HORNBACH – Die Klosterstadt des Heiligen Pirmin

Gabriele Oberhauser

Klosterhof im Hotel Kloster HornbachDie kleine Stadt Hornbach liegt im Süden der Südpfalz und in Nachbarschaft von Saarpfalz und Bitscher Land, dem Pays de Bitche. Ihre Entstehung verdankt sie dem Hl. Pirmin.

Das trotz der Kriege des 17. Jahrhunderts „durchaus noch reizvolle geschlossene Stadtbild“ (Eduard Finke) wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs durch Abriss der Hälfte aller Häuser zugunsten einer „freien Aufmarschzone“ zerstört. Damit versank das Landstädtchen in einen Dornröschenschlaf. Es war langweilig, trostlos und unbehaust geworden. Die erste Gegenmaßnahme war, 1980 den Stadtkern unter Denkmalschutz zu stellen. Aber erst im Frühjahr 2000 wurde durch die Eröffnung des Klosterhotels der Ort wieder lebendig.

StraßenschildEin Besuch, ob mit Auto, Fahrrad oder auf Wanderwegen, lohnt. Die „Klosterstadt Hornbach“ (wie sich der Ort heute nennt) bietet in einer Broschüre einen Stadtrundgang mit 28 Stationen an. Die bedeutendste: der Bezirk des von Pirmin 742 gegründeten Klosters, im Mittelalter das „reichste und angesehenste Benediktinerkloster zwischen Speyer und Metz“ (Dehio).

Von der Siedlung im Tal am Zusammenfluss (Gamundium) von Schwalb und Trualb führt die Hauptstraße hinauf zum Unteren Tor der umwehrten ehemaligen Abtei, seit 2000 Hotel „Kloster Hornbach“. Architekten haben gemeinsam mit den Denkmalschutzbehörden Relikte des nach der Reformation heruntergekommenen Gebäudes in ihr modernes Konzept integriert. So die romanische Abtskapelle (heute Trauungen vorbehalten), Reste des Refektoriums (Speisesaal der Mönche, heute Gourmet-Restaurant), Teile des Kreuzgangs.

Das Gelände der ehemaligen Klosterkirche gehört nicht zum Hotel. Dort führten Grabungen bereits ab 1953 zur Freilegung der Grundmauern. Das Ergebnis: Die ruinös gewordene, 1781 beim Bau der Evangelischen Pfarrkirche abgetragene Abteikirche war eine romanische dreischiffige Pfeilerbasilika aus dem 11. Jahrhundert, die einschließlich der Erweiterungen im 12. und 13. Jahrhundert eine Gesamtlänge von über 71 Metern erreichte.
Beiläufig entdeckt wurde Pirmins Grab.

Pirmins Gründung

Hornbach war Pirmins letzter und längster Aufenthalt. Nach Wunsch, wie es ein Hornbacher Mönch in seiner um 850 in Latein verfassten Vita versichert:
„Hier ist meine Ruhe ewiglich, hier will ich wohnen, weil ich den selben [Ort] erwählt habe. Hier will ich mit Gottes Wille das Ende meines Lebens erreichen, bis die Posaune des Herrn vom Himmel ertönt und alle Toten auferstehen und wir dem Herrn entgegengehen.“ (Übersetzung von Eduard Finke) Dieser Wunsch wurde Pirmin nicht erfüllt. Achthundert Jahre nach seinem Tod (753) wurde das Kloster 1559 säkularisiert, Pirmins Gebeine kamen über Speyer nach Innsbruck.

Der „erwählte“ Ort gehörte zum Besitz von Graf Warinhar aus der Familie der mächtigen Widonen, der seine Stiftung großzügig mit Ländereien begabte. Von der Begegnung beider, des Stifters und des Gründers, bis zum Bau einer dem Apostel Petrus geweihten Kirche erzählt die Vita ausführlich. Wohlgemerkt: Der Autor wollte nicht informieren, er wollte erbauen. ZITAT

Pirmins Grab

Pirmins GrabstätteWährend der Grabungen der 1950er Jahre entdeckte man in der Apsis (Altarnische) des Vorgängerbaus der romanischen Kirche Pirmins leeres Grab. Es ist eine konische Grabkammer, zu der eine trapezförmige, ummauerte Treppe hinunterführt. Nach der Vita handelt es sich hier um eine Zweitbestattung: „Im Kloster Hornbach ist am zweiten November die feierliche Wiederbestattung des heiligen Bischofs Pirminius.“ Damit gemeint ist wohl die Überführung des Heiligen aus einer ersten in die zweite, um vieles größere karolingische Kirche und seine Beisetzung in deren Hauptapsis.

Pirmins GrabDie noch erhaltene Grabinschrift des Schriftstellers, Lehrers und Theologen Hrabanus Maurus, 847 bis 856 Erzbischof von Mainz, würdigt Pirmin in lateinischen Versen. In Übersetzung von Richard Antoni: „Pirminius selbst, Bischof und Christi Bekenner, / bewohnt dieses Haus und heiligt den Ort. / Um Christi willen hat er die gegenwärtigen Freuden der Welt / verschmäht und für sich die Armut erwählt. / Er verließ Vaterland, Volk und Verwandte / und suchte die Fremde, verdiente den Himmel. / Das Volk der Franken suchte er mit klarer Lehre zu gewinnen / und erbaute für Gott sehr viele heilige Stätten. / Hier auch ruht er nun, hat die Glieder des Leibes abgelegt / und mit der Seele besitzt er oben das glückliche Reich. / Er hilft allen, die würdig Himmlisches suchen, / und in rechter Weise bewahrt er selbst seine Diener“.

Die Evangelische Kirche der Pfalz ließ über dem leeren Grab eine Gedenkstätte errichten

Pirmansland

Nach Pirmin sind Ortschaften benannt (die Stadt Pirmasens entstand aus einer Hirtensiedlung des Klosters), Wanderwege (Pirminspfad von Hornbach nach Wissembourg/Weißenburg), viele Kirchen (St. Pirminius in Hornbach) sind ihm geweiht. In Sagen ist er lebendig. Das besonders in der Saarpfalz, dort, wo die Besitzungen des reich begüterten Klosters sich erstreckten. Genauer: Es ist das Waldgebiet (die „Kleine Schweiz“) zwischen Kirkel, Bierbach und Lautzkirchen, sowie das Bauernland im Bliesgau. (Das heute „Pirmannswald“ genannte Areal ist nur ein Teil davon.) Sagen sind gut verortet.

Wie selbstverständlich die Leute mit ihrem „Hausheiligen“ umgingen, wie sehr er in ihrem Alltag gegenwärtig war, das zeigt sich besonders, wenn’s Streitigkeiten gab, zum Beispiel ums Holz im Wald. ZITAT

Johann Nikolaus Götz – Pfarrer und heimlicher Poet

Tausend Jahre nach Pirmin lebte in Hornbach der Dichter und Pfarrer Johann Nikolaus Götz. War der Ort für den Klosterbischof sein letzter und längster Aufenthalt, so für den Pfarrer seine erste und kürzeste Amtszeit. (In Zahlen: 742-753 und 1751-1754.)

Welchen Anblick die kleine Stadt Mitte des 19. Jahrhunderts bot, beschreibt der Schriftsteller und Volkskundler August Becker in seinem Buch „Die Pfalz und die Pfälzer“ 1857: Hornbach liegt „in wahrhaft anmutiger Umgebung, die den Anblick des Städtchens, das einen malerischen Eindruck macht, sehr hervorhebt. Da stehen Trümmer von Ringmauern, altertümliche ruinöse Häusergiebel, über dem Städtchen die Reste des alten Klosters mit hohem Kirchturm, gleich einer mittelalterlichen Zitadelle. Dies war St. Pirmins Abtei“.
So friedlich zeigte sich der von vielen Kriegen heimgesuchte Grenzort nicht immer.

Für Johann Nikolaus Götz jedenfalls wurde nach einem Jahrzehnt unsteten Lebens das abseits der Zweibrücker Residenz gelegene Hornbach zum Refugium, zum Idyll. Herzog Christian IV. hatte ihn 1751 zum Pfarrer dort ernannt, am 3. März trat Götz seinen Dienst an.
Angekommen, widmete Götz dem Zweibrücker Gymnasialprofessor und Freund Crollius das Gedicht „Einladung aufs Land“. Es ist ein für die Anakreontik typisches Gedicht: voll Lebenslust in ungestörter Natur und im Beisein der Götter. So preist Götz in sieben Strophen überschwänglich „Die Freuden, die wir hier auf Hornbachs Flur genießen“. ZITAT

StehleAn der Evangelischen Pfarrkirche (der „Protestantischen Klosterkirche“) auf dem Klosterhügel verweist eine Tafel auf Johann Nikolaus Götz. Das klassizistische Gebäude wurde 1785/86 gebaut. Götz musste seine Gottesdienste noch im halben Mittelschiff der baufälligen Abteikirche halten oder (und) im jetzigen Rathaus am Marktplatz, einem hübschen Renaissancebau und, von 1700 bis 1786, Simultankirche für beide Konfessionen.

Von dort zum ehemaligen Protestantischen Pfarrhaus, mit Wohnhaus (von 1608) und Wirtschaftsgebäude (von 1610), Burgstraße 9, ist es nicht weit. Vieles spricht dafür, dass Götz in seiner Hornbacher Zeit (1751 bis 1754) hier, „wo du bey fremden Gütern / Dein eigner König bist“, gewohnt hat.
Das Pfarrhaus wurde zum privaten Wohnhaus. Der jetzige Besitzer ließ seinen ursprünglichen Zustand wieder herstellen und richtete im Wirtschaftsgebäude ein Museum ein.

Ein Jahr nach seinem Amtsantritt heiratete Götz die junge Witwe seines Vorgängers, eine geborene Zäsar, seine „Zäsarin“. Sie brachte einen Sohn mit in die Ehe; in Hornbach kamen Sohn Gottlieb Christian (später Verleger des lyrischen Gesamtwerks seines Vaters) und zwei Töchter zur Welt:

Die Harmonie
O wunderbare Harmonie!
Was er will, will auch sie:
Er bechert gern, sie auch;
Er lombert* gern, sie auch;
Er hat den Beutel gern,
Und spielet gern den Herrn,
Auch das ist ihr Gebrauch.
O wunderbare Harmonie!
Was er will, will auch sie.

*von l’hombre, einem französischen Kartenspiel
(zitiert nach der Ausgabe von Ramler, Vermischte Gedichte Zweiter Teil, Seite 152)

Als Pfarrherr und Familienvater begann für Götz ein neuer Lebensabschnitt. Um „mein kleines Glück, und alle meine gegenwärtige Wohlfahrt“ nicht zu verlieren (Brief an den in Berlin lebenden Herausgeber und Freund Karl Wilhelm Ramler vom 5. 9. 1772), sollte Götz von Amts wegen das Dichten aufgeben. Seine Vorgesetzten nahmen daran Anstoß. Götz dichtete fortan im Verborgenen, Ramler veröffentlichte die Gedichte („Stücke von einer außerordentlichen Feinheit, Zärtlichkeit und Süßigkeit“) anonym. Im „Johann Nikolaus Götz Saal“ des Bürgerhauses kann man eines seiner Gedichte aus dieser Zeit lesen:

Sage, sprach ich zu der Freude,
Sage doch: was fliehstu so?
Hat man dich, so fliehstu wieder!
Nimer wird man deiner froh.

Sie erwiederte: Bedanke
Dennoch bey den Göttern dich!
Wann ich ohne Flügel wäre,
Sie behielten mich für sich.

(nach der originalen Handschrift, abgedruckt im Ausstellungskatalog der Stadtbibliothek Worms 1986.)

Johann Nikolaus Götz wurde von Hornbach gegen Ende 1754 nach Meisenheim/Glan versetzt, von dort 1764 nach Winterburg, wo er 1781 verstarb.

Im März 2015 bekam Johann Nikolaus Götz auch in Hornbach sein Denkmal.

TafelStehle Nahaufnahme

Der antike Autor Ausonius
über die Saar bei Konz

Matte Mündung unter Mauern des Kaisers

Gabriele Oberhauser

Flussbrücke Panorama

Die Saar entspringt in den Vogesen und mündet in die Mosel. Als deren längster Nebenfluss spielt sie in der “Mosella” (Die Mosel) des römischen Dichters Ausonius, einem in lateinischen Hexametern verfassten Lobgedicht auf die Mosel, eine kleine, aber gewichtige Rolle. Es ist die historisch früheste Erwähnung der Saar in der Literatur.

Decimus M. Ausonius

Decimus Magnus Ausonius de.wikisource.org/wiki/Ausonius

Decimus Magnus Ausonius ist im ersten Jahrzehnt des vierten Jahrhunderts in Burdigala (Bordeaux) im aquitanischen Gallien geboren. Als Lehrer der Rhetorik und Vermittler der lateinischen Literatur war er hoch geschätzt, und so berief ihn Kaiser Valentinian I. 367 zur Erziehung seines Sohnes Flavius Gratianus in den Kaiserpalast nach Trier. Trier war in der letzten Blüte des römischen Reiches Kaiserresidenz und Bischofssitz, das acht Kilometer entfernte Konz (Contionacum) an der Mündung der Saar in die Mosel, war Sommerresidenz. Sie war die prächtigste unter den “Villen”, von denen es bei Ausonius heißt:    

“Solche Bilder [die Rede ist von einem ins eigene Netz geratenen Fischer] genießen am blauen Wasser in langer Reihe Villen, die mit ragendem Giebel auf Felsen stehen; mitten hindurch läuft trennend der Fluss und schlängelt sich windend und biegend, und Schlösser schmücken bald hüben, bald drüben die Ufer.” [Vers 283 bis 286]

Die Sommerresidenz hatte ein Ausmaß von 84 x 38 Metern, sie stand auf einer Anhöhe mit weitem Ausblick auf Mosel und Saar. Ihren Platz nahm im Mittelalter die dem Schutzheiligen der Schiffer und Fischer geweihte Pfarrkirche St. Nikokaus ein (Martinstraße 22, 1959 neu errichtet).  Ruinen sind noch um die Kirche und in ihrer Krypta erhalten. Zu den Resten außerhalb gelangt man über eine von der Kirche zum Friedhof führende Treppe. Der Besuch lohnt: Tafeln, betitelt “Der Kaiser empfängt”, “Der Kaiser lädt zum Bad”, erläutern in Schrift und Bild die Anlage. Hier schrieb Ausonius um 371 an seinem Preislied auf die Mosel und ihrer Nebenflüsse:    

Ruinenreste der Kaiservilla

Ruinenreste der Kaiservilla

“Wie aber könnte ich endlich aufhören, deine blauen Fluten zu loben und dich zu preisen, Mosel, als ebenbürtig dem Meer, da weithin zahllose Flüsse von beiden Seiten dir zuströmen?  Zwar könnten sie ihren Lauf verlängern, doch eilen sie, samt ihrem Namen in dir aufzugehen.” [Vers 349 bis 353]
Unter diesen „zahllosen Flüssen“ würdigt der Dichter vornehmlich die Saar: “Ich rede nicht von der schmächtigen Lieser, der seichten Dhron, will auch den reizlosen Lauf der Salm nicht erwähnen; längst nämlich ruft mich schon die schiffbare Saar mit rauschenden Wassern, winkt mit dem ganzen Gewand; sie zog ihren Lauf lang hin, um matt unter Mauern des Kaisers  zu münden.” [Vers 365 bis 369]

Im Mündungsbereich entdeckte man beim Bau der Straßenbrücke (B51) über die Saar Reste von Pfeilerfundamenten der Römerbrücke (der späteren “Konzerbrück”).  Diese war Teil einer Fernstraße, die von Trier über Metz zum Mittelmeer verlief. Sie diente nicht nur dem Transport von Militär und Post, sondern auch von Luxusgütern, die man im Land der Treverer vermisste. Nach Ausonius teilten die Pfeiler die Saarmündung in sechs Läufe auf:

“Du dann, Barbe [aus der Familie der Karpfen], zwängst dich durch die Schlünde der schlängelnden Saar, dort, wo zweimal drei Arme die felsigen Pfeiler umbrausen; doch wenn du erst in den ruhmreicheren Fluss gelangt bist, schwimmst du frei dahin in weiteren Bogen. Du gewinnst an Geschmack in drückenden Jahren, erlangst allein unter allen atmenden Wesen ein ungescholtenes Alter.” [Vers 91 bis 96]
Was die “Barbe” angeht: Sie ist nur ein Beispiel von etwa 15 Fischen, wie sie der Dichter (Vers 85 bis 143) in einem epischen “Fischkatalog” beschreibt.

Saaraltarm an der Saar-Riesling-Straße

Saaraltarm an der Saar-Riesling-Straße

Ausonius kehrte nach 390 in seine Heimat zurück, er wollte, “wenn mir die Ader der Dichtung noch fließt, das Lob des Flusses im Norden in reicherer Fülle besingen.” [Vers 452 bis 453] Dazu kam es nicht mehr, Ausonius starb wenige Jahre später.

Eine Empfehlung noch für die Anfahrt: Wenn Sie entlang der unteren Saar flussabwärts fahren, nehmen Sie bei Saarburg die L138, die Saar-Riesling-Straße. Hier lässt sich Ausonius’ Text ein wenig nachempfinden, vom Mosel- ins Saartal übertragen:
“Genug schon betrachteten wir die fließenden Pfade und zählten der Fische schlüpfrige Schwärme und vielfache Scharen. Nun biete andere Schau das Gepränge des Rebengeländes, nun sollen des Bacchus Gaben die schweifenden Blicke ergötzen, dort, wo ein hoher Gipfel in langem Zug über Steilhänge, auch Felsen, besonnte Hügel, Biegung und Bucht, mit Reben bepflanzt, zu einem Naturtheater aufsteigen.” [Vers 150 bis 156] 

Zitate aus:  D. Magnus Ausonius, Mosella Die Mosel. Lateinisch/Deutsch. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Otto Schönberger. Reclams Universal-Bibliothek Nr.19183, Stuttgart 2. Ausgabe 2014.

Ein Ausflug an die Untere Saar

Gabriele Oberhauser

Die „Untere Saar“ beginnt ab Merzig, bildet zwischen Besseringen und Mettlach ihre „große Schleife“, verlässt nach Saarhölzbach das Saarland und fließt dann noch 31 km durch Rheinland-Pfalz bis zur Einmündung in die Mosel in Konz, wenige Kilometer vor Trier. Es ist ein Land zwischen Hunsrück und Saargau. Mitte und Mittelpunkt zwischen der Landesgrenze und Konz ist Saarburg, bis 1969 Kreisstadt, dann, mit dem Landkreis Trier vereinigt, Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Saarburg. HINWEIS

Unser Ausflug gilt vor allem Serrig, der Klause bei Kastel-Staadt, und dem Dorf Kastel-Staadt.

Als ihr Nebenfluss stand die Saar lange im Schatten der Mosel. In den Reisebeschreibungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts wird sie nur als „Anhang“ der „in den Rheinstrom einfallenden Flüsse“ (u. a. Mosel, Lahn, Nahe) bedacht. Das hat sich geändert, spätestens seit die Saar 1975 bis 1986 von ihrer Mündung bis Saarbrücken für die Großschifffahrt ausgebaut und zur „europäischen Wasserstraße“ geworden ist. Seither mäandriert die in ein Betonbett gezwängte Untere Saar nicht mehr, ihre Schleifen wurden abgerundet.
Damit hat auch die Flussromantik ein Ende gefunden. „Ich kann mir kaum etwas Anziehenderes denken, als die Wasserfahrt von Merzig nach Saarburg. Das Schaukeln des leichten Kahnes, das immerwährende Plätschern und Rauschen des ziemlich reißenden Stromes zwischen den steilen Bergen mit ihren dunklen Wäldern, die sich hoch und dicht bis an die Wellen herabdrängen, das stete Durcheinanderklingen der Vogelstimmen, in die kein Menschenlaut sich mischt …“ (so der Jurist und Kunstschriftsteller August Reichensperger 1832), das lässt sich auf den Decks der modernen Fahrgastschiffe zwischen Trier und Mettlach nicht erleben.
Im Zuge der Kanalisierung wurde auch die B 51 Mettlach-Trier, die größtenteils an der Saar entlang führt, ausgebaut.

Für eine nachhaltige Industrialisierung erwies sich das Untere Saartal jedoch als ungünstig. Keine Hütten, keine Gruben, keine Industrieansiedlungen. So blieb die Landschaft weitgehend erhalten. Das gilt vor allem für die Engtäler und steilen Felswände des schluchtartig in den Taunusquarzit eingetieften Flusses vor und nach Saarhölzbach. Über den 430 m hohen Vogelfelsen rechts der Saar führt der Saarlandrundwanderweg vom Schwarzwälder Hochwald zur Saarschleife und in den Saargau. Die Felsen lehren einen das Fürchten: im Rauchfang des Teufelsschornstein habe ein Schmied den Leibhaftigen beschworen.
Flussabwärts ändert sich das Land. Ab Ende der „kleinen Saarschleife“ bei Hamm begleiten auf den Steil- und Gleithängen des Hunsrückschiefers Obstwiesen und Weinberge den Fluss. Knapp 800 Hektar beträgt die Rebfläche. Schon die Römer nutzten die Lage(n) unterhalb ihrer Residenzstadt Trier.

Für die Menschen aus dem Industrierevier der mittleren Saar war dieUntere Saar zum Erholungsraum geworden. „Wer dem unruhigen und düsteren Reich der Steinkohle und der Hochöfen des Saarbeckens im Schnellzuge enteilt und Trier zusteuert, der durchfährt in der letzten Stunde ein anmutiges Tal.“ (Schreibt Richard Wirtz in seinem 1920 erschienenen „Heimatbuch“ „Das Moselland“.) 1907 wurde in Dillingen der Saarwaldverein gegründet, die Flusslandschaft für das Wandern entdeckt, und die Eisenbahnlinie zur „Bahn-Wanderstrecke“.

1980, sechs Jahre nach Beginn der Kanalisierung, wird der Naturpark „Saar-Hunsrück“ eröffnet, die Landschaft der Unteren Saar für den „sanften Tourismus“ neu erschlossen. Beim Naherholungsgebiet blieb es nicht. Die „Saar-Obermosel-Touristik“, mit Sitz in Saarburg und in Konz, wirbt für die Untere Saar als Urlaubsregion. Da genügt nicht eine „Vielfalt an Rad- und Wanderwegen“, es muss dann schon ein „Wandern auf höchstem Niveau“, ein „Grenzenloses Radfahren“ sein, die Freizeitangebote werden zu „Outdoor- Aktivitäten“ und die Saarschleifen zu „Traumschleifen“. Was Saarburg jährlich rund 200.000 Tagegäste und 300.000 Übernachtungen beschert. Und der schönen Stadt an der Mündung des Leukbachs in die Saar, mit Wasserfall und Burgruine, Fachwerkbauten und stattlichen Bürgerhäusern in der Oberstadt, mit Fischer- und Schifferwohnungen am Staden, nicht immer gut bekommt.

„Wie damals sind es immer wieder die zahlreichen Kultur- und Naturdenkmäler, die sich mit der Flusslandschaft verbinden und den Besucher von Nah und Fern in ihren Bann ziehen“. Michael Jung („Vom Flußbad zum ‚sanften Tourismus‘ “) zählt sie auf. Und nennt für den Unterlauf der Saar „die Cloef bei Orscholz mit Blick auf die Saarschleife und die Burgruine Montclair; das Wellesbachtal mit seiner schluchtwaldartigen Vegetation; die Hammer Saarschleife; der Altfels bei Kastel; die Kasteler Klause mit der Grabkapelle des Königs von Böhmen, die Klause bei Serrig und nicht zuletzt auch die Burgruine von Saarburg.“

Literatur: Die Saar. Geschichte eines Flusses. Hrsg. Richard van Dülmen, Eva Labouvie. St. Ingbert, Röhrig Verlag, 1992.

Unser Ausflug in „Dichters Lande“ führt von Saarhölzbach die B51 saarabwärts nach Serrig am rechten Saarufer. Von dort weiter und über die Brücke (B407) ans linke Flussufer nach Saarburg. Hier geht es sogleich nach Krutweiler und saaraufwärts bis Staadt. Dann die Serpentinen hoch nach Kastel-Staadt am Rande des Saargaus und zur Klause in der Felswand, Serrig gegenüber. (Vor der Kanalisierung gab es eine Fähre zwischen Serrig und Staadt.)