Großrosseln
Großrosseln ist eine Gemeinde an der Rossel im Waldgebiet des Warndt, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich. Der Name „Warndt“ kommt von althochdeutsch „warên“, das heißt „schützen, bewahren“, zu verstehen als das „zu hegende und schützende“ Land, ein Reservat für die herrschaftliche Jagd. Daran erinnert das ehemalige Jagdschloss im Ortsteil Karlsbrunn; der dazugehörige Waldgarten ist heute Teil des Ensembles Gärten ohne Grenzen der Region SaarLorLux. Es wurde in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts für Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken unter Mitwirkung seines Architekten Friedrich Joachim Stengel erbaut, es ist das einzige seiner Schlösser, das 1793 von den Zerstörungen im Gefolge der Französischen Revolution verschont blieb; heute beherbergt es ein Restaurant.
Zum ersten Mal erwähnt wurde der Warndt 999 im Zusammenhang von Besitzstreitigkeiten zwischen dem Metzer Bischof und den Burgherren von Saarbrücken. Aus der Gegend von Bitsch kommend, ließen sich Ende des 16. Jahrhunderts die ersten Glasmacher im St. Ingberter Raum und im Warndt nieder. Hier fanden sie, was sie zur Glasproduktion brauchten: Sand, Holz und Wasser. Im 17. Jahrhundert, schon vor der Aufhebung des Edikts von Nantes, war der Warndt Zufluchtsort französischer Hugenotten. Über hundert Jahre gab es im Warndt eine Ansammlung von Glashütten, bis die Landesherren die Umstellung von Holzkohle auf Steinkohle zur Befeuerung der Öfen anordneten, um den Raubbau am Wald zu beenden; danach verlagerte sich die Glasproduktion zu den Steinkohlevorkommen des Sulzbach- und Fischbachtales. Ein Beispiel für Auswanderer aus diesem Gebiet ist ein gewisser Johann Nicolaus Eisenhauer, der Mitte des 18. Jahrhunderts Karlsbrunn in Richtung Amerika verlassen hat und dessen Nachfahre Dwight D. Eisenhower von 1953 bis 1961 Präsident der Vereinigten Staaten war.
Aber auch im Warndt wurde von der Mitte des 19.Jahrhunderts an Steinkohle abgebaut, im 20. Jahrhundert wurde die Warndt-Kohle zum Politikum. Durch den Friedensvertrag von Versailles gingen die Saargruben in den Besitz des französischen Staates über. Der verpachtete die Gruben an französische Unternehmen, die in der Folge von lothringischem Gebiet aus die Kohle unter dem Warndt abbauten. Die Warndt-Frage spielte im Abstimmungskampf 1935 eine Rolle und brachte auch nach dem Zweiten Weltkrieg die saarländische Regierung unter Johannes Hoffmann in Schwierigkeiten. Erst der Saarvertrag von 1956 beendete den Streit, die Warndt-Kohle kam in deutschen Besitz, wenn auch die Pachtverträge mit dem französischen Unternehmen mit Einschränkungen bis 1981 liefen. 1963 konnte das neu gegründete Bergwerk Warndt die Förderung aufnehmen. 1992 wurde es mit dem Bergwerk Luisenthal zusammengelegt. Das Bergwerk Warndt/Luisenthal stellte 2005 die Steinkohleförderung ein.
Großrosseln und der Warndt waren weniger Orte, die Literaten hervorbrachten, dafür war die Landschaft eher Gegenstand von Sagen und Erzählungen. Der unermessliche, finstere Warndtwald ist dort ein Ort des Grauens und der Angst; außerdem soll Napoleon im Warndt Rast gemacht haben, sowohl auf dem Weg nach Russland als auch auf dem Rückzug. Lohmeyer verzeichnet in seinem Standardwerk „Die Sagen der Saar“ 44 Warndt-Sagen, darunter die vom Räuberführer Lips Tullian. ZITAT
Der Ortsteil St. Nikolaus ist bundesweit bekannt durch sein Weihnachtspostamt. Dem Ort und dem Heiligen hat Albert Bierbrauer ein Gedicht gewidmet, der seit den 1950er Jahren, später mit seiner ebenfalls schreibenden Ehefrau Irene Siegwart-Bierbrauer in Großrosseln lebt. ZITAT
Günter Kerner aus dem Ortsteil Lauterbach hat sich nicht nur als Kunstdidaktiker hervorgetan, er bewahrt in seinen Texten auch die Erinnerung an die alten Zeiten im Dorf. ZITAT