Literarische Vereinigungen
- Bosener Gruppe
- Freier Deutscher Autorenverband, Landesverband Saar: Kontaktadresse oder Homepage nicht ermittelt.
- Friedrich-Bödecker-Kreis Saarland e.V. [Veranstalter von Schullesungen]
- Literaturland Saar e.V.
- Literaturwerk Rheinland-Pfalz-Saar e.V.
- Melusine – Literarische Gesellschaft Saar-Lor-Lux-Elsass e.V. (Tätigkeit im Oktober 2019 eingestellt)
- Mundartsymposium Bosener Mühle
- St. Ingberter Literaturforum (ILF) HINWEIS
Das St. Ingberter Literaturform (ILF)
Anfang 1981 beabsichtigte Oberbürgermeister Werner Hellenthal als Pendant zum Albert-Weisgerber-Kunstpreis auch einen St. Ingberter Literaturpreis zu verleihen. Der St. Ingberter Kulturjournalist Fred Oberhauser entgegnete: „Lieber zwei Jahre lang Literatur für alle, als alle zwei Jahre einen Literaturpreis für einen.“ Der OB lenkte ein. So bekamen denn die St. Ingberter ein Literaturforum, ihr ILF. Ermöglicht nicht zuletzt durch das Engagement interessierter Bürger, einem Arbeitskreis, dem schon damals der Leiter der VHS Albrecht Ochs, der Literaturwissenschaftler Prof. Gerhard Sauder und der Künstler Dieter Trost angehörten; ihm verdankt das ILF die Einladungsplakate zu den Gastvorlesungen. Vorgesehen waren zwei „2 Großdichter, 6 aus der Region“. Mit im Boot: Kulturamt und Stadtbücherei.
Am 6. Oktober 1981 war es dann so weit: Im großen Saal der Stadthalle wurde das ILF mit einer Lesung von Ludwig Harig vor rund dreihundert Zuhörern festlich eröffnet. „Nach fast einstimmiger Meinung großer Erfolg …“ (Fred Oberhauser).
Dreimal wechselten die Vorsitzenden. Auf Fred Oberhauser folgte 1984 Sibylle Knauss, nach ihr kam 1988 Gerhard Sauder, 2015 übernahm Jürgen Bost das Ehrenamt. Jeder von ihnen hat das Literaturforum auf eigene Weise geprägt.
Als Literaturredakteur des SR war es Fred Oberhauser möglich, prominente Autoren zu einer Lesung ins ILF einzuladen. Das Programm reichte vom „Dengmerder Dichterwettstreit“ im Rahmen des Altstadtfestes bis zum Auftritt von Günter Grass in der Stadthalle mit über fünfhundert Besuchern. Bescheidenere Autorenlesungen richtete man in der Stadtbücherei aus, die damals noch im Rathaus untergebracht war. Sofern man nicht die Karl-Uhl-Stube im „Lämpchen“, die sechste von vierzig saarländischen „Heimatstuben“, bevorzugte. Dort hatte der Arbeitskreis seinen Stammtisch, das ILF sein „kleines Forum“.
„Bühne frei für Sibylle Knauss“: In der sechsten Woche nach Eröffnung des ILF, am 13. November 1981, stellt Sibylle Knauss in der Stadthalle rund 200 Zuhörern ihr erstes Buch vor: „Ach Elise oder Lieben ist ein einsames Geschäft“. Drei Jahre später wählt der Arbeitskreis Sibylle Knauss zur Vorsitzenden. Sie unterrichtet am St. Ingberter Leibniz-Gymnasium Deutsch und Religion und hat (nach dem Erfolg von „Elise“) das Schreiben zu ihrem Hauptberuf gemacht. Ihr dritter und vierter Roman, „Erlkönigs Töchter“ und „Charlotte Corday“, erschienen in ihren ILF-Jahren (bis 1988). Schon damals war Sibylle Knauss darauf bedacht, dass es zwischen Autor(in) und Zuhörern zur Kommunikation kommt, dass aus der Lesung ein Gespräch wird.
Sibylle Knauss verließ 1993 das Saarland. Was sie nicht davon abhielt, den Einladungen Gerhard Sauders ins ILF zu folgen und in der neuen Stadtbücherei ihre Bücher, eins nach dem anderen, vorzustellen – „warmherzig empfangen, klug moderiert und von zahlreichen alten Freunden, Bekannten, ehemals Nachbarn und Kollegen willkommen geheißen. Es war jedes Mal wunderbar. Eine Wiederbegegnung der besonderen, der saarländischen Art.“ (Sibylle Knauss im Rückblick)
Gerhard Sauder prägte das ILF 27 Jahre lang, von 1988 bis Frühjahr 2015, und brachte das Forum auf ein neues Niveau. Umso wichtiger waren seine Einführungen zu Person und Werk des Autors, der Autorin. Zugunsten des Niveaus nahm der Professor auch wenig besetzte Stuhlreihen in Kauf, aber auch publikumswirksame Veranstaltungen fehlten nicht. Da gab es die Gedenkjahre: zum hundertsten Todesjahr von Friedrich Schiller 2005 „St. Ingbert liest Schiller“ oder 2008 den Schülerwettstreit zum Hundertsten von Wilhelm Busch. Da gab es Mundartabende und Literarische Führungen. Am beliebtestem waren Literaturfeste, die Saarländer feiern gern.
Sauders Grundsätze waren: „Bei der Gründung des ILF hatte Fed Oberhauser immer wieder betont, es solle keine bürokratische Form bekommen und durch einen Arbeitskreis organisiert werden. Ihm sollten St. Ingberter Buchhändler, Verleger, Deutschlehrerinnen und -lehrer, Literaturinteressierte und Schriftsteller angehören. Neben den Lesungen sollte das ILF auch größere Literaturfeste und Symposien veranstalten. Unterstützung dafür sollte bei Sponsoren eingeworben werden. Bei der Auswahl von Autoren und Autorinnen für Lesungen kamen aus finanziellen Gründen nur wenige in ganz Deutschland anerkannte in Frage. Mit Geschick konnten junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die bereits mit ihren ersten Büchern erfolgreich waren, für Lesungen geworben werden. Erfreulicherweise wurden aber auch ‚regionale‘ Dichter wie Ludwig Harig, Alfred Gulden, Johannes Kühn oder Sibylle Knauss oder nichtprofessionelle Autoren wie Hans-Guido Klinkner oder Siegmund Nimsgern gern gehört. Verfasser von Trivialliteratur hat der Arbeitskreis nicht eingeladen.“
Sommer 2015 übernimmt der Realschullehrer Jürgen Bost den Vorsitz des Literaturforums. In Jahresrückblicken berichtet er ausführlich über seine neue Arbeit. Den Auftakt bildete „In alter Frische“, die Autobiographie der “Mundartpäpstin“ Edith Braun.
Bosts Buchpräsentationen sind vielfältig: Neben Roman, Krimi und Lyrik, Sachbuch und Tagebuch, Geschichten, Briefen und Liedern auch Anthologien („St. Ingbert. Literatur einer Stadt“). Musikbegleitung ist beliebt, auch in Szene gesetzte Lesung kommt gut an („Literatur von Frauen der Weimarer Republik“). Die Breite des Programms ermöglichen Kooperationen mit literarischen Gesellschaften (vor allem der KEB, der Katholischen Erwachsenenbildung).
Besonders liegt Jürgen Bost daran, „regionale Autoren und heimische Verlage zu unterstützen“ und „die Literatur aus der Großregion Saar-Lor-Lux in den Fokus zu rücken.“ Und er gedenkt am Ende eines jeden „Jahresabschlusses“ auch der Stadtbücherei: „Diese Lesungen lockern den Bibliotheksalltag auf und verleihen der Stadtbücherei das Profil einer lebendigen Kultureinrichtung. Gerade auswärtige Gäste rühmen sie oft als facetteneichen kulturellen Treffpunkt.“
Zu guter Letzt noch einmal Sibylle Knauss: „Wie schön, dass es [das Literaturforum] nach mehr als 40 Jahren noch immer besteht und St. Ingbert zu einem Ort der Literatur macht.“
Schließen - Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS), Landesverband Saar
- Meridian – Literarische Gesellschaft Saar e.V. (zu Ende 2018 aufgelöst) HINWEIS
Die Literarische Gesellschaft MERIDIAN – Ein Rückblick
Von Ralph Schock
Im Oktober 2002 wurde die Literarische Gesellschaft MERIDIAN von der ehemaligen Vorsitzenden des Rundfunkrats des Saarländischen Rundfunks, Rosemarie Kelter, und einigen an Literatur Interessierten gegründet. Ziel der Vereinigung, die etwa 50 Mitglieder hatte, war es, Lesungen und Diskussionsveranstaltungen zu literarischen Themen durchzuführen sowie Exkursionen zu literarischen Orten zu unternehmen.
So gab es mehrtägige Studienreisen zu Orten der Literatur wie Reims, Chartres, Illiers, Paris, außerdem in die Ile de France (Flaubert), nach Burgund und ins Maconnais (Lamartine), ins Anjou und in die Touraine, ins Berry (George Sand und Colette), Prag (Kafka), St. Dié (Goll), Housseras (Döblin), Vianden (Victor Hugo), Waldersbach (Pfarrer Oberlin und Jakob Michael Reinhold Lenz), Odilienberg und Obernai (Schickele) und Nancy (literarischer Stadtspaziergang).
Ziele der Studienreisen in Deutschland waren u. a. Marbach (Deutsches Literaturarchiv), Tübingen (Schwäbischer Dichterkreis), Dresden, Weimar (Goethe), Halle an der Saale, Naumburg und Bad Lauchstädt. Ausflüge wurden unternommen in das Jean-Lurçat-Museum in Eppelborn, das Lalique-Museum in Wingen-sur-Moder und ins Museum des Aberglaubens nach Rubenheim.
Realisiert wurden diese Veranstaltungen oft mit anderen Partnern, etwa dem Saarländischen Kultusministerium, dem Saarländischen Rundfunk (SR 2 KulturRadio: der Literatur- und der Hörspielredaktion), dem Saarbrücker Stadtverband, der Christlichen Erwachsenenbildung in Merzig und Hilbringen, der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik, dem Saarländischen Künstlerhaus und dem Saarbrücker Frauenbüro.
Folgende Autoren sind bei MERIDIAN aufgetreten: Milo Dor, Ingo Schulze, Peter Stamm, Fritz J. Raddatz, Robert Gernhardt, Sigrid Damm, Thomas Rosenlöcher, Matthias Zschocke, Patrick Roth, Dieter Schlesak, Peter Kurzeck, Christoph Meckel, Ulrike Kolb, Sibylle Knauss, Martin Graff, Roger Bichelberger, Martin Grzimek, Klaus Brill und André Weckmann. Einer der Höhepunkte war die Lesung der Nobelpreisträgerin Herta Müller.
Auch viele saarländische Autoren stellten bei MERIDIAN ihre neuen Bücher vor: Alena Wagnerova, Alfred Gulden, Rainer Petto, Arnfrid Astel, Ralph Schock, Johannes Kühn, Ludwig Harig, Ellen Widmaier, Ulrike Kolb, Klaus Bernarding, Frauke Verlinden, Madeleine Giese, Martin Bettinger, Klaus Martens, Jörg Gronius, Alfons Klein, Johannes Kühn und andere.
Außerdem gab es Vorträge, u. a. von Dr. Thomas Grub, Dr. Harald Bost, Anette Kührmeyer (SR, Situation des Hörspiels), Prof. Dr. Günter Scholdt, Dr. Jörg Theis, Dr. Wolfgang Zimmer, Prof. Dr. Rainer Hudemann, Gerd Ames, Prof. Dr. Peter Winterhoff-Spurk, Ilka Desgranges (Saarbrücker Zeitung), Prof. Dr. Max Pommer, Stefan Weszkalnys, Dr. Kurt Bohr, Dr. Johannes Schmitt, Dr. Stefan Woltersdorff, Torsten Mergen, Dr. Hermann Gätje, Reinhard Klimmt, Dr. Christine Reiter, Rainer Luthe, Dr. Susanne Nimmesgern, Armin Schmitt und Josef Ollinger.
Der Verein hat sich durch Mitgliedsbeiträge, Zuschüsse von verschiedenen Institutionen und durch Spenden finanziert. Da die langjährige Vorsitzende Rosemarie Kelter (1936 – 2020) aus gesundheitlichen Gründen ihre Tätigkeit nicht fortsetzen konnte, stellte sie ihr Amt Ende 2018 zur Verfügung. Nachdem sich niemand aus dem Vorstand oder der Mitgliedschaft bereiterklärte, den Vorsitz zu übernehmen, löste sich der Verein nach rund 18 Jahren zum 31.12.2018 auf. Das Vereinsvermögen wurde satzungsgemäß der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek zur Verfügung gestellt.
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