Klaus Peter Dencker

geb. 22. März 1941 in Lübeck-Travemünde, gest. 18. Juni 2021

Klaus Peter Dencker ist ein führender Vertreter der Visuellen Poesie mit internationalem Renommee; zehn wichtige Jahre hat er an der Saar verbracht und dort die kulturelle Szene belebt. (Was unter Visueller Poesie zu verstehen ist, erklärt der Autor im Gespräch mit Ralph Schock, nachzuhören unter SR-Mediathek.de: SR-Fundstücke: Klaus Peter Dencker und visuelle Poesie)

Denckers Vater (Friedrich Dencker, 1910-1991) ist Beamter in der Hamburger Oberfinanzdirektion, hat aber offenbar auch schon ein spielerisches Verhältnis zur Sprache, wie die vom Sohn postum herausgegebene Sammlung „Friedrich Dencker’s seltsame Wortdeutungen“ (2012) belegt. Klaus Peter Dencker studiert in Hamburg deutsche Literaturwissenschaft, Japanologie und Philosophie. 1965 bis1974 ist er Assistent und Lehrbeauftragter für deutsche Literaturwissenschaft und Film- und Fernsehkunde an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo er 1970 mit einer Arbeit über Literarischen Jugendstil im Drama promoviert. 1974/75 ist er freier Autor und Filmemacher. 1975 bis 1985 arbeitet er als 1. Redakteur und Filmemacher beim Saarländischen Rundfunk.

1985 kehrt Klaus Peter Dencker aus dem Saarland nach Norddeutschland zurück, wird Leiter der Kulturbehörde Hamburg im Range eines Leitenden Regierungsdirektors, eine Funktion, die er bis zum Eintritt ins Rentenalter ausübt. Zehn Jahre lang ist dort übrigens eine Saarländerin seine Vorgesetzte, die parteilose Literaturwissenschaftlerin Christina Weiss aus St. Ingbert, die1991 Kultursenatorin in Hamburg wird und die bereits 1982 in ihrer Saarbrücker Dissertation über „Seh-Texte“ (= Visuelle Poesie) Dencker ausgiebig gewürdigt hat.

Dencker wohnt in Ahrensburg vor den Toren der Hansestadt. Seit 2002 ist er freier Autor. Als Autor arbeitet er seit den 1970er Jahren im Bereich zwischen Literatur und Bildender Kunst. Auf diesem von der breiten Leseöffentlichkeit weniger beachteten Gebiet der Literatur bringt er es zu großem Ansehen. Er ist an internationalen Ausstellungen der Visuellen Poesie beteiligt., seine Arbeiten finden sich in vielen öffentlichen Sammlungen. Er wird mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

Anlässlich seines 80. Geburtstages erscheint 2021 ein repräsentativer Band, in dem Dencker sein Schaffen in der Begegnung mit anderen Künstlern und bedeutenden Persönlichkeiten spiegelt. Da tauchen nicht nur Namen auf wie Peter Handke, Henry Miller oder Andy Warhol, da kommen auch die Saarländer Arnfrid Astel, Ludwig Harig und Christina Weiss vor. Auf mehreren Fotos ist Dencker bei Drehs mit SR-Fernsehteams zu sehen.

In seiner Zeit im Saarland 1975 bis 1985 ist Dencker im Kulturprogramm des Saarländischen Fernsehens nicht nur redaktioneller Betreuer von Sendungen, er ist auch als Filmemacher äußerst produktiv, u.a. für die Reihen „Schauplatz der Geschichte“ und „Museen der Welt“. Dencker setzt 1979 mit Kameramann Ohm Wegener die elektronische Kamera für ein langes Feature ein und ist damit Vorreiter in der ARD. In einem „SR-Fundstück“, das nicht mehr online ist, hat er gesagt: „Vielleicht waren die 1970er und zum Teil die 1980er Jahre generell die kreativsten und produktivsten Jahre des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, und es war ein großes Glück und eine Freude zugleich, dabei gewesen sein zu dürfen!“

Auch in seiner Zeit als Redakteur bleibt Dencker literarisch-künstlerisch aktiv. Er gibt 1976 die Textsammlung „Deutsche Prosagedichte des 20. Jahrhunderts“ im Münchner Fink-Verlag mit heraus und ist Herausgeber der Anthologie „Deutsche Unsinnspoesie“, die ab 1978 in mehreren Auflagen in Reclams Universal-Bibliothek erscheint. Mit zahllosen literaturkritischen, literaturtheoretischen und literarischen Veröffentlichungen und internationalen Ausstellungsbeteiligungen ist er auf der großen Bühne präsent.

Dencker wohnt während seiner Saarland-Zeit in Ormesheim. Während er sich beruflich mit überregionalen Themen beschäftigt, bringt er sich als engagierter Kulturmensch auch in der regionalen Szene ein. Er hält an der Saarbrücker Uni ein Seminar über „Literatur und Fernsehen“, in dem im Sommersemester 1977 u.a. über den. „Scheingegensatz“ von Literatur und Fernsehen gesprochen wird. Dencker wird Mitglied im saarländischen Schriftstellerverband und ist in dessen Almanachen 1974/75, 1976/77 und 1980 vertreten. 1977 veröffentlicht er Vorschläge „Zur Verbesserung der Situation saarländischer Autoren“. 1979 bespricht der saarländische Schriftsteller Ludwig Harig Denckers bei SDV in Saarbrücken erschienenes Collagen-Buch „grünes erlangen“ in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ 7.11.79). 1980 gibt Dencker im Dillinger Queisser-Verlag die Anthologie „Zwölf saarländische Autoren“ heraus mit Beiträgen von so unterschiedlichen Schriftstellern wie Arnfrid Astel, Gerhard Bungert oder Felicitas Frischmuth. 1984 initiiert er im Saarland hochkarätige Ausstellungen zur Visuellen Poesie der Gegenwart, in denen er selber vertreten ist, dazu erscheint ein Katalog.

Dencker gründet seit 1959 fünf Jazzbands, u.a. die Amateurband „Rabbit Mountain Ramblers“ zusammen mit SR-Kollegen (Huck und Schlichting) im Saarland, die z. B. am 11. 2. 1983 im Großen Sendesaal des SR auf dem „Gesellschaftsabend EXTRA: Saarbrettl“ von Hanns Dieter  auftritt. Unter dem Namen der Band ist unter YouTube ein Auftritt der Band im WDR-Fernsehen 1982 zu sehen  und zu hören. 1996 gründet Dencker die halbprofessionelle Jazzband „Jazzbreeze“, mit der er auf vielen internationalen Konzerten u.a. auch in Kanada und Amerika spielt (Dencker ist mit der Band  Ehrenbürger von New Orleans) und jahrelang auf dem Weg zum jährlichen internationalen Jazzfestival Luxemburg bei Auftritten im Saarland (u. a. in Saarbrücken, Zweibrücken, Ormesheim, Saarwellingen, Lebach). (RP)