch unterhalten. In Schiffweiler lockt auf dem alten Grubengelände der dem Themenkomplex Urzeit gewidmete Freizeit- bzw. Edutainment-Park „Gondwana – Das Praehistorium“ Publikum an.
In Neunkirchen profiliert sich die Städtische Galerie seit den 1990er Jahren mit Ausstellungen zur aktuellen Kunst. In den letzten Jahren hat Neunkirchen sich darüber hinaus zur Musical-Stadt entwickelt.
Literarische Spuren lassen sich im Landkreis am ehesten im Zusammenhang mit der industriellen Vergangenheit der Stadt Neunkirchen finden. Sogar ein Musical befasste sich mit der Persönlichkeit des berühmt-berüchtigten Stahl-Patriarchen Karl Ferdinand Stumm (1836-1901). Schon der technik-affine Johann Wolfgang Goethe hat sich bei seinem studentischen Saarland-Trip vom Neunkircher Eisenwerk beeindruckt gezeigt. Dem österreichischen Schriftsteller Joseph Roth („Radetzkymarsch“) blieben 1827 die „Industriewolken“ über der Stadt nicht verborgen, und die saarländische Autorin Liesbet Dill (1877-1962) konfrontierte die Frauengestalten in gleich zwei ihrer Romane mit der Neunkircher Industriewirklichkeit. (RP)