Nils Minkmar
geboren 12. Nov. 1966 in Dudweiler
Aus dem Saarland stammender Journalist, der literaturreife Reportagen schreibt
Minkmars Mutter ist Französin, er selber besitzt die deutsche und die französische Staatsbürgerschaft. Otto-Hahn-Gymnasium Saarbrücken, Studium an der Universität des Saarlandes, als Mitglied der Juso-Hochschulgruppe 2 Semester Asta-Vorsitzender, Promotion bei Richard van Dülmen, Arbeit bei überregionalen Zeitungen. 2012 vom „Medium Magazin“ zum Kulturredakteur des Jahres gewählt. Ab Mai 2015 beim „Spiegel“. Eine der Reportagen in „Mit dem Kopf durch die Wand“ spielt in Dudweiler.
2017 veröffentlicht Minkmar ein Frankreich-Buch, dessen Untertitel „Geschichten aus einem freien Land“ er im Interview mit dem WDR erläutert: „Jeder Franzose schätzt sich als freien Menschen ein und will das auch realisieren. Und dazu gehört eben, dass man einen Bereich des Geheimen hat, den man nicht jedem auf die Nase bindet. Dass man sich im Alltag zu helfen weiß und dass man für jede kleine Regel auch eine Ausnahme ersinnen kann.“
Im gleichen Jahr ist er mit einem Beitrag im Sammelband „Denk mal! 2017“ vertreten, von dem der S. Fischer Verlag sagt, hier seien „einige der klügsten Köpfe der Gegenwart versammelt“.
Von 2015 bis Februar 2021 arbeitet Minkmar als Redakteur im Kulturessort des „Spiegel“, ab Mai 2021 ist er Autor im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“.
Gelegentlich scheint in Minkmars Beiträgen im „Spiegel“ deutlich die saarländische Herkunft des Autors durch, nicht nur wegen seiner Affinität zu Frankreich. In einer Glosse in der Ausgabe des Magazins vom 3. März 2018 („Rettung aus Südwest“) preist er das Saarland als Modell für Deutschland – wie einst Ludwig Harig in ironischer Form, aber doch irgendwie ernst gemeint. „Die einstige Industrieregion“, schreibt Minkmar, „hat ihre großen Zeiten hinter sich, und das entspannt ungemein.“ Angesichts der neuen bundespolitischen Rolle der bisherigen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und des anhaltenden Einflusses der saarländischen Politiker Peter Altmaier und Heiko Maas in Berlin meint Minkmar: „Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Saarland den Bund übernehmen würde.“ Und er lässt keinen Zweifel daran, dass er das gut findet: „Vom Saarland lernen heißt leben lernen.“
In der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlicht Minkmar, prominent platziert auf der berühmten Seite 3, am 20. März 2022, eine Woche vor der Landtagswahl, eine große Reportage aus dem Saarland, in der er u.a. Reinhard Klimmt, Sabine Göttel und Tom Hillenbrand zitiert. Die mehrzeilige Überschrift verrät bereits den gesamten Inhalt: „Schön war die Zeit. Das Saarland war mal ein Versprechen, die pure Zukunft. Heute wirkt es, als habe sich das Glück verkrochen. Reise durch ein kleines Land, dem irgendwann die Puste ausgegangen ist.“ Dieser Artikel ist am 6. April Hauptthema der Leserbriefseite des Blattes. Die Leserbriefschreiber kritisieren Minkmars Text und werfen ihm vor, ein veraltetes Bild vom Saarland gezeichnet zu haben.
2022 legt Minkmar seine erste fiktionale Veröffentlichung vor, den Roman „Montaignes Katze“. Die Figur des bedeutenden französischen Juristen und Philosophen Michel de Montaigne (1533-1592), der als Erfinder der Essayistik gilt, hat Minkmar schon immer beschäftigt. So offenherzig Montaigne in seinen „Essais“ auch über privateste Dinge berichtet, bleiben doch ein paar Rätsel bezüglich seiner geheimen politischen Missionen. Was die Forschung nicht enträtseln konnte – Minkmar ergänzt die offenen Stellen mit Phantasie, aber nicht ohne Plausibilität. (RP)