Nalbach
Nalbach ist eine Gemeinde im Landkreis Saarlouis mit vier Ortsteilen und heute rund 9200 EinwohnerInnen. Sie liegt mittleren Saarland zwischen Lebach im Osten und Dillingen im Westen am Unterlauf der Prims und ist Wohnstätte vor allem für Beschäftigte der Ford-Werke Saarlouis und der Eisen- und Stahlindustrie in Dillingen und Völklingen, bis 2012 auch des Steinkohlebergbaues.
Die 1974 gebildete Großgemeinde geht auf die im Mittelalter gegründete Herrschaft Nalbacher Tal zurück. Die zu dieser Herrschaft zählenden Dörfer wurden Jahrhunderte später zu Ortsteilen Nalbachs mit Ausnahme von Diefflen, das schon 1969 an Dillingen gefallen war: Bilsdorf, Körprich, Piesbach1 – mit dem einst selbständigen Bettstadt und dem untergegangenen Dorf Theter – und Nalbach selbst. Zum Chronisten der Geschichte Nalbachs und des Nalbacher Tales wurde der Bäckermeister Georg Colesie (1915-2000) in Körprich.
Ein bei Wandernden beliebter und auch die Literatur inspirierender Schauplatz ist der sagenumwobene Litermont, zu dessen Füßen Nalbach liegt. Ein Dauerproblem der Gemeinde liegt wesentlich tiefer, unter der Erde. Elf bis fünfzehnhundert Meter unter Tage lagern in den Ortsteilen Piesbach, Körprich und Bilsdorf die Kohleflöze der Primsmulde. Spannungsentladungen im Berg und der Anstieg von Grubenwasser führten 2008 zu einem Erdbeben, das vor allem in Saarwellingen, Ortsteil von Dillingen, Gebäude beschädigte. Die Proteste der Betroffenen läuteten das vorzeitige Ende des traditionsreichen Steinkohlebergbaues im Saarland ein, das am 30. Juni 2012 mit der Schließung des Bergwerkes Saar in Ensdorf besiegelt wurde.
Der Litermont
Der Litermont2 ist eine Erhebung aus vulkanischem Gestein auf der Grenze der Landkreise Saarlouis und Merzig-Wadern. Der Aufstieg zum 414 Meter hohen Felsgipfel ist von Düppenweiler (Merzig-Wadern) – Parkplatz Grauer Stein – oder von Nalbach (Kreis Saarlouis) – Parkplatz Am Litermont – möglich. Das Gipfelkreuz steht im Mittelpunkt eines etwa acht Kilometer langen Premium-Wanderweges rund um den Berg, mit Naturlehrpfaden und Naturdenkmälern (Grauer Stein), geologischen Lehrpfaden, einem Sagenweg, einem kleinen Freilichtmuseum mit traditionellem bäuerlichem Gerät, einem nicht gesprengten Westwallbunker, einem Frosch-Biotop und einem mit Holzplanken belegten Pfad namens Klein Venedig. Unterwegs begleiten Texttafeln an Bäumen die Wandernden; das Zitat „Der Augenblick ist zeitlos“ von Leonardo da Vinci bleibt in Erinnerung.
Der kürzeste, aber auch steilste Aufstieg zum Gipfelkreuz geht über abenteuerliche Stufen, die teilweise mit Handläufen aus Stahltauen gesichert sind. Statt der Stufen führte anfangs eine „Himmelsleiter“ aus Baumstämmen nach oben; sie gibt es nicht mehr. Vom Gipfelkreuz bietet sich ein spektakulärer Ausblick weit ins Saartal hinein bis nach Frankreich. Ein Stück unterhalb des Gipfelplateaus geben sich vorzugsweise im Frühling und Sommer junge Paare gerne das Ja-Wort im Weidendom, einem Kuppelbau aus lebenden Weidenbäumen. Auf der Waldlichtung ringsherum sind dann weiß gedeckte Stehtische mit Häppchen aufgebaut; dahinter parken schwarze Limousinen.
Das Gipfelkreuz errichtete 1852 und erneuerte 1902 die katholische Pfarrgemeinde Nalbach zu Ehren der Gräfin Margarete vom Litermont. Die Gräfin lebte der Sage nach mit ihrem Sohn Ritter Maldix in einer Burg, die sich auf dem Litermont befunden haben soll. Ihr zweiter Sohn saß auf der anderen Saarseite in der Siersburg. Über das unrühmliche Ende des Ritters Maldix ( “der Verfluchte”, lat. maledictus oder französisch maudit ) tuschelte man durch die Jahrhunderte hindurch in den Wohnküchen und Wirtshäusern rund um den Berg.
In Nalbach ebenso wie im benachbarten Düppenweiler, wo Elfriede Müller ihre Oma Adelheid von Margarete und Maldix erzählen hörte und das später in ihrem ersten Theaterstück verarbeitete. Am heiligen Karfreitag, so heißt es, ging der Schuft nicht mit der Frau Mutter zur Kirche, sondern ritt mit Gefolge zur Jagd. Die Kavalkade hetzte einen Hirsch bis hinauf zum Gipfel. Am Rande der Teufelsschlucht zur Füßen des Gipfelfelsens kündet heute eine Tafel in Versen von dem, was dann geschah: „Das tobt und bellt und lärmt und lacht, / und vorwärts stürmt die Höllenjagd. / Zurück! Zurück! Aufgähnt ein Schlund – / tief unten röcheln Herr und Hund. / Nachstürzt der Tross mit wilder Wucht – / und dunkle Nacht ward in der Schlucht. / Karfreitagsstille…Grau in Grau / um Himmel, Wald und kahle Au.“ Der Verfasser oder die Verfasserin der Verse bleibt ungenannt.
Von der Dramatik des Ortes ließ sich auch die Saarland-Krimi-Autorin Elke Schwab inspirieren. Nachdem ein Kollege der Hauptheldin Kommissarin Anke Deister in „Tod am Litermont“ die Nachricht überbracht hat, dass es nach einer Toten in einem Nalbacher Bauernhaus „eine weitere Leiche“ gebe, zieht der Kripo-Tross zum „Parkplatz am ‘Grauen Stein’“ und von dort zum Fundort der Toten in den Felsen unterhalb des Gipfelkreuzes. In „Margrets Bauernstube“ in Düppenweiler werden Tatverdächtige befragt. Und bei der ersten Annäherung ebenso wie beim Verlassen des düsteren Ortes bleibt „ein bewaldeter Berg, auf dessen Spitze etwas Weißes leuchtet“. (IP)